Ein Blick zurück auf die „16. Wormser Kulturnacht”

15. Juni 2024 | Innenstadt Worms: Kultur, das ist die Seele einer Gesellschaft. Sie ist das, was uns Menschen definiert. Die Gabe, Musik, Literatur und vieles mehr aus einer Vision heraus zu erschaffen. Im Falle der „Wormser Kulturnacht“ ist die Vision eine Stadt, in der die Bürger zusammen Kunst gestalten und genießen können. Dies konnten rund 2.600 Kulturnacht Besucher, plus zahlreiche Flaneure, deren Wege die Veranstaltungen streiften, bei milden sommerlichen Abendtemperaturen erleben.

40 Programmpunkte an 30 Orten galt es zu entdecken. Dazu forderte auch Bürgermeisterin Stephanie Lohr bei ihrer Eröffnungsrede in der Dreifaltigkeitskirche ausdrücklich auf. Zugleich verwies sie auf den verbindenden Charakter dieser Nacht. Während die Nacht noch jung war, nutzte Lohr den feierlichen Rahmen in der protestantischen Kirche und verabschiedete die bisherige Kulturdezernentin Petra Graen in den Ruhestand. Im Anschluss übernahm Wolfgang Neidhöfer den Dirigentenstab und die Kirche gehörte dem Orchester und Cello Ensemble der Lucie-Kölsch-Musikschule. Mit Auszügen aus Mozarts „Die Zauberflöte“ bewiesen sie Talent und Gespür für die Erhabenheit und Leichtigkeit von Mozarts Melodien.

Die Besucher hatten wiederum die Qual der Wahl, sich auf der Strecke von der Güterhallenstraße bis zur Großen Fischerweide zwischen den zahllosen Orten zu entscheiden. Als Hotspot erwies sich das Geschehen rund um den Obermarkt. Auf dem Weg dorthin gab es eine kleine Überraschung, denn entgegen des offiziellen Programms regte sich auch Leben im „Sprungbrett Worms“, der Heimat des „Sneakers Empire“. An diesem Abend begegneten sich Hip Hop und große Songwriter Kunst. Während unter anderem die Nachwuchsrapper Painymon und Kiminodrip mit Wortwitz und fetten Beatz die KW rappten, begeisterte der Musiker Julian Thome mit einem Streifzug durch die Rockgeschichte. Den unternahm auch die Sängern Jay Gomes, gemeinsam mit der Band Wired, vor der Vinothek. Wenn auch stimmlich leicht angeschlagen, gab sie alles und ließ sich auch nicht von einem Tänzchen mit den Gästen abhalten.

Getanzt wurde zu fortgeschrittener Stunde auch beim Konzert der legendären Cover Band Smoke vor Ralfs Tanzgalerie. Wenn nicht gerade die Hüften geschüttelt wurden, stimmten hunderte Kehlen gemeinsam mit der Band zum Beispiel Evergreens wie Neil Diamonds „Sweet Caroline“ an. Im fliegenden Wechsel spielten Smoke den musikalischen Ball der geballten Altrheinpower um Heinz Balzer zu. Die hatten ihr Lager vor dem Eiscafé Adami bezogen. Da durfte natürlich das legendäre „Salatöl“ genauso wenig fehlen wie Heinz Balzers mundartgerechte Bearbeitung von „Roxanne“. Deutlich leiser ging es in den benachbarten Räumen des OM 16 zu. Dort präsentierte und erklärte der Künstler Dan Novak seine Upcycling Kunst. Auf dem Weg zum Hamburger Tor, das gleich zwei Konzerte auf dem Programm hatte, gab es eine musikalische Begegnung mit dem Duo Baxt Manush. Das hatte sich vor dem Unicef Büro in der Bärengasse positioniert und begeisterte mit flinken Fingern, die den Saiten ihrer Gitarren wiederum weltmusikalische Töne entlockten. Die hatten es allerdings nicht leicht, gegen den satten Blues Rock Sound der Cookin`Keys zu bestehen, die ein paar Meter weiter vor dem Hamburger Tor Stellung bezogen und sich durch die Musikgeschichte groovten.

Wer Ruhe suchte, konnte diese in der Großen Affengasse in der Magic Dream Garage bzw. im Magical Forest der Künstlerin Maxi Klaus finden. Die Garage, die tatsächlich einem magischen Wald glich, lockte zudem mit sanften Beats und einem echten Magic Touch in Form von verführerischen Schokoladenkreationen der Wormserin Bianca Erdmann, die die Gäste als freundlicher Löwe begrüßte. Einen Hauch von Frankreich gab es am Siegfriedbrunnen, wo La Vie en Rose zu den Weinen von Helmut Kloos mit Chansons die Leichtigkeit des Lebens zelebrierten. Als visueller Höhepunkt des Abends erwies sich zu fortgeschrittener Stunde die Lasershow „Die Kraft des Geistes“. Lichtschleier im Wechsel mit präzise tänzelnden Lichtstrahlen schufen im Innenraum des Dom St. Peter eine traumhafte Atmosphäre. Begleitet wurde die Show des Lichtkünstlers Stefan Schaaf durch Texte, vorgetragen von Diakon Matthias Kirsch, und Orgelklänge, gespielt von Dan Zerfaß.

Fazit: Es gab wieder mal viel zu entdecken. Vieles hätte dabei mehr Aufmerksamkeit verdient, doch getrieben von der Neugier, konnte der Flaneur zumindest jede Menge neue Inspirationen für sich verbuchen.
Zudem wurde einmal mehr der Beweis erbracht, Worms ist einfach ein kreatives Städtchen.

Text: Dennis Dirigo, Fotos: Andreas Stumpf