18. Oktober 2018 | Eleonoren Gymnasium Worms:
Schultheater hat eine lange Tradition am Eleonoren Gymnasium. In diesem Jahr wagte man sich an einen der großen deutschen Dramatiker. E.T.A. Hoffmanns Kunstmärchen, das irgendwo zwischen Schauermär und schwarzer Romantik angesiedelt ist, eignet sich eigentlich nicht unbedingt als klassischer Stoff für das Schultheater.
In „ Der Sandmann“ erzählt E. T. A. Hoffmann von einem schwer traumatisierten jungen Mann namens Nathanael. Als der ein Kind war, kam oft ein Advokat namens Coppelius zu Besuch und führte mit seinem Vater alchimistische Experimente durch. Nathanael konnte nicht schlafen, wenn Coppelius im Haus war. Dann erzählte ihm seine Mutter das böse Märchen vom Sandmann, der Kindern, die nicht schlafen wollen, die Augen herausreißt. Mit unserem netten Sandmännchen hat diese Schreckgestalt nur wenig zu tun. Jahre später begegnet der inzwischen erwachsene Nathanael einem Mann, der mit „Wettergläsern“, also mit Barometern, handelt. Er glaubt, in diesem Händler namens Coppola den Coppelius aus seiner Kindheit wiederzuerkennen. Obwohl der Mann alles abstreitet, steht für Nathanael fest, dass Coppelius der Sandmann ist. Zunehmend beginnt der junge Mann in seinen eigenen Wahnsinn abzudriften. Kein leichter Stoff! 1816 im Zeitalter der Aufklärung verfasst, schildert Hoffmann den damaligen Konflikt zwischen Vernunft und Phantasie. Mehrere Monate beschäftigten sich verschiedene Kreativ AG‘s des Eleonoren Gymnasium mit der Inszenierung des Stückes, allen voran die Teilnehmer der Gruppe „Darstellendes Spiel“. Dabei bewiesen die jungen Theateramateure, dass man auch einem schweren Stoff leichte Seiten abgewinnen kann. Immer wieder ließ man in die Inszenierung moderne Elemente einfließen und unterstrich damit die Zeitlosigkeit von Themen wie der frühe Verlust von Eltern, der letztlich der Ursprung Nathanaels entstehender Paranoia ist.
Fazit: So soll Schultheater sein. Kreativ, bunt, abwechslungsreich. Trotz künstlerischer Freiheit in diversen Fällen gelang es den Schülern, den Geist von Hoffmanns Vorlage würdig in die Aula des ELO zu übertragen.