Im Jahr 2016 haben wir uns über den Brexit gewundert und uns gefragt, wieso die Briten so blöd sein konnten, den Austritt aus der EU zu erklären. Oder wieso die Amis so bescheuert sind, einen Rassisten, Populisten und Frauengrabscher zum neuen Präsidenten zu wählen. Aber mal ehrlich: Können wir uns denn so sicher sein, dass uns so etwas nicht auch in Deutschland passieren kann? Sind auch wir zu dumm für Demokratie?

Die Mittel, derer sich die Populisten in anderen Ländern bedienten, waren stets die gleichen. Sowohl Trump als auch die Brexit-Gegner in Großbritannien haben in erster Linie mit den Gefühlen der Menschen gespielt. Indem man ihnen Angst vor der Zukunft, vor der EU oder eben Migranten eingejagt hat. Sowohl in England als auch in Amerika waren es die Alten, die Arbeitslosen – also die so genannten „Abgehängten“ – die für den unerwarteten Sieg der Populisten gesorgt haben. Das sind dann eben die Schattenseiten der Demokratie, wenn die „Aufrechten“ zuhause bleiben und sich die Jugend nicht mal für ihre eigene Zukunft interessiert. In Deutschland diente die AfD in den vergangenen Jahren als ebenso gutes Beispiel, wie man mit der Unsicherheit der Bürger Wählerstimmen generieren kann. Gleichzeitig lieferte die AfD den Beweis dafür, dass man heutzutage Wähler nicht mehr durch Inhalte, sondern in erster Linie durch Parolen gewinnt. Wenn jemand aus dem Personenkreis, der die Partei wählt, sich tatsächlich mal mit deren Wahlprogramm auseinandersetzen würde, würde sie vermutlich kein einziger mehr wählen. Doch dann passieren immer wieder Vorfälle, die einen selbst ins Zweifeln bringen. Schon der Start ins Jahr 2016 mit zahlreichen sexuellen Übergriffen in deutschen Großstädten an Silvester spielte genau denen in die Karten, die solche Ereignisse verstärkt für ihren Populismus nutzen. Natürlich steigt in einem selbst die Wut hoch, wenn man sich vorstellt, dass die eigene Partnerin Opfer von Sexübergriffen am Kölner Hauptbahnhof geworden wäre. Natürlich macht es einen sprachlos, wenn ein junges 19-jähriges Mädchen sich in der Flüchtlingshilfe engagiert und dann eben genau aus diesem Personenkreis brutal vergewaltigt und ermordet wird. Aber am besten ist das Wort „Postfaktisch“ zu erklären, wenn man als echtes Faktum anführt, dass übers Jahr verteilt leider noch viel viel mehr Morde oder Vergewaltigungen stattfinden, an denen keine Flüchtlinge oder Migranten beteiligt sind. Trotzdem ist jede Straftat zu viel und man kann die Leute sogar ein Stück weit verstehen, wenn sie argumentieren, dass kein Übergriff von Flüchtlingen stattfinden würde, wenn Deutschland gar keine aufgenommen hätte. Nur leider verkennen sie hierbei, dass diese Leute nur deswegen hier sind, weil u.a. auch Deutschland Krieg in deren Heimat spielt. Wer die Ausmaße dieses Krieges verstehen will, der möge sich im Internet ein Video anschauen, welch blühende Stadt im Mittleren Osten Aleppo einst war und ist heute überall dem Erdboden gleich gemacht. Ganz davon abgesehen, dass Deutschland erheblich von diesen Eroberungskriegen profitiert, denn mit Waffenexporten in Höhe von 4 Milliarden Euro im ersten Halbjahr 2016 polieren die Deutschen ihre Außenhandelsbilanz mächtig auf. Davon profitieren wiederum genau die Pegida-Krakeeler im Osten, die früher selbst Flüchtlinge waren, hierbei den deutschen Staat mehr als ausgesaugt haben und die auch heute noch in der Überzahl selbst vom Amt leben. Zugegeben: Diese Aussage war typisch „Postfaktisch“, denn natürlich leben in wunderschönen Städten wie Dresden oder Leipzig auch genügend Menschen, die dem Staat nicht auf der Tasche liegen und die mit der idealen Kombination aus Hirn und Herz gesegnet sind.

DEUTSCHLAND IM JAHR 2016 – EIN GESPALTENES LAND

Deutschland war im Jahr 2016 ein Land, das tief gespalten ist und man hat mitunter das Gefühl, dass es nur noch zwei Sichtweisen gibt: „Entweder ist man pro Flüchtlinge oder man ist radikal dagegen.“ Ein dazwischen scheint es nicht mehr zu geben, zu verhärtet scheinen die Fronten auf beiden Seiten. Eine ideale Zeit für einen Populisten, der den Leuten eine bessere Zukunft verspricht. Deshalb kann das Motto im neuen Jahr nur lauten: „Arsch hoch, Zähne auseinander!“ 2017 gilt es der Welt zu zeigen, dass ausgerechnet Deutschland mit seiner Geschichte nicht genauso einem Populisten verfällt – wie so viele andere in der ganzen Welt.