29. Januar 2015
Lincoln Theater
„Los, der Tod wartet nicht“, so mein Kollege auf dem Weg an diesem Abend ins Lincoln-Theater, um Zeuge der derzeit betriebenen Imagekampagne des Todes zu werden. Bedauerlicherweise sollte es bei der Vorfreude bleiben…
Da man bei „Youtube“ bereits Eindrücke sammeln konnte, die für lustig empfunden wurden, zog es mich erwartungsfroh ins Lincoln Theater. Als Scherz selbst, so dachte sich wohl der Deathcomedy-Anhänger, wurde als Warm-up-act „Das blühende Leben“ auf die Bühne gestellt – ein Mann mittleren Alters mit Gitarre, bunten Klamotten, welche anmuteten, entweder für Fasching oder die Love-Parade übergeworfen worden zu sein, sang alberne Lieder. Auf die Frage hin, ob man ewig leben möchte, war man in diesem Zusammenhang gewillt, laut „Nein“ zu schreien. Dann endlich: düstere Glockenschläge und gedimmtes Licht läuteten den Auftritt von ihm ein – dem Tod. Er sorgte zwar ad hoc bei seinen Begrüßungsworten für den ersten Lacher, als er nach einem gruseligen Keuschen seine piepsige Stimme preisgab. Auch ein Schmunzeln wird einem entlockt, wenn ein Tod-Mime in schwarzer Kutte und tief ins Gesicht gezogener Kapuze fröhlich tanzend zu DJ Ötzi´s Melodie „Ein Stein, der deinen Namen trägt“ singt. Dennoch sollte es bei diesen Erheiterungen bleiben. Zumindest, was den Gemütszustand von mir und meinem Kollegen anging. Die zahlreich erschienenen Zuschauer schienen sich köstlich zu amüsierten. Offensichtlich sind wir Kulturredakteure zu verwöhnt von ungezählten Eindrücken im Bereich Comedy. Mit einfältigen Witzen ging es weiter durch den Abend. Zumindest können wir nun sagen, die Radieschen von unten gesehen zu haben. So hielt der Kuttenträger eben gleiches kommentierend einen Bund derselben in die Höhe. Albern, oder?! Wer tatsächlich seit 2011 auf deutschen Bühnen unter der schwarzen Kutte den Tod mimt, bleibt nur zu spekulieren. Was man weiß ist, dass der Wahl-Berliner in den letzten Jahren unter anderen Auszeichnungen wie den Jurypreis beim Großen Kleinkunstfestival der Wühlmäuse einheimsen konnte.
Fazit: Wie sich herausstellte, reicht der einfach gestrickte Galgenhumor in 5-Minuten-Videos völlig aus, um kurzfristig belustigt zu werden. Ein abendfüllendes Programm führt dagegen eher zum langsamen Tod. Wünschenswert wäre in jedem Fall, nach nunmehr drei Jahren Bühnenpräsenz, ein neues Programm ins Leben zu rufen. Vielleicht dieses Mal mit etwas mehr Tiefgang?