Wahrscheinlich dürften sich nicht wenige Autofahrer im Laufe der letzten Jahrzehnte gefragt haben, warum der Bahnübergang am Fahrweg nicht längst mit einer Unterführung bedacht wurde. Immerhin hat das gerademal acht Kilometer entfernte und deutlich kleinere Osthofen ganze zwei Unterführungen auf derselben Strecke vorzuweisen. Aber was lange währt, wird endlich gut!

Der Fahrweg ist für die westlichen Stadtteile die wichtigste Anbindung an die B9 und damit auch an das Gewerbe- und Industriegebiet Nord. Umgekehrt ist es die direkteste Verbindung von dort zum Wormser Klinikum. Seit vielen Jahrzehnten sorgte jedoch der beschrankte Bahnübergang immer wieder dafür, dass sich der Verkehr verzögerte und sich immense Staus in beiden Richtungen bildeten. Aufgrund der dicht befahrenen Bahnstrecke zwischen Mannheim – Worms – Mainz ist es nicht selten, dass in den Stoßzeiten die gebeutelten Verkehrsteilnehmer auf der Straße gleich mehrere Züge abwarten müssen. Bald soll das Warten ein Ende haben, bis dahin dürfte man allerdings während der Bauphase mit einigen zusätzlichen Einschränkungen zu rechnen haben. Baudezernent Uwe Franz erklärte, dass, wenn alles planmäßig läuft, die neue Unterführung Ende 2022 fertiggestellt sein könnte. Es wäre das Ende einer langen Planungsreise. Wie die Wormser Zeitung 2018 berichtete, begannen die ersten Gedankenspiele für eine Unterführung bereits im Jahr 1987. Doch nachdem es zwischen Stadt und Bahn keine Einigung gab, verschwanden die Pläne wieder in der Schublade. Auch der nächste Anlauf, den man 2005 unternahm, mündete 2009 in unterschiedlichen Rechtsauffassungen. Das Leiden ging weiter! Seit 2015 lag schließlich ein rechtskräftiger Bebauungsplan vor. Wie dringend dieses Bauprojekt ist, belegte Annette Böttner, Abteilungsleiterin Planen und Bauen, im selben Jahr mit Zahlen. Laut Verkehrszählung von 2015 queren knapp 10.000 Fahrzeuge täglich den Bahnübergang, darunter auch 347 Laster. In Anbetracht steigender Zulassungszahlen besagt die Prognose für das Jahr 2025, dass dann 11.400 Fahrzeuge hier am Tag zu zählen sein werden.

Nach zähen Verhandlungen und der Klärung der Finanzierung ist das Projekt sozusagen auf den Zielgeraden. Die Rodungsarbeiten und die Umsiedlung der vorhandenen geschützten Eidechsen sind bereits erfolgt. Ebenso hat die EWR Netz GmbH verschiedene Leitungen aus dem Baufeld umgelegt, damit es zu keinen technischen Störungen kommt. Im Juni startete schließlich die Deutsche Bahn ihre umfangreichen Vorarbeiten. Dazu werden Streckenkabel und Steuerungskabel des Bahnübergangs aus dem Baufeld umgelegt und verlängert. Hierfür muss auch der Fahrweg in offener Bauweise gequert werden, dies wird nur mit einer kurzzeitigen Vollsperrung, vorzugsweise nachts, möglich sein. Parallel wird die beauftragte Brückenbaufirma auch Vorarbeiten in den genehmigten Sperrzeiten durchführen. Nach einer kurzen Pause geht es 2021 mit der Erstellung des Brückenbauwerks weiter. Die Kostenberechnung geht im derzeitigen Planungsstand von ca. 10,1 Mio. Euro aus. Die Baukosten teilen sich nach Eisenbahnkreuzungsgesetz (EKrG) zu je einem Drittel die Stadt Worms, die DB Netz AG und der Bund. Die Stadt Worms tritt bei diesem Projekt als Maßnahmenträger mit der Investition in Vorlage. Ende 2022 sollen schließlich die Staus der Vergangenheit angehören.