17. Juli 2016
Rheinufer Worms:
Es war schon ein besonderes Konzert, dass dem Publikum an einem lauen Sommerabend am Rheinufer präsentiert wurde. Statt im Theater auf einem gepolsterten Sitz Platz zu nehmen, musste man an diesem Abend mit Gartenstühlen aus Plastik vorlieb nehmen. Dafür entschädigte jedoch das Bühnenbild: ein Schiff, der Rhein und das dazugehörige weitläufige hessische Rheinufer.
Anlass für das ungewöhnliche Ambiente war die Wiederaufführung des von Rüdiger Oppermann komponierten Epos „Rheingold“. Im Rahmen des wunderhoeren Festivals im letzten Jahr uraufgeführt, fügte sich das Stück nahtlos ein in das Kulturprogramm der Nibelungen Festspiele. Wurde das Werk bei der Uraufführung noch im Mozartsaal aufgeführt, fand die diesjährige Aufführung dort statt, wo sie auch namentlich hingehört, nämlich auf dem Rhein. Mit einem Schiff tourte der Harfenspieler Oppermann von der Rheinquelle bis nach Xanten. Rund 100 Zuschauer fanden sich am Ufer in der Nähe des Hagendenkmals ein, um dem komplexen Werk zu lauschen. Wie der Titel schon sagt, beschäftigt sich das zweistündige Konzert mit dem mächtigen Fluss und seiner Geschichte. Oppermann verleiht ihm ein akustisches Gesicht, während der Wormser Kulturkoordinator Volker Gallé Texte beisteuert, in denen sinnbildlich der Rhein selbst zu Wort kommt. Leider bremsten diese immer mal wieder den musikalischen Fluss aus und hätten wahrscheinlich davon profitiert, wenn sie organisch in das musikalische Treiben eingeflochten worden wäre. Letzteres war von beeindruckender Intensität. Zwischen leisen, fast meditativen Klängen und wilden Orchesterkaskaden, die das ungestüme Wesen des Flusses musikalisch fast greifbar machten, überzeugte das Epos in seiner Melange aus Eigenkompositionen und musikalischen Fundstücken aus dem Mittelalter. Furios arrangiert und aufgefüllt mit exotischen Instrumenten wie dem Mesolithischen Schwirrholz oder der Bronzetrompete verliehen Oppermann und sein Ensemble dem Rhein eine Stimme, die den Vergleich mit Wagners „Rheingold“ nicht zu scheuen braucht. Ganz im Gegenteil sogar, Wagner selbst fand für den Rhein nicht im Ansatz so viele Klangfarben wie an diesem Abend zu hören waren.
FAZIT: Eine Konzertbühne auf einem Schiff? Inmitten der Natur des großen Flusses Rhein verströmte das Musikepos, das eben jenem Fluss gewidmet ist, an diesem Abend eine ganz besondere Aura.