Neubaupläne der Karmeliter Sporthalle bedeuten „Aus“ für städtische Proberäume
Eigentlich stand im Bauausschuss die Präsentation der geplanten neuen Sporthalle auf dem Gelände der Karmeliterschule auf der Tagesordnung, doch dann drängte die Debatte in eine gänzlich andere Richtung und es stellte sich die Frage, was mit den städtischen Proberäumen passiert, die sich unterhalb der alten Halle in der Steinstraße befinden?
Klar ist, dass diese in den Planungen zur neuen Halle nicht mehr vorgesehen sind, denn es gibt schlicht und ergreifend zukünftig keine Kellerräume mehr unter dem Neubau. Entstehen soll eine moderne „1-Feld-Normsporthalle“ nebst Parkplätzen. Für die Optik und aus wirtschaftlichen Gründen möchte man zudem das Dach begrünen. Die Kosten des Neubaus sollen bei ungefähr 3,6 Millionen Euro liegen. Gefördert wird der Bau vom Land mit 500.000 Euro. Ergänzend addieren sich noch 250.000 Euro für die Einfriedung der Anlage hinzu. Grundsätzlich begrüßten die Ausschussmitglieder das Vorhaben, nachdem die Schule seit 2017 über keine Sporthalle mehr verfügt. Timo Horst (SPD) sprach schließlich die Misere mit den Proberäumen an. Zuvor hatte der Kulturverein 90 Worms e. V., der die drei Proberäume betreut und sich auch an den laufenden Kosten beteiligt, einen Brandbrief an die Fraktionen und an Oberbürgermeister Kessel verschickt. Darin heißt es: „Eine Schließung der von uns genutzten Räume, im Besonderen dauerhaft, aber auch über einen längeren Zeitraum, würde uns jedoch die Grundlage unserer Arbeit, die Förderung der Wormser Kulturszene und ihrer Schaffenden, entziehen und nach 30 Jahren sehr wahrscheinlich zum Ende eines traditionsreichen Wormser Vereines führen.“ Die Proberäume wurden seit Anfang der 90er Jahre von zahllosen Bands (Hundert Mark Belohnung, Altrheinpower u.v.m.) genutzt, auch Stadtratsmitglied Carlo Riva war zeitweise musikalischer Gast in den Räumen und unterstrich in der Sitzung die Wichtigkeit städtischer Kulturunterstützung. Derzeit sind dort rund 13 Bands beheimatet, darunter THE DÖFTELS, MASHED FACES, THE INCREDIBLE FIRECACADOOS oder der Musiker ROBERT MAASS. Ohne Zweifel ist der Ort eine Bereicherung der kulturellen Vielfalt in der Nibelungenstadt. In den vergangenen Dekaden fanden hier immer wieder junge Nachwuchsmusiker die Möglichkeit, zu bezahlbaren Mieten ihrer Kreativität freien Lauf zu lassen. Baudezernent Uwe Franz erklärte jedoch, dass eine Sanierung der alten Räume rund 500.000 bis 750.000 Euro kosten würde. Da es sich bei diesen Ausgaben mal wieder um die oft bemühten freiwilligen Leistungen handelt, geht der Baubereich davon aus, dass es hierzu keine Genehmigung seitens der ADD gäbe. Franz fügte allerdings hinzu, dass man sich des Problems bewusst sei und derzeit gemeinsam, in Abstimmung mit Kulturkoordinator Dr. David Maier, nach Alternativen suche. Für Dr. Klaus Karlin (CDU), der üblicherweise nicht unbedingt als Vorkämpfer der Popkultur bekannt ist, war die Sache sonnenklar: „Es ist möglich, mit Milliarden von Euro die Lufthansa zu retten, dann muss es auch machbar sein, ein paar hunderttausend Euro in die Kultur zu investieren!“ Jens Guth (SPD) stellte fest: „Viele Einrichtungen für junge Kulturschaffende sind in den vergangenen Jahren geschlossen worden. Wir müssen aufpassen, dass wir die freie Musikszene in Worms nicht abwürgen.“ Damit das breite Interesse der Wormser Kommunalpolitiker und Verwaltungsangestellten nicht in Vergessenheit gerät, stellte Steffen Landskron (Bürgerforum Worms/FWG) einen Änderungsantrag, in dem es heißt, dass die Stadt eine „Proberaumkontinuität“ sicherstellt. Nach ausgiebiger Diskussion wurde dieser nicht verabschiedet. Baudezernent Franz betonte, dass dies nicht notwendig sei, da man bereits für die Situation sensibilisiert sei. Bleibt zu hoffen, dass die Suche nach neuen Räumen nicht ähnlich erfolglos verläuft wie nach dem seit Jahrzehnten angekündigten Jugendzentrum, das bekanntermaßen bis heute noch keinen Platz gefunden hat.
Anmerkung der Redaktion: In der Printfassung steht, dass ein Änderungsantrag bezüglich der Suche nach Proberäumen verabschiedet wurde. Dies ist nicht korrekt und dementsprechend im Text korrigiert.