5. & 6. August 2016
Mittelbergshohl in Worms Pfeddersheim:

Keine Frage, für den Aufwand, den die Pfeddersheimer betrieben haben, um ihre eigenen Festspiele auf die Beine zu stellen, kann man nur Respekt zollen. Zwei Bühnen plus Leinwand, eine gastronomische Wagenburg, bei der keine kulinarischen Wünsche offen blieben, ein echtes Bläsertrio für die Pausenfanfare, sowie eine Arena, die bereits im Vorfeld für viel Aufmerksamkeit sorgte.

Denn auf dieser Arena, die im normalen Leben ein Acker ist, wohnt ein ganz besonderer Gast, der drauf und dran war, den über 100 Beteiligten die Show zu stehlen. Hören tut er auf den gar nicht mal so schnuckeligen Namen Bienenfresser. Der Vogel, mit seinem verführerisch hübschen rot-grün-gelben Federkleid, gehört nämlich zu den bedrohten Vogelarten und ausgerechnet im Pfeddersheimer Hinterland hat er sich mit seiner kleinen Familie seinen Brutplatz ausgesucht. Das sorgte für viel Aufregung, rief die NABU auf den Plan und führte schließlich den rheinland-pfälzischen Bienenfresser Experten schlechthin, Jörn Weiß, in den westlichen Stadtteil von Worms. Der hatte sogar die Erlaubnis, bei akustischer oder sonstiger Gefährdung, das Stück sofort abzubrechen. Dazu kam es jedoch an den beiden Spieltagen nicht. Und das Stück selbst? Das war nicht unbedingt so viel Aufregung wert. Geschrieben, konzeptioniert und inszeniert zu allererst für die einheimischen „Pedderschemer“, war das für die Besucher aus dem Osten, wie Winzer Oliver Knab die Gäste aus Worms umschrieb, nur bedingt amüsant. In epischen vier Stunden erzählte die „Kulturinitiative Pfeddersheim“ in Zusammenarbeit mit der örtlichen Kult Band „Net for Viel“ die Geschichte der Pfeddersheimer Auswanderer Michael Knab und Simon Heller. Die zog es 1738 nach Pennsylvania, Amerika. Es folgte die übliche Geschichte um kaltschnäuzige Bösewichter, aufrechte Helden und liebliche Damen. Dazwischen gab es sehr viel Musik, mal live, mal vom Band, allerhand Nonsens, den zumeist nur die Einheimischen verstehen konnten und ein paar witzige Filmeinspieler, die vom Kontrast „heutiges Pfeddersheimer doubelt Wilder Westen“ lebten.

FAZIT: Am Ende zeigten sich alle Einheimischen restlos begeistert, während die Besucher aus dem Osten noch über den einen oder anderen Gag grübelten. Dennoch muss man neidlos zugestehen, dass diese Festspiele in ihrer eigenwilligen Konzeption wohl einzigartig sind in Rheinhessen.