Der ewig zeitlose Roman „Farm der Tiere“ von George Orwell wurde im Wormser Theater von drei Schauspielern der Burghofbühne Dinslaken aufgeführt und wusste durch seine originelle Umsetzung zu gefallen.
Die Tiere auf der „Herrenfarm“ haben es nach jahrelanger Unterdrückung durch ihren trunk- süchtigen Bauern endlich geschafft, diesen zu vertreiben. Als der Landwirt zum wiederholten Male betrunken vergessen hatte, seine Tiere zu füttern, starten sie, angeführt von den klugen Schweinen, eine Revolution. Ihr Ziel ist es, die Farm gemeinsam und in Harmonie zu bewirtschaften. Der Slogan „Alle Tiere sind gleich“ und die neu eingeführten sieben Regeln sollen das friedliche Zusammenleben der Tiere begleiten. Sich vom Menschen zu emanzipieren, klappt anfangs gut, bis die Hoffnung auf Gleichheit und selbst bestimmte Freiheit durch den Machthunger einer Gruppe von Schweinen unterwandert wird. Die Schweine schaffen es, vor allem gutgläubige Tiere, die keine Fragen stellen, an sich zu binden und durch ein Geflecht aus Lügen und dem Schüren von Angst vor der Rückkehr der Menschen („Zweibeiner“) das Ruder an sich zu reißen. Als das einzig noch den anderen Tieren wohlgesonnene Schwein Schneeball nach einem Streit mit dem neuen Anführer Napoleon von der Farm vertrieben wird, zieht eine neue Gewaltherrschaft auf der Farm der Tiere ein. Mit scheinbar einfachsten Parolen und dank ihrer Wortgewandtheit sind die Schweine fortan die Führer der Gruppe und legen die einst festgelegten Regeln für das Zusammenleben manipulativ immer weiter zu ihren Gunsten aus. Es kommt, wie es kommen muss. Aus der angestrebten Anarchie ist längst eine Hierarchie geworden, in der die Schweine die Rolle der „Zweibeiner“ eingenommen haben. Aus dem Slogan „Alle Tiere sind gleich“ war längst „aber manche Tiere sind gleicher“ geworden. Für ihre eindringliche Darstellung jeder Menge Tiere auf der Bühne erhielten Markus Penne, Anthea Heyner und Matthias Guggenberger lange anhaltenden Beifall der knapp 300 Besucher im Wormser Theater.
Fazit: In knackigen 75 Minuten gelang es den drei Schauspielern, mit starken Dialogen und in ständig wechselnden Rollen die gescheiterte Revolution gelungen darzustellen. Gleichzeitig ist Orwells „Farm der Tiere“ einmal mehr eine Warnung, was passieren kann, wenn man allzu gutgläubig Mächtigen vertraut.
19. April 2023 | Das Wormser Theater
Text: Frank Fischer, Foto: Andreas Stumpf