Es war ein lange gehegter Traum des Eisverkäufers Pietro Vannini. An Stelle seiner beliebten Eisdiele sollte ein zweigeschossiges Eiscafé entstehen, das ganzjährig geöffnet hat. Nun verkündete der heißblütige Italiener, dass es sich endgültig ausgeträumt hätte. Die Schuldigen waren schnell ausgemacht, nämlich die Denkmalschutzbehörde und Bürgermeister Kosubek. Aber vielleicht sind die Dinge doch etwas komplizierter, als Pietro Vannini wahrhaben möchte.

Bereits vor zwei Jahren sorgte der geplante Neubau für viel Aufregung. Damals scheiterte der Plan jedoch an den Vertragsverhandlungen. Vannini empörte sich darüber, dass, zusätzlich zu den Baukosten, der Miete und der Parkplatzablöse, das Gebäude nach 25 Jahren in das Eigentum der Stadt gefallen wäre. Der Empörung schloss sich bald halb Worms an und vergaß hierbei, dass das Gebäude, das Vannini errichten wollte, nun mal kein Tempel für die Ewigkeit ist und die Stadt im besten Fall eine Sanierung und im schlechtesten Fall einen kostspieligen Abriss finanzieren muss. Vannini drohte Worms zu verlassen, und die Geschichte wurde schnell wieder vergessen. Im April tauchte der Neubau wie Phoenix aus der Asche plötzlich wieder auf der Tagesordnung der bevorstehenden Stadtratssitzung auf. Es sollte eine Beschlussfassung über das Realisierungskonzept gefasst werden, mit dem Hinweis, dass das Projekt sowohl baurechtlich als auch unter dem Aspekt des Denkmalschutzes noch überprüft werden müsse. So überraschend wie das Projekt auf der Tagesordnung auftauchte, so überraschend verschwand es dann auch wieder. Gleich zu Beginn der Sitzung erklärte OB Kissel, dass es montags zuvor Gespräche mit der Denkmalschutzbehörde gab, mit dem Ergebnis, dass Vannini seinen Entwurf wieder zurückgezogen hätte. Bereits einen Tag später wandte er sich mit einer Stellungnahme an die Öffentlichkeit. Die Schuldfrage war für ihn schnell geklärt und lag alleine bei der Stadt. Immerhin hätten ja schon 2017 alle die Pläne gesehen und sich einverstanden gezeigt. Das ist aber nicht ganz korrekt. Dr. Klaus Karlin, Jurist und Fraktionssprecher CDU, erklärte WO! gegenüber, dass Vannini bis heute keinen Bauantrag gestellt hätte und es insofern gar nichts zu entscheiden gab. Erschwerend kam hinzu, dass er selbst 2017 das Projekt beerdigte. Wieso hätten also der Denkmalschutz oder irgendeine andere Behörde sich mit der Sache weiter beschäftigen sollen? Timo Horst, Fraktionssprecher SPD, spricht zumindest davon, dass der damalige verantwortliche Denkmalpfleger Vannini signalisiert hätte, dass lediglich die geplante Unterkellerung ein Problem sei. Nachdem man auf diese verzichtete, war für Vannini klar, dass es keine Probleme mehr gäbe. Die Zeit verging und ein neuer Denkmalpfleger kam, so Horst. Dieser erklärte nun, dass das Gebäude zu hoch sei und der Abstand zur denkmalgeschützten Dreifaltigkeitskirche zu gering. Ist das nun unseriös? Natürlich hätte man schon früher das Gespräch suchen können, andererseits erklärte der Wormser Italiener, dass das Gebäude von einem renommierten Architekten geplant wurde. Dieser erfahrene Mann hätte natürlich ebenso wissen können, dass es in Verbindung mit einem denkmalgeschützten Gebäude Auflagen gibt. Ein Blick ins Internet hätte gereicht, denn dort wird man schnell fündig. Insofern machen es sich Vannini und seine Fans zu einfach, wenn sie die Schuld alleine bei der Stadt suchen.