Eröffnung der Sonderausstellung „Mythos Worms“

Die Botschaft des Wormser Künstlers Eichfelder war klar, als er wenige Tage vor der offiziellen Eröffnung erklärte: „Wir machen mit dieser Ausstellung eine kleine Kampfansage. Wir sind auch Karlstadt!“ Um dies zu verdeutlichen, steht inmitten der Andreaskirche ein Thron, der in naher Zukunft auf dem Weckerlingplatz errichtet wird und dem echten Thron von Karl, dem Großen, nachempfunden wurde.

Es ist ein Anspruch, der einem Drahtseilakt gleicht. Einerseits möchte die Ausstellung in die ruhmreiche Vergangenheit der Bischofs- und Kaiserstadt eintauchen, andererseits sollen auch die künstlerischen Fertigkeiten Eichfelders gewürdigt werden. Um diesem Ansatz gerecht zu werden, bedarf es gleich drei Orte, an denen Eichfelder sich selbst und den Mythos Worms zelebriert. Während sich die Ausstellung im Nibelungenmuseum selbstredend seinen Werken zum Thema Nibelungen widmet, stehen im Wormser Kulturzentrum dessen Digital Art und diverse Gemälde unter Nutzung von Mischtechniken im Mittelpunkt.

Im Herzstück dieser Ausstellung, im Museum Andreasstift, setzt sich der passionierte Hobbyhistoriker auf künstlerische Weise mit der beeindruckenden Stadtgeschichte von Worms auseinander. Dabei möchte er den Fokus von den omnipräsenten Themen Luther und Nibelungen auf die Karlstadt und Barbarossastadt Worms lenken; Titel, die eigentlich Aachen bzw. Kaiserslautern vorbehalten sind. Für Eichfelder ist klar, dass diese Namen die frühere Kaiserstadt Worms verdient. Um dies zu verdeutlichen, erklärte er bei der Vernissage, die im Vorfeld der offiziellen Kulturnacht Eröffnung stattfand, dass zum Beispiel der legendäre Karl, der Große, die erste Hälfte seiner Regentschaft in Worms verbrachte und erst jenseits seines 50. Geburtstages aus gesundheitlichen Gründen die heilenden Quellen in Aachen aufsuchte.

Warum er Worms so verbunden war, darauf gibt die Ausstellung zwar keine Antwort, aber vielleicht hielt es Karl wie einst Mozart, der in einem Brief schrieb: „In Worms, da war’n wir lustig“. Nicht anders verhielt es sich mit Friedrich I. Barbarossa, der die Stadt mit vielen Privilegien ausstattete, wie der Künstler bei der Vernissage aufklärte.

Fazit: Auf kunstvolle Weise eintauchen in die pralle Geschichte von Worms und dabei die Vergangenheit greifbar machen für Wormser und Touristen. Alleine das 30 Meter lange Kunst- werk, die „Borbetografie“, ein 100 m² großes digitales Wandbild, begeistert mit eindrücklicher Optik unter Einbindung historischer Daten, lohnt den Besuch. Und wer schon mal da ist, kann auch gleich den Thron besteigen und erfühlen, wie es ist, auf die Welt herabzublicken. Eine wichtige und lohnenswerte Ausstellung.

Text: Dennis Dirigo Foto: Andreas Stumpf

 Weitere Informationen zur Sonderausstellung finden Sie hier: https://www.museum-andreasstift.de/museum-andreasstift/ausstellungen/sonderausstellungen/mythos-worms.php