Eine Pressemitteilung der Stadt Worms:
Vor 76 Jahren, am 21. Februar 1945, kurz nach 20 Uhr, flogen englische Bomberverbände einen vernichtenden Angriff auf Worms. 1.100 Sprengbomben sowie über 100.000 Brandbomben und Phosphorkanister entfachten einen Feuersturm und legten die Innenstadt in Schutt und Asche. 239 Kinder, Frauen und Männer verloren in dieser Nacht ihr Leben. Ein weiterer Angriff durch amerikanische Verbände am 18. März forderte weitere 141 Todesopfer und besiegelte endgültig die Zerstörung der historischen Stadt. Als Folge der Luftangriffe waren bis Ende März 1945 in Worms rund 25.000 Wohnungen zerstört worden. Viele derer, die den Luftangriff überlebten, erinnern sich bis heute daran. Für alle war das Inferno eine Zäsur, die ihr Leben prägte und veränderte. Dies gilt sowohl für die Wormser, die dem Bombenhagel ausgeliefert waren als auch für die Bomberpiloten, die sich oft erst Jahre später bewusst wurden, welche grauenhaften Folgen diese Vernichtungsangriffe auf deutsche Städte gehabt hatten. „Insgesamt haben die Luftangriffe des Zweiten Weltkrieges mindestens 512 zivile Todesopfer in unserer Stadt gefordert“, erinnert Oberbürgermeister Adolf Kessel an jene dunkle Zeit. Am gestrigen Sonntag (21.Februar) legte er einen Kranz an der Begräbnisstätte der Opfer des Luftangriffs auf dem Hauptfriedhof Hochheimer Höhe nieder und teilte – Corona-bedingt im Stillen – die Trauer der Familien, die an jenen Weltkriegstagen Angehörige verloren haben.
„Zugleich gilt unser Gedenken auch allen Toten dieses schrecklichen Krieges: den Opfern der Bomben, den Opfern des Terrors und des Völkermordes, den Opfern von Verfolgung und Vertreibung den Opfern militärischer Auseinandersetzungen – unabhängig von ihrer Herkunft und Nationalität“, verdeutlicht Adolf Kessel.
„76 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges müssen wir aber auch zur Kenntnis nehmen, dass rechtsextreme Kreise die Tragik der Luftangriffe immer wieder einseitig umzudeuten versuchen und für ihren Angriff auf die Demokratie und das friedliche Miteinander instrumentalisieren wollen.“, hält der Stadtchef die gerade erst am Samstag von Rechten initiierte Kundgebung in Worms vor Augen, die dank des mutigen und couragierten Auftretens von rund 200 Gegendemonstranten aus der bürgerlichen Mitte nicht annähernd das erreichte, was beabsichtigt war. „Die historische Wahrheit darf nicht vergessen werden – gerade dann nicht, wenn rechte Parolen die Ehre und die Würde der Opfer erneut verletzen“, betont der Oberbürgermeister.
Wie sich aktuell wieder gezeigt habe, sei unsere Demokratie stark genug, um rechten Umtrieben selbstbewusst zu begegnen. Denn unser Grundgesetz ziehe die Lehre aus dem Grauen des Nationalsozialismus und dem Scheitern der Weimarer Republik, indem es in Artikel 1, Absatz 1 feststellt: „Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt.“ Das müsse unbedingt die Richtschnur unseres Handelns sein; und zwar sowohl politisch als auch gesamtgesellschaftlich. „Mit der Niederlegung des Kranzes am 21. Februar drücken wir unser Gedenken und unseren Respekt aus: den Wormser Opfern und allen Menschen, die unter dem Terror des Krieges und der Gewaltherrschaft leiden mussten“, so OB Adolf Kessel.