Ungewisse Zukunft für Tiefgaragen, ehemaliges Hochstift und Gesundheitsamt
Sie sind überall verteilt in der Innenstadt. Gebäude, die einst vielen Menschen Arbeit gaben oder Autos einen Ort zum Verweilen. Heute erinnern sie die Bürger daran, dass die Stadt mit diesen Gebäuden schlichtweg überfordert ist und es zudem für zeitnahe Entwicklungen an Geld fehlt.
In der letzten Stadtratssitzung vor der Sommerpause zeigte sich das beispielhaft am Umgang mit den Tiefgaragen am Ludwigsplatz und in der Friedrichstraße. Während die eine stillgelegt ist, wartet die andere darauf, saniert zu werden. Was beide gemeinsam haben, ist der weitere ungewisse Fortgang. Zunächst ging es aber um Zahlen und die sind alles andere als gut. Der Jahresabschluss des „Sondervermögens Parkhaus“ für das Jahr 2022 verzeichnet einen Jahresfehlbetrag von stattlichen 1,78 Millionen Euro. In normalen Jahren bewegt sich das Defizit in einem Bereich zwischen 650.000 und falls nicht gerade wenig ist. Erklärt wurde im Stadtrat, dass aufgrund der endgültigen Schließung der Tiefgarage Ludwigsplatz selbige in der Bilanz vollständig abgeschrieben werden musste, was eben zu jenem Betrag führt. Für das Sondervermögen ist damit der Fall erst mal erledigt, für die Stadt allerdings noch lange nicht.
Verfüllen ja, aber wann?
So herrschte im Stadtrat im Juli 2022 weitestgehend Einigkeit darüber, dass der Ludwigsplatz im Anschluss wieder den Bürgern zur Verfügung stehen soll. Uneinigkeit herrschte wiederum darüber, wie der neue Platz aussehen könnte. Bis diese Frage geklärt ist, werden wohl aber noch ein paar Jährchen ins Land gehen. So besprach man in derselben Sitzung im vergangenen Jahr, dass es einmal mehr eine Studie richten solle. Mit der Unterstützung des „Lenkungskreis Innenstadt“ und erhofften Fördermitteln soll eine Konzeptstudie erstellt werden. Zunächst muss aber ohnehin das Innenleben der Tiefgarage verfüllt werden und das kostet Geld, von dem bekanntlich weniger denn je vorhanden ist. Da beim Verfüllen der Tiefgarage wohl eher nicht mit Fördermitteln zu rechnen ist, könnte die Tiefgarage noch lange als Mahnmal dafür herhalten, was passiert, wenn man versucht, durch fehlende Instandhaltungen und Fehlplanungen Geld zu sparen.
Sanieren Ja, aber wann?
Ein wenig anders sieht das bei der kleineren Tiefgarage in der Friedrichstraße aus. Auch diese beschert derzeit keine Einnahmen, genau gesagt: seit 2018. Klar ist indes, dass diese irgendwann wieder genutzt werden soll. Geschlossen aufgrund von baulichen Mängeln, insbesondere beim Brandschutz, wurde bereits vor Jahren die Sanierung beschlossen. Im Bauausschuss 2020 veranschlagte man die Wiederinstandsetzung mit Kosten von 7.486.400 Euro, die Stellplatzkosten würden für den Steuerzahler mit 50.583,47 Euro zu Buche schlagen. Eine stolze Summe für 144 Parkplätze. Diese Zahl dürfte zwischenzeitlich aber nicht mehr haltbar sein. Eine zeitliche Perspektive gibt es derzeit ohnehin nicht. Schuld ist dabei nicht nur das fehlende Geld, sondern ebenso unbesetzte Stellen. So möchte der Baubereich für dieses komplexe Projekt eine Projektstelle schaffen. Doch genau diese Stelle konnte bislang nicht besetzt wer- den. Kurzum, es fehlen personelle Ressourcen für Ausschreibungen und Baubegleitungen, und damit ist auch der Baubeginn ungewiss.
Domquartier ja, aber wann?
Doch die Zahl der Bauruinen, die zwischenzeitlich auch zu einem Symbol des Stillstands geworden sind, enden nicht bei den beiden Tiefgaragen. So ist es auffällig still geworden um die Bauvorhaben rund um das geplante touristische Zentrum. Teilweise notdürftig verhüllt mit einem Banner, wartet das frühere Gesundheitsamt ebenso auf eine Perspektive wie das ehemalige Hochstift Krankenhaus. Letzteres beheimatet zumindest in einem Trakt seit letztem Jahr das erste stationäre Hospiz in Worms. Die beiden weiteren Gebäude sollen höchst- wahrscheinlich abgerissen werden. Ursprünglich war geplant, mittels Konzeptvergaben die Grundstücke zu veräußern. Doch davon ist die Stadt mittlerweile wieder abgerückt, da man zwischenzeitlich das Projekt des „Domquartiers“ ins Leben gerufen hat und das ist gleich mal auf eine jahrzehntedauernde Entwicklungszeit angelegt. Dieser neue Optimismus steht natürlich einmal mehr mit Fördergeldern in Verbindung. Die sind wiederum auf zwölf Jahre angelegt und belaufen sich auf rund 16 Millionen Euro. Natürlich steht am Anfang eines solchen Projekts eine Studie und die braucht Zeit…
Text: Dennis Dirigo, Foto: Andreas Stumpf