Friedhof St. Stephan in Worms entdeckt
Bei Arbeiten auf einem Baugrundstück in der Remeyerhofstraße wurden alte Gräber des Friedhofes St. Stephan offengelegt.
Bereits im Vorfeld hatte die Untere Denkmalschutzbehörde der Stadt den Bauherrn darauf hingewiesen, dass bei geplanten Arbeiten auf einem Baugrundstück in der Remeyerhofstraße archäologische Funde zu erwarten seien – und genau so kam es dann auch. Bei Bodenarbeiten stieß die zuständige Baufirma auf den Friedhof St. Stephan, auch bekannt als „Pestfriedhof“. Der Gottesacker existierte jedoch bereits mehrere hundert Jahre vor der großen Pestepidemie 1666/1667 in Worms, die mehr als 1.000 Todesopfer forderte und die Stadtbevölkerung schrumpfen ließ.
Erstmals schriftlich erwähnt wird der Friedhof an der Remeyerhofstraße im zwölften Jahrhundert. Forschungsgeschichtlich sind jedoch noch viele Fragen offen. Welche Bevölkerungsgruppen zu welchen Zeiten auf welche Art und Weise dort bestattet wurden und ob es sich dabei tatsächlich um Pestopfer handelte, sind wichtige Forschungsfragen. Auch über das Aussehen und die bauliche Gestaltung des Friedhofs ist durch die vorhandenen Schriftquellen, alte Pläne und historischen Ansichten nur wenig bekannt.
Zwar mehrt sich gerade durch die archäologische Forschung der letzten Jahrzehnte das Wissen, wie sich die Bestattungskultur vom Mittelalter hin in die Neuzeit und Moderne entwickelte. Durch die regionalen, kulturell und auch konfessionell bedingten Unterschiede in der Sepulkralkultur fehlt jedoch für Worms und die Region eine ausreichende Datengrundlage, um gerade die neuzeitlichen Bestattungsformen hier besser fassen zu können. Umso bedeutender ist der Fund für die Archäologen. Mitarbeiter der Direktion Landesarchäologie Mainz haben deshalb im Juli dieses Jahres ihre Arbeit aufgenommen, um die Funde zu untersuchen. Erste Erkenntnisse und Funde präsentierten sie nun im Rahmen eines Pressetermins.
Bettina Gransche (Untere Denkmalschutzbehörde), Dr. Günter Brücken (Direktion Landesarchäologie Mainz), Dr. Marion Witteyer (Direktion Landesarchäologie Mainz) und Bürgermeister Hans-Joachim Kosubek (v.l.) präsentieren die archäologische Funde.
Text und Fotos: Stadt Worms