… hat meist ein schlechtes Gewissen. Das war mein Spruch aus früheren Jahren. Mag für manche als verrückt, für andere als ziemlich übertrieben gelten. Selbst wenn es wirklich übertrieben wäre, könnte es dennoch nützlich sein, darüber nachzudenken. Jedenfalls soll hier ein wenig in diese Richtung gedacht werden, wozu ich nun einlade. Wer aber keine Lust dazu hat, der möge jetzt „aussteigen“.

Dass diese Welt eben nicht „die Beste aller möglichen“ ist, wird heute deutlicher, als je zuvor. Obwohl der Einzelne zwar weitgehend unschuldig an den globalen Übeln ist, sollte es einem moralischen Menschen nicht völlig egal sein, wenn anderswo Not und Elend überhand nehmen. Er braucht sich zwar kein Gewissen daraus machen, doch sollte es ihn besorgt machen, dass die Verantwortlichen der Missstände weitgehend versagen. Daraus ist eine Mischung von Unfähigkeit und Gewissenlosigkeit zu erkennen. Was der „kleine Mann“ aber dennoch falsch macht, finden wir im nächsten Abschnitt.

Da gibt es den berühmten „Weg nach oben“, worunter man heute fast nur noch das Streben nach Karriere und Reichtum versteht. Für solche Streber ist „Gewissen“ natürlich ein „Fremdwort“, bzw. es wird völlig abgelehnt. Dieser Egoismus schadet allen anderen, bzw. der Gesellschaft. Überraschenderweise schadet der Egoist auf Dauer sich selbst. Leider kann aus Kürzegründen auf dieses Kapitel hier nicht eingegangen werden.

Die wahrscheinlich größte Gewissenlosigkeit und dazu noch weltweit, besteht in der Tatsache, dass viel zu viele Menschen auf diesem kleinen Planeten leben und skrupellos ihn plündern, ausbeuten und zusehends zum Müllplaneten machen. Verrückterweise wird das offenbar von vielen Staaten und Menschen als „normal“ angesehen. Und all das schlimme Tun und Lassen macht offenbar nur wenigen ein schlechtes Gewissen. Immer häufigere und immer stärkere Katastrophen verursachen immer mehr Gewöhnung. Eine Weltkrise ist noch nicht beendet, da folgt schon die nächste. Zwar wächst aus den globalen Übeln und Nöten die weltweite Angst, jedoch gibt es erkennbar keine ausreichende Gegenwehr auf nationaler und internationaler Ebene.

Gewissenlosigkeit im Großen, wie im Kleinen, scheint kein Ende zu finden. Doch will ich gern vermeiden, allzu viele Einzelheiten aufzuzählen, zumal Wiederholungen und Steigerungen meist das Gegenteil für richtige Reaktionen bewirken. Jedoch, da das Vorjahr eine neue und besonders schlimme Situation (für Dauer?) geschaffen hat, ist darauf einzugehen. Es ist „unser“ Flüchtlingsdrama, das die Kanzlerin naiv und fahrlässig so bezeichnet: „Das schaffen wir…!“ Darin ist eine weitere Gewissenlosigkeit zu sehen. Einmal, weil dieses „Schaffen“ praktisch Tausenden von Untergebenen und Ehrenamtlichen aufgebürdet wird. Zum anderen kommt der Schneeballeffekt noch hinzu, indem viele Flüchtlinge fast zwangsläufig noch mehr hinter sich herziehen.

Gewissenlosigkeit im großen Stil ist darin zu sehen, dass unsere und andere Regierungen auch, viele Jahre untätig gegenüber der zu erwartenden Riesenzahl von Flüchtlingen aus Nahost und Afrika geblieben sind. Wenn, fast immer, erst zu spät REAGIERT statt REGIERT wird, dann müssen wir mit wachsenden Problemen rechnen. Hier, wie auch an anderen Stellen, zeigt sich die Dimension von Unfähigkeit oder Dummheit der Verantwortlichen bzw. des Systems.

Den Abschluss überlasse ich gern meinem literarischen Vorbild, Erich Kästner:

Und immer wieder schickt ihr mir Briefe, in denen ihr, dick unterstrichen, schreibt: „Herr Kästner, wo bleibt das Positive?“ Ja, weiß der Teufel, wo das bleibt.

Ich grüße nunmehr meine Leser mit dem gewohnten Kästchen und seinem Text:

„Der Weg zur Hölle ist mit guten Vorsätzen gepflastert.“

Ihr ergebener Heinz Dierdorf