Alles beginnt am Heiligabend im Jahre 1959. Die Situation ist bedrückend. Während ein Mann und eine Frau gemeinsam mit dem ältesten Sohn Weihnachten feiern, sitzt der Zweitgeborene alleine in seinem Zimmer. Nach dem Grund gefragt, erklärt der Vater: „Weil du eine Platzverschwendung bist, deshalb“. Wenige Wochen später beschließen die Eltern, den Jungen in die Obhut eines katholischen Internats abzuschieben. Dort reift er zu einem geachteten Theologen heran. Scheinbar losgelöst von dieser Einleitung, springt der Debütroman des Mainzer Autoren Rafael Bravo unvermittelt in das Jahr 1993, wo der Leser mit dem ersten Mord an einem scheinbar homosexuellen Mann konfrontiert wird. Es ist der Beginn einer Mordserie, die ihren eigentlichen Höhepunkt erst im Jahre 2011 findet, in dem sich die Haupthandlung abspielt.
Im Mittelpunkt des 375 Seiten starken Romans steht dabei die junge Mainzer Polizistin Nadja Herd, die im Laufe der Geschichte mit einer beispiellosen Mordserie konfrontiert wird. Rafael Bravo macht dabei keine Gefangenen. Schon bald schnellt die Opferzahl in die Höhe. Das Motiv scheint religiöser Natur zu sein, denn bei allen Opfern finden sich mit Blut geschriebene Botschaften, darunter auch das titelgebende Zitat „Denn der Lohn der Sünde ist der Tod“. Dieses ist aus dem Brief an die Römer 6,23 entnommen und sagt, Sünde resultiert nicht automatisch sofort im physischen Tod. Der Mörder beschränkt sich dabei nicht nur auf die Landeshauptstadt, sondern sein Weg führt ihn von Koblenz bis nach Karls- ruhe. Eines seiner Opfer findet er dabei auch in Worms. Einen jüdischen Star Violinisten namens Moses Perlmann, der auf dem Friedhof „Heiliger Sand“ vor dem Grab seiner eigenen Eltern brutal ermordet wird.
Was zunächst nach einer Geschichte auf den ausgetretenen Pfaden der üblichen Serienkiller Thriller à la „Sieben“ klingt, entpuppt sich schon rasch als deutlich größer gedacht. Mit 17 Jahren ersann der zwischenzeitlich 26 Jahre alte Autor seine Geschichte und feilte rund sechs Jahre an selbiger. Bravos Credo damals war offenbar „Think big“, denn man verrät nicht zu viel, dass sich hinter diesen Morden eine groß angelegte Verschwörung verbirgt, die den Leser inmitten des Vatikans führt. Dennoch liegt der Schwerpunkt des Buchs auf der akribischen Ermittlungsarbeit der Mainzer Polizei, die Bravo sehr ausführlich schildert. Jeder kleinen Spur wird nachgegangen, Zeugen verhört, Rückschlüsse gezogen und wieder verworfen, sodass man sich gelegentlich ein wenig mehr Mut zur strafferen Erzählweise gewünscht hätte. Dennoch ist das Buch ein starkes Debüt, das, gemessen an dem jungen Alter des Autors, eine mutige Geschichte abseits der ausgetretenen Regionalkrimipfade aufweist.
Fazit: Wer spannende Literatur schätzt, sollte jedenfalls mehr als einen Blick in das Buch werfen. Vor allem macht das Buch des Autors neugierig auf weitere Werke. Kurzum, ein gelungenes Debüt mit kleinen Schwächen.
Autor: Rafael Bravo
Verlag: unabhängige Veröffentlichung
374 Seiten | 15,10 Euro
ISBN: 979-8361646869
Gelesen und besprochen von Dennis Dirigo