11. November 2016 | Das Wormser:
50 Jahre ist es her, dass das Wormser Theater im Jahre 1966 seine Wiedereröffnung feierte. Seit dem ist viel passiert. Die gravierendste Veränderung dürfte wohl die Erweiterung zum Kultur- und Tagungszentrum 2008 gewesen sein und die damit verbundene Namensänderung in „Das Wormser“. Also bestand gleich mehrfach Grund zum Feiern.
In einem vom Mannheimer Kabarettisten Armin Töpel amüsant, kurzweilig moderierten Festakt erinnerten verschiedene Personen an die wechselhafte Geschichte des Hauses. Gebaut 1889, architektonisch angelehnt an das Bayreuther Festhaus, sollte es ein Volkstheater mit einem Ensemble aus Laien sein, kein Luxustheater. Fest im Auge hatte der Gründer Friedrich Wilhelm Schoen die Nutzung sowohl für Theater als auch für Festlichkeiten. Bereits 1932 erhielt der Traum einen herben Rückschlag und das Haus fiel einer Brandstiftung zum Opfer. Schon 1934 wurde es wieder eröffnet, um allerdings 1945 durch die besagten Bombenabwürfe zerstört zu werden. Lediglich der Mozartsaal überlebte das Flammeninferno. 21 Jahre sollte es dauern, bis das Theater am 11. November 1966 Wiedereröffnung feierte. Ende der 90er in die Jahre gekommen, begann man in Worms den Bau einer Stadthalle auf dem Gelände der Prinz Carl Anlage zu diskutieren. Wie heute bekannt, fiel letztlich die Entscheidung für das Kultur- und Tagungszentraum, das bei diesem Festakt zugleich seinen fünften Geburtstag feierte. Der Weg bis zur Fertigstellung war in der Wormser Bürgerschaft jedoch ein umstrittener. Ursprünglich für 30 Millionen Euro geplant, kostete das Kultur- und Tagungszentrum schließlich satte 45 Millionen Euro, was für ziemlich viel Unmut in der Bevölkerung sorgte. Es folgte schließlich die nicht minder umstrittene Namenssuche, für die die Stadt nochmals eine fünfstellige Summe springen ließ, um schließlich bei der genialen Wortschöpfung „Das Wormser“ zu landen. Doch das ist alles Geschichte. Vergessen ist auch die Prosecco Affäre, auf die Michael Kissel während seiner Rede beim Festakt schmunzelnd kurz Bezug nahm. Dieses Mal gab es keinen Schaumwein aus der Dose wie bei der Eröffnung 2011, sondern echten rheinhessischen Sekt.
Heute, glaubt Michael Kissel, ist alle Skepsis gegenüber dem Bau verflogen. Dennoch gibt die Konzeption des Hauses bis heute Anlass zu Kritik. Feierten einst zahllose Gruppen im nicht mehr existierenden Mozartsaal ihren Abschlussball oder Schulklassen ihren ersten Theaterauftritt, so ist das heute schlicht und ergreifend nicht mehr bezahlbar. Wobei zumindest die Nibelungenhorde in diesem Jahr bereits zum zweiten Mal auf der großen Theaterbühne spielen konnte oder wie Michael Kissel erwähnt, nach wie vor die großen Theatervereine regelmäßig ihre aufwendigen Veranstaltungen dort feiern. Wenn es ein Gesicht dieser Veranstaltung gab, dann war es das der 96 jährigen Margot Saxer. Die Theaterabonnentin war bereits bei der Eröffnungsfeier 1966 anwesend und seitdem regelmäßiger Gast im Theater. Mit schlagfertigen Worten kritisierte sie, dass man sich heute im Theater nicht mehr elegant anziehe. Auf die Frage nach einem Wunsch, entgegnete sie verschmitzt, dass die Stadt aber doch kein Geld hätte. Neben diesem berührenden Auftritt, gab es noch musikalische Beiträge von Volker Gallé, David Maier, der Musikschule Lucie Kölsch und Moderator Arnim Töpel selbst.
FAZIT: Statt Pathos und Selbstbeweihräucherung gab es einen augenzwinkernd amüsanten Festakt, der am Rand sogar ein bisschen Selbstkritik zuließ. Es folgte noch ein Tag der Offenen Tür. Laut offiziellen Angaben hatte der rund 1.000 Besucher. Das waren nicht ganz so viele wie bei der Eröffnung.