Das Kapitel „Krieg“ ist ein uferloses und kaum ein anderes hat die Menschen seit Anbeginn des Menschseins so sehr beschäftigt. Und es gibt sicherlich tausende bis abertausende Bände und Bücher, die sich mit ihm beschäftigen. Es wäre unmöglich, hier auf einer knappen Seite Wesentliches oder gar Neues hinzuzufügen. Deshalb versuche ich es gar nicht erst. Ich beschränke mich auf die Feststellung, dass der Mensch ein (besonders?) unfriedliches Wesen ist. Zwar ist fast überall, auch in der Natur, Kriegerisches zu finden, doch scheint mir der „Homo sapiens“ darüber hinaus unnötig unzufrieden und aggressiv zu sein. Dazu kenne ich vom Niederrhein den Spruch: „Mancher ist sich selbst der schlimmste Feind“.
Nun aber zu dem eigentlichen Thema, nämlich welche Dummheit darin steckt, einen Krieg zu beginnen. Da ist zunächst die große Frage, nach dem Ausgang jeden Krieges. Jedenfalls ist grundsätzlich die Wahrscheinlichkeit auf Sieg oder Niederlage praktisch gleich groß. Und zum Beispiel um 330 v.u.Z. wurde die Weltmacht der Perser von dem kleinen Volk der Madekonen unter Alexander besiegt und vernichtet. An eine andere Dummheit ist in den beiden Weltkriegen des 20. Jahrhunderts zu erinnern. Wie ich erst dieser Tage wieder hörte, hatten die Franzosen an nur einem Tag im Ersten Weltkrieg 100.000 Tote unter ihren Soldaten zu beklagen. Interessanterweise waren auf der deutschen Seite die Verluste ebenso groß.
Und bei den Materialverlusten, z.B. im Zweiten Weltkrieg, wurden erst englische Städte und später dann die deutschen Städte „platt gemacht“. Stellt sich nun die Frage: Wo ist der Sinn und Nutzen, wenn man sich gegenseitig abschlachtet und sich gegenseitig Städte „ausradiert“?
Zu Beginn dieses Aufsatzes sprach ich mit drei Frauen, die mir nachdrücklich abraten wollten von der Behauptung „Dummheit“ im Titel und der weiteren Ausführung. Ich aber meinerseits: Wenn Kriege keine Riesendummheit sind, dann will ich der Allerdümmste sein. Außerdem wird man ja auch die nachprüfbaren Dummheiten als solche aussprechen dürfen. Oder etwa nicht mehr?
Wie steht es nun aber mit einer möglichen Abhilfe? – Kurz gesagt: äußerst schlecht! Die einzigste Abhilfe, die ich mir denken könnte, wäre eine funktionierende Weltregierung, mit einer Weltpolizei und einer Weltarmee. Doch wird es all das nie geben, weil die großen und kleinen Egoismen unter den Staaten viel stärker sind als die nötige Einsicht und Vernunft. Und ich erlaube mir auch hier wieder von „Dummheit“ zu sprechen, auch wenn es viele nicht hören wollen. Ähnlich heißt es unter Historikern: „Was können wir aus der Geschichte lernen? Antwort: dass wir nichts gelernt haben!“
An dieser Stelle erwarte ich wieder den ewigen Vorwurf der Optimisten, dass ich nur Pessimistisches zusammen getragen habe. Dem sei in aller Kürze gesagt, dass ich ja nur ein Tüpfelchen der bösen TATSACHEN vorstellen konnte. Und mit naivem und dummem Schönreden können wir die Übel und Missstände dieser Welt nicht beseitigen. Schon Erich Kästner sagte 1930:
Und immer schickt mir die Briefe, in denen Ihr, dick unterstrichen, schreibt: „Herr Kästner, wo bleibt das Positive?“ Ja, weiß der Teufel, wo das bleibt.
Zum guten oder unguten Schluss kann ich, ja muss ich wieder sagen: „Schimpft nicht auf diejenigen, die schlimmen Tatsachen beim Namen nennen, sondern helft dabei, den Hetzern und Kriegstreibern das Handwerk zu legen!“ – Schwierige Sache, doch einer muss anfangen. Denkt dabei an Gandhi, Martin Luther King und einige mehr aus diesem Lager.
Mit freundlichen Grüßen,
Ihr Heinz Dierdorf