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EUROPAS GRÖSSTER ENTERTAINER

Kritik zum Konzert von „Robbie Williams“ im Rahmen seiner „Britpop“ Tour

10. August 2025 | Deutsche Bank Park Frankfurt: Dass ein Trikot mit der Nummer acht und der Aufschrift „Williams – World‘s nicest Narcissist“ aus der offiziellen Robbie-Williams-Kollektion stammt, beweist: Der Brite besitzt Selbstironie und Humor. Wie so oft an diesem Abend in Frankfurt, der neben musikalischen Höhepunkten vor allem von den Ansagen Robbies lebte. Vor ausnahmslos jedem Song gab er in Entertainer Manier in seiner gewohnt schelmischen Art unterhaltsame Anekdoten zum Besten. Aber bei aller Euphorie, die Williams auch im ausverkauften Deutsche Bank Park entgegenschlug, sei trotzdem kritisch angemerkt, dass das mitunter ein bisschen zu viel „Gebabbel“ war (wie man in Frankfurt zu sagen pflegt).

Dabei hätte die Eröffnung des Abends nicht spektakulärer ausfallen können. Beim Opener „Rocket“, einem von zwei neuen Songs, hielt sich Wil- liams noch im Hintergrund, um dann eine Leiter zu erklimmen und sich zu den ersten Tönen von „Let me entertain you“ aus schwindelerregender Höhe kopfüber abzuseilen. Zweifelsohne haben nur wenige Künstler einen besseren Anheizer zu Konzertbeginn im Repertoire. Dementsprechend war das Publikum gleich voll da und Robbie ließ sich schon frühzeitig ausgiebig feiern, schließlich kann er in Deutsch- land nach wie vor auf eine konstant treue Fanbase bauen. Warum er jedoch gleich zu Beginn des Konzertes, quasi zur Begrüßung, erstmal ein paar Coversongs anspielte – in diesem Fall „Song 2“ von Blur, „Seven Nation Army“ von den White Stripes und Bon Jovis „Livin‘ on a Prayer“ – mag allenfalls der Steigerung des Stimmungspegels gedient haben. Womöglich ist die Idee ja auch aus der Not heraus geboren, fehlt es Robbie Williams doch, inmitten seiner zahlreichen Balladen-Schmachtfetzen, im Laufe des Abends ein wenig an rocktauglichen Stadionnummern.

Wie erfrischend war es deshalb, dass zwischen den getragenen Liedern „Monsoon“ und „Love my Life“ sowie dem folgenden “Strong“ der „Rock DJ“ auf das partyfreudige Auditorium losgelassen wurde. Um das Publikum nicht von der Stange zu lassen, gab es zwischendurch immer wieder typische Interaktionen mit den Besuchern. Ob Wechselgesänge, Arme schwenken oder bei den Balladen ein Handylichtermeer entfachen – keine Frage, Robbie beherrscht das „Frontmann 1×1“ aus dem Effeff und lässt sich nun mal am liebsten selbst hochleben. Zu dem Song „The Road to Mandalay“ ging es rüber zu einer zweiten Bühne inmitten des Publikums. Beim Gang durchs Publikum (hinter Absperrgittern) wurden Besucher geherzt und Security-Kräfte abgeklatscht.

Die Herzen der überwiegend weiblichen Besucher hatte Robbie da schon längst gewonnen. Nach „Supreme“ kam noch einmal Thom Rylance auf die Bühne, der Sänger der Vorband „Lottery Winners“, die ihren Job als Anheizer sehr gut ausgefüllt hatten. Mit Robbie spielte er akustisch Songs wie „Better Man“, „Sexed Up“, „Trip- ping“ oder „Candy“ lediglich kurz an. Derweil sorgte „Relight My Fire“ aus seiner Take-That-Ära mit einem liebgemeinten Diss Richtung Gary Barlow für Nostalgie. Zurück auf der Hautbühne sorgten „Millenium“ und die Coverversion von „New York, New York“ für Glamour. Auch wenn es Robbie schaffte, in einem vollen Stadion zeitweise für Clubatmosphäre zu sorgen, hatte man es hier mit einer perfekt durchchoreografierten Show zu tun, zu der auch das jeweils passende Outfit gehörte, das vom Astronautenlook, über bunte Tank-Tops bis hin zu einem weißen Glitzeranzug reichte. Spontanität gab es lediglich bei der Vorstellung der ein- zelnen Bandmitglieder, die jeder einen eigenen Song „spontan“ anstimmen durften, wobei ihre Auswahl von „Are you gonna go my way“, über „Ro- xanne“ und „Sweet Dreams“ bis hin zu „The Final Countdown“ reichte.

Auf die riesige Videowall hatten es die Musiker zuvor nur selten geschafft, denn die dort gezeigten Bilder erlaubten – außer König Robbie – allenfalls noch ein paar gutaus- sehende Tänzerinnen und Sängerinnen. Man könnte mit zunehmender Konzertdauer tierisch genervt sein von diesem vor Narzissmus nur so strotzenden Frontmann, wenn Robbie nicht gleichzeitig so verdammt sympathisch wäre. Dass der letzte große Hit schon etwas zurückliegt und sich auch die aktuelle Setlist aus den großen Hits speist, die er bereits 2003 bei seinem legendären Konzert in Knebworth gespielt hat, sei ihm verziehen. Man gönnt ihm einfach sein privates Glück mit seiner Frau Ayda und seinen vier Kindern, über das er auch an diesem Abend ausgiebig sprach. Von daher ist seine aktuelle „Britpop Tour“ nicht nur ein „Best of“ seiner bisherigen Karriere, sondern vor allem ein nostalgi- sches Bekenntnis zum Älterwerden. Dazu gehört auch, es etwas gemächlicher angehen zu lassen, weshalb es zum Ende des Konzertes mit vier Balladen am Stück nur noch puren Zuckerguss gab. Zunächst „She‘s the One“, das traditionell einer Besucherin, diesmal war Sara aus Dinkelsbühl die Außerwählte, gewidmet wurde. Zum Ende des Hauptprogramms dann das Sinatra-Cover „My Way“, bei dem Williams einmal mehr unter Beweis stellte, dass er nicht nur ein famoser Entertainer, sondern vor allem ein herausragender Sänger ist. Bei den beiden Zugaben „Feel“ und natürlich „Angels“ war in erster Linie Mitsingen in- mitten eines Lichtermeers angesagt. Man mag „Angels“ als Schlussnummer abgedroschen finden. Wenn aber Vierzigtausend das Lied singen, kann man schon mal eine Gänsehaut bekommen.

Fazit: Böse Zungen könnten behaupten, dass die mehr als zweistündige Show ohne Robbies Endlos-Monologe nicht einmal 90 Minuten gedauert hätte. Aber selbst dann bleibt unterm Strich eine makellose Show mit Längen, aber auch einigen Höhepunkten.

Text: Frank Fischer, Foto: Christine Ziegler