KURZBIO Richard Herfeld, 1991 in Worms geboren, kam als Sohn eines Gitarristen schon früh in Kontakt mit der Musik. In seiner Kindheit sang er etwa die Schlager von Heinz Rühmann im heimischen Wohnzimmer lautstark mit. Im Jahre 2009 stand er erstmals mit eigenem Programm auf der Bühne. Im darauffolgenden Jahr wurde er mit dem Franz-Grothe-Preis geehrt, Der Preis wird von der gleichnamigen Stiftung vergeben und dient zur Förderung junger Nachwuchstalente. Sein erstes abendfüllendes Kabarettprogramm, „Ich will Sie küssen“, feierte im Jahr 2012 im Wormser Lincoln Theater erfolgreich seine Premiere. Im Jahr 2016 gründete er das „Eskapaden Tanzorchester“. Der Name ist natürlich eine Anspielung und Verbeugung vor dem großen deutschen Bandleader und Jazzmusiker Heinz Wehner, der mit seinem Telefunken Swing-Orchester in den 30er und 40er Jahren große Erfolge feierte. Zurzeit arbeitet er an einem neuen Bühnenprogramm, ist aber auch unermüdlich auf den Bühnen der Republik unterwegs, mal als Sänger, mal als Conférencier oder Schallplattenunterhalter.
Was fasziniert Dich an Schellackplatten?
Der Klang und natürlich die Musik, die zum Teil nur über dieses Medium zu bekommen ist. Sicherlich ist vieles über die Jahre neu auf LP oder CD wiederveröffentlicht worden, doch gerade die unbekannteren Künstler (und Titel) dieser Zeit kann man heute nur noch auf der Originalplatte hören. Und die Geschichte – ich finde es faszinierend, wenn Dinge eine Geschichte haben und beispielsweise in der Vergangenheit schon anderen Leuten Freude bereitet haben. Das gilt aber nicht nur für die Schellackplatten.
Was ist Dein Lieblingssong?
Mit über 2000 Schellackplatten im Regal wäre es schier unmöglich (und auch nicht gerecht gegenüber den anderen Kompositionen), den einen Titel herauszusuchen. Es gibt so viele wundervolle Lieder, die darauf warten, wiederentdeckt zu werden. Manchmal passiert es auch, dass, wenn ich einen neuen Song entdecke, dieser zu meinem Lieblingssong avanciert, allerdings nur für kurze Zeit. Die Wahrheit ist also: mein Lieblingssong kann stündlich wechseln.
Was bedeutet für Dich Glück?
Das tun und ausleben zu können, was einen im Leben erfüllt. In meinem Falle, mit meiner Musik auf der Bühne zu stehen. Und dabei bekräftigt und unterstützt zu werden, sowohl vom Publikum als auch von Familie und Freunden.
Wie entspannst Du?
Hier möchte ich mit einer Komposition von Willy Engel-Berger und Charles Amberg aus dem Jahre 1934 antworten: „Ja, ja, am Strande, im Sande, ganz dicht am Meeresrande ….“ Und noch eine Komposition von Werner Bochmann und Erwin Lehnow aus demselben Jahr hinzufügen: „Wie wär‘s mal mit Lissabon“. Ich denke, das trifft es ganz gut.
Wie feierst Du Weihnachten?
Ganz traditionell im Kreise der Familie. Und mit „Stille Nacht“ auf dem Grammophon, Electrola E.G. 1366, in einer Bearbeitung von Hartwig von Platen, gespielt von Marek Weber und seinem Orchester. Meiner Meinung nach die beste Aufnahme dieses Titels, mit Glocken, Harmonium, Chor, Webers weinenden Geige und ganz viel Pathos.
In welchem Jahrzehnt hättest Du gerne gelebt und warum?
Wenngleich mich vieles an den 1920er und frühen 1930er Jahren fasziniert (wie beispielsweise die Musik und die Mode), so bin ich doch froh, in der Gegenwart zu leben. Gerne würde ich jedoch einmal mit einem Sack voll Geld für einen Tag in das Jahr 1931 reisen, um mich mit Kleidung und Schallplatten einzudecken!
An welchem Ort würdest Du gerne mal singen?
In der Radio City Music Hall in New York City. Ich hatte dieses Jahr zweimal das Vergnügen, diese wundervolle Stadt zu besuchen und gerade diese Konzerthalle (welche Teil des Rockefeller Centers ist), ist sicherlich eine der schönsten und eindrucksvollsten aus der Zeit des Art Deco.
Die Welt geht unter und Du hast noch 24 Stunden. Was würdest Du machen?
All meine Freunde zum letzten Mal zum Tanz einladen. Fox-Trott, Tango, Charleston, Swing, Walzer … es gibt für mich kaum eine schönere Art, einen gesellschaftlichen Abend zu verbringen – warum also nicht auch den Letzten?
Du wirst zu einem Essen eingeladen und darfst alles Erdenkliche bestellen. Was würdest Du ordern?
Die Bundweite meiner 1938er Anzughose rät mir, zurzeit nur einen Salat zu bestellen. Auch wenn das Angebot durchaus verlockend klingt!