Während das Streitthema der letzten Jahre, das „Haus am Dom“, langsam vor sich hin gebaut wird, wurde im Jahr 2017 in erster Linie über Bauprojekte diskutiert, die ins Stocken geraten sind und womöglich gar nicht umgesetzt werden. Und wenn tatsächlich mal gebaut wurde, dann in der Regel überteuert und unpünktlich, siehe Parkhaus am Dom. Auch das ohnehin defizitäre Nibelungenmuseum könnte 16 Jahre nach seinem Bau noch teurer werden. Lesen Sie einen Rückblick auf die Bauprojekte des vergangenen Jahres – und denen, die noch geplant sind.
Eiszeit in Worms oder: kein Haus am Markt?
Pietro Vannini und der Streit um ein neues Eiscafé
Eine leckere Kugel Eis? Die geht immer! Wenn man die Wormser nach ihrem liebsten Eisgeschäft fragt, dann wird man sicherlich ganz oft Pietro Vanninis gleichnamiges Eiscafé genannt bekommen. Zum Stadtbild gehört es seit rund 24 Jahren wie selbstverständlich dazu und das hätte auch viele Jahre so weitergehen können.
Doch Vannini wollte mehr. Das „Mehr“ sollte ein Café mit Sitzplätzen sein, sodass er sein Geschäft ganzjährig betreiben kann. 430 Plätze waren geplant, ein Architekt hatte der Stadt auch schon mehrfach Pläne vorgelegt, der Baustart war nur noch eine Frage der Zeit. Doch dann kam das „Aus“. Da der Italiener keine eigenen Parkplätze ausweisen kann, hätte er der Stadt hierfür eine Ablösesumme zahlen müssen. Bei 430 geplanten Plätzen wären ihm 30 Parkplätze angerechnet worden, immerhin monatlich 910 Euro. Zusätzlich zu dem neu angepassten Mietpreis, den er nach Ablauf einer Erbpacht an die Stadt hätte ebenso zahlen müssen, fällt natürlich noch die Gewerbesteuer an. „Zuviel!“, fand der Eisverkäufer und ging im April öffentlichkeitswirksam an die Presse und sprach, dass die Verhandlungen gescheitert seien. Dort dachte er laut darüber nach, in Folge dieser Enttäuschung, sein Geschäft in Worms komplett aufzugeben. Die Sache löste bei Facebook große Diskussionen aus, bei der sich nicht wenige auf die Seite des cleveren Geschäftsmannes schlugen und schon den Untergang des Abendlandes beschworen. Heute, mehrere Monate später, hört man von den Plänen, die Stadt zu verlassen, nichts mehr. Schließlich weiß Vannini als guter Geschäftsmann, dass das Geschäft an diesem Standort auch so etwas wie eine eisgekühlte Schatzkammer ist. Aber wer weiß, vielleicht wird seine Vision ja doch noch wahr?!
Bauen oder doch nicht bauen? – Das ist hier die Frage
Wann kommt denn nun das neue Ibis Styles Hotel?
Es war Ende 2016, als OB Michael Kissel im Wormser Stadtrat stolz die Investoren und Architekten des neu geplanten Drei Sterne Ibis Styles Hotels vorstellte. Ein lang gehegter Traum sollte wahr werden und das Wormser Tagungszentrum endlich das Hotel bekommen, das es seit langem benötigt, um im Tagungsgeschäft mitmischen zu können.
Die Pläne sahen gut aus. Die zukünftigen Betreiber wirkten seriös und alles schien wohldurchdacht. Die Zustimmung der Stadtverwaltung zu den Plänen schien nur noch eine Formsache zu sein, genauso wie der Kaufvertrag über den zukünftigen Bauplatz, den EWR Parkplatz. Vielleicht war man etwas übermütig, als es hieß, dass es bereits Mitte 2017 mit Fundamentarbeiten losgehen könnte. Und dann? Dann geschah lange Zeit nichts. Zwar wurden auf dem Grundstück bereits Bodenmessungen vorgenommen, um nach unerwünschten Überresten aus dem Zweiten Weltkrieg zu suchen. Darüber hinaus wurde es jedoch ziemlich still. Irgendwann im Sommer hieß es dann, dass die Horizon Consulting Immobilien GmbH einen weiteren Investoren hinzugezogen hätte, der zugleich mit eigener Firma für den Bau verantwortlich sei. Darüber hinaus gab es wenig Substantielles für die Öffentlichkeit. Bei einem Gespräch am Rande eines Stadtrundganges mit dem OB, antwortete dieser auf die Frage, wie es um die Pläne aussehe, dass er mittlerweile erst an das Hotel glaube, wenn man gemeinsam beim Notar gewesen sei. Und so bleibt für die Wormser vorerst weiterhin der beliebte Parkplatz gegenüber der Bahnlinie bestehen, inklusive freier Blickachse zur selbigen.
Ein Parkhaus bleibt vorerst stehen
Baubeginn „Wohnquartier Gerbergasse“ verzögert sich
Kurze Zeit, nachdem sich im Stadtrat die Bauherren des geplanten Ibis Styles Hotels vorstellten, geschah es Anfang 2017, dass überraschend ein Schweizer Investor erklärte, dass er der neue Eigentümer des mittlerweile in die Jahre gekommenen Bauhaus-Gebäudes sei.
Überraschend war dies, da man zu diesem Zeitpunkt noch davon ausging, dass die Ostermayer Wohnbau GmbH aus Altrip das „Wohnquartier Gerbergasse“ genau an dieser Stelle errichten will. Die hatten jedoch niemals vor, das Projekt zu realisieren, sondern weiter zu verkaufen. Grundsätzlich ist es natürlich Privatsache des Eigentümers, selbst zu entscheiden, an wen er weiter verkauft . Zustimmungspflichtig durch den Stadtrat sind hingegen die Bebauungspläne. Der neue Investor erklärte indes, an den alten Plänen festhalten zu wollen. Soll heißen, 150 hochwertige Wohneinheiten mit einer Größe bis zu 100 Quadratmeter, sowie Grünflächen, Spielplätze und eine Tiefgarage mit 300 Stellplätzen. Möglicherweise auch eine Kindertagesstätte und ein Drei Sterne Hotel. Mit dem Abriss wollte Bittner bereits im Sommer 2017 beginnen. Doch die Monate vergingen und nichts geschah. Kurz vor Jahresende tauchte das Projekt schließlich wieder auf, mit der Ankündigung, dass der Abriss im späteren Verlauf 2018 beginnen soll. Zwischenzeitlich treibt Bittner die Planungen für das 40 Millionen Euro Projekt voran. Immerhin gibt es im Gegensatz zu Anfang 2017 eine Internetpräsenz des Investors, auf der er in knappen Worten das Projekt sowie sein Kompetenzteam vorstellt. aus der ursprünglichen Planfina Gmbh in Ettlingen ist nun Rhinopartners Projektmanagement, mit Sitz in Mannheim, geworden. Neben dem Projekt in Worms entwickelt das junge Unternehmen noch drei weitere Wohnprojekte in Neustadt/ Weinstraße, Elchesheim-Illingen und Bretten.
Mit Bitte um mehr „Fehlerfreundlichkeit“
Das Parkhaus am Dom wird erheblich teurer
Immer mehr Autos rollen durch Worms. Damit geht natürlich auch die Suche nach Parkplätzen einher, die gerade in der Innenstadt ein besonderes Gut darstellen. Besserung verspricht das Parkhaus am Dom, das 2018 fertiggestellt werden soll und somit wieder die Lücke schließt, die nach Abbruch des alten Gebäudes entstand.
Schon bei einer „Tour durch Worms mit dem OB“ (WO! 11/2017) konnte man ihm anmerken, dass ihn der im Stadtrat ausgehandelte Kompromiss glücklich macht, da er den neuesten Anforderungen gerecht werde. Damit meinte er, dass auch die dicksten Schlitten ihr entsprechendes Plätzchen in dem neuen PKW-Tempel finden. 347 Stellplätze werden darin zu finden sein, zuzüglich Abstellmöglichkeiten für Fahrräder und drei Ladestationen für Elektro-Fahrzeuge. Weniger glücklich zeigten sich im Frühling Teile des Stadtrates, als sich herausstellte, dass das Parkhaus teurer werden würde. Der inzwischen aus dem Stadtrat ausgeschiedene Markus Centmayer (Bündnis 90 / Die Grünen) kritisierte damals, dass man ursprünglich bei einem Kostenrahmen von 3,8 Millionen Euro anfing. OB Kissel wollte allerdings schon seinerzeit ein teureres Parkhaus, weshalb man sich letztlich in der Mitte traf. Dennoch stiegen die Ausgaben um rund 606.000 Euro netto. Derzeit liegen die veranschlagten Ausgaben bei 8,4 Millionen brutto. Schuld für den Preisanstieg war eine Fehlplanung, was sowohl Kissel als auch Baudezernent Uwe Franz (SPD) eingestanden und eine gewisse „Fehlerfreundlichkeit“ einforderten. Kissel betrauerte zum Abschluss der Debatte, dass man es versäumte, einen Sicherheitspuffer einzubauen: „Dann hätte es diese Debatte nie gegeben.“ Am Ende stimmte man im Stadtrat zähneknirschend den gestiegenen Kosten zu. Das rund 20 Meter hohe, neue Parkhaus mit insgesamt 14 halbversetzten Parkebenen soll im Sommer 2018 eröffnet werden.
Eine längst vergessene Kammer kann noch teuer werden
Das Nibelungenmuseum sorgte kurz vor Weihnachten für Aufregung
Gebaut wurde das Nibelungenmuseum bereits vor 16 Jahren, damals noch mit einer Schatzkammer. Doch irgendwann ging diese Kammer verloren und verwandelte sich in ein Mythenlabor. Das mag sehr kopflastig sein und auch nicht besonders aufregend, bietet allerdings für Schulklassen und Besucher die Möglichkeit, einiges über die Nibelungen und mehr herauszufinden.
In der ursprünglichen Konzeption wiederum war die mittlerweile verschwundene Schatzkammer durchaus aufregend. Mittels einer hochmodernen 3D-Grafik sollte man sich durch das unterirdische Worms bewegen können, einschließlich gelegentlicher Begegnungen mit dem Drachen Fafnir, Siegfrieds Ring und mehr. Entwickelt hatte diese unter anderem der französische Architekt Olivier Auber und der erinnerte sich vor kurzem wieder an die Schatzkammer, die die Stadt und Bürger längst vergessen hatten. In einem Offenen Brief, den er auf seiner Homepage veröffentlichte, zeigte er sich enttäuscht darüber, dass man ihn nicht über die Schließung in Kenntnis gesetzt hatte. Auber bezeichnet das Museum als Gesamtkunstwerk, zu dem die Kammer unbedingt dazu gehöre. Abgeschafft wurde die Kammer, da die Installation zwischenzeitlich technisch veraltet war und Zeit ihres Lebens darunter litt, oft nur schwer bedienbar zu sein oder einfach gar nicht funktionierte. Auber sieht sich dennoch in seinem kreativen Stolz verletzt und versetzte die Stadt damit kurz vor Weihnachten nochmal in dezente Panik. Denn die Geschichte hat möglicherweise auch finanzielle Konsequenzen. Auber klärt auf, dass er, wenn das Nibelungenmuseum als Kunstwerk eingestuft würde, die Stadt wegen Verletzung von Urheberrechten verklagen könnte, da sie das Kunstwerk zerstört haben. Das wäre für das Museum, das ohnehin seit Beginn sehr umstritten ist, und für die Stadt ein echtes Albtraumszenario, das niemandem zu wünschen ist. Schon gar nicht dem Steuerzahler.