Keine Frage, die Adventszeit ist schon eine besondere Zeit. Weihnachtsmärkte laden zum Bummeln und Verweilen ein, Häuser erstrahlen im Glanz von Lichterketten und im Radio läuft das gefühlte 280. Mal die Wham Schnulze „Last christmas“. Wer nicht unbedingt seine Zeit mit vorweihnachtlicher Freude verbringen wollte und stattdessen nach kultureller Zerstreuung suchte, konnte aber auch in dieser Zeit fündig werden. WO! besuchte für Sie vier ganz besondere Veranstaltungen, die neben Zerstreuung auch noch Anspruch boten.

14. – 22. Dezember 2013
Diverse Locations in Worms:

Los ging es mit der 1. Comedy Schlacht (14.12.13) im Brauhaus 12 Apostel. Ähnlich wie bei einem Poetry Slam traten neun Teilnehmer in drei Gruppen an, unter denen, je nach Stärke des Applauses des Publikums, ein Sieger ermittelt werden sollte. Jeder Comedian hatte sieben Minuten zur Verfügung, um seinen selbstgeschriebenen Text oder ein Lied vorzutragen. Selbstgeschrieben ist allerdings nicht unbedingt ein Qualitätsmerkmal, wie die beiden jungen Männer DOMINIQUE RINHARDT und GEDEON HESCH eindrucksvoll unter Beweis stellten. Als gelte es einen Rekord in Schnelllesen zu gewinnen, hetzten beide durch ihre sehr eigenwilligen Texte. Während der Marburger von einer seltsamen Zugfahrt erzählte, bei der er unter anderem Chuck Norris traf, fabulierte der Kaiserslauterner Hesch über „Die Abenteuer von einem Märchen“. Die Erkenntnis danach: manchmal können sieben Minuten ganz schön lang sein. Nach diesem etwas holprigen Start konnte der Abend mit dem Stuttgarter TIMO BOMELINO einen ersten Höhepunkt verzeichnen. Mit Wortwitz und der Verwendung von Looptechnik begeisterte er das Publikum mit politisch absolut unkorrekten Liedern, z.B. über einen Behinderten ohne Arme. Logische Konsequenz aus der Tatsache, dass Bomelino für wahre Lachsalven im Publikum sorgte: Am Ende des Abends teilte er sich verdientermaßen den ersten Platz mit dem Erfurter AIDA. Ein weiterer Gewinner an diesem Abend war auch das Publikum, das einen sehr kurzweiligen Abend erleben durfte, was den holprigen Einstieg schnell vergessen machte.

PETER PROTSCHKA (16.12.13) zählt zweifelsohne zu den besten Jazz-Trompetern Deutschlands. Grund genug für die BlueNite e.V., den Kölner mit seinem Quartett in „Das Wormser“ einzuladen, um dort das letzte Konzert in dieser Jazzsaison zu geben. Leider hielt sich der Publikumszuspruch in Grenzen, was natürlich der Qualität des Konzertes keinen Abbruch tat, denn die Anwesenden wurden mit einem tollen Konzert belohnt. Gemeinsam mit seinen drei Mitstreitern entführte Protschka seine Zuhörer mit seinem leidenschaftlichen Trompetenspiel auf eine musikalische Reise in die 60er. Die Eigenkompositionen wussten durch ihren unaufgeregten Melodiefluss zu gefallen und luden immer wieder zum Träumen ein. Die hervorragende Akustik im Oberen Foyer des Theaters erledigte den Rest.

Bereits auf dem Weihnachtsmarkt – am Glühweinstand von Helmut Kloos – ein paar Tage zuvor warmgespielt, gastierten B.B. AND THE BILLYBOYS am 20.12. in der Funzel und bescherten dieser eine zünftige vorweihnachtliche Rocksause. Mit jeder Menge Hits im Gepäck spielten sich die Musiker um Rolf Bachmann durch 40 Jahre Rock ’n‘ Roll Geschichte und sorgten dafür, dass der eine oder andere Zuschauer in nostalgische Gefühle verfiel. Da wurden schon mal Geschichten aus der eigenen Jugend wieder entdeckt, als man mit seinem VW Bus zum „The Who“-Konzert fuhr, während die Band auf der Bühne dem Rockklassiker „My Generation“ ein angemessenes Rockabilly Gewand verpasste.

Wem das zu schweißtreibend war, der konnte sich ein paar Tage später beim CD Release Konzert der Band COBODY (22.12.13) wieder etwas erholen. Im atmosphärischen Ambiente des OGs präsentierte die Band um Ausnahmegitarrist Michael Koshorreck ihr Album „Cobody plays Lauth“, auf dem sie Stücke des verstorbenen Ludwigshafener Jazzkomponisten Wolfgang Lauth spielen. Los ging es aber mit einem Stück von John Lennon, nämlich dem Beatles Klassiker „Norwegian wood“. Funky, energetisch, dynamisch sind die Begriffe, die einem bei dieser Fassung sofort einfielen. Es wäre nicht übertrieben zu sagen, dass sie den Song im Grunde neu zusammengesetzt haben. Zugleich war das Stück wegweisend für den restlichen Abend. Mit lässigem Groove sorgten die drei hervorragenden Musiker für ein Konzert voller magischer Momente. Der Wormser Schlagzeuger Erwin Ditzner begeisterte mit einem druckvollen und vor allem unglaublich kreativen Spiel, während der Keyboarder Jo Bartmes mit seinem coolen 60er Jahre Sound für den entsprechenden Rahmen sorgte, in dem sich das filigrane Gitarrenspiel Koshos entfalten konnte. Leider hielt sich bei diesem exquisiten Konzert der Publikumszuspruch etwas in Grenzen.