Eigentlich ist das Theater die Bühne, auf der sie sich bewegen. Die Rede ist von der Lincoln-Theatergruppe „Szene 9“. Mit zahlreichen Stücken, wie zuletzt der „Gone Girl“ Adaption „ComeBack“, erspielten sie sich als engagierte Gruppe mit professionellem Anspruch einen guten Ruf.
2018 wollen sie ihre erste Freiluft-Inszenierung („Genesis“) auf einer Insel inmitten des Sees im Herrnsheimer Schloss aufführen. Um die Zeit bis dahin zu verkürzen, beschloss die Gruppe, einen für sie neuen Weg zu gehen und inszenierte einen Kurzfilm, der im Rahmen des Herrnsheimer Weinsommers am 27. Juli 2017 seine Premiere erleben wird. Unter dem Titel „Die Macht der Idee“ versucht das kreative Trio, Christian Mayer, Constantin Schwab und Benedict Schulz, den anstrengenden Entstehungsprozess eines Stückes filmisch darzustellen. Doch Film ist nicht Theater. Während man im Theater letztlich linear inszeniert, unterliegt ein Film organisatorisch und erzählerisch gänzlich anderen Regeln. Drei Tage Drehzeit für 18 Seiten Buch setzen natürlich eine genaue Planung voraus. Und selbst wenn alle Szenen im Kasten sind, ist der Film noch nicht fertig, denn schließlich muss dieser am Ende noch geschnitten werden. Insgesamt sind 21 Personen mit der Entstehung des Films beschäftigt. Gedreht wurde an Schauplätzen in Pfiffligheim, Mölsheim und weiteren Orten in Worms. Wie aufwendig bereits der Dreh einer scheinbar nebensächlichen Szene ausfallen kann, davon konnte sich WO! vor Ort selbst ein Bild machen. Es herrschte strahlender Sonnenschein an einem Samstagmorgen Ende Mai. Zwei junge Frauen stehen vor einem Haus in der Wehrgasse. Sie halten Broschüren mit der Aufschrift „Kraft für die Seele“ in ihren Händen. Benedict Schulz, der gemeinsam mit Mayer Regie führt, erklärt Lena Leidemer und Julia Schöttle ihren Part. Beide spielen Gemeindevertreterinnen, die an einer Tür klingeln sollen, um dort für ihren Glauben zu werben. Es dauert eine gefühlte Ewigkeit, bis Kameramann Simon Grünewald die Kamera justiert hat, das Licht stimmt und die Schatten so liegen, wie er es braucht. Die Szene wird zweimal gedreht. Einmal von außen und anschließend von innen. Bis sie sitzt, müssen die beiden Damen bei knapp 30 Grad im Schatten, dabei brav im biederen Kleid gekleidet, mehrfach die Szene wiederholen. Immer wieder gehen sie zur Tür, klingeln, sagen ihren Satz auf und bekommen die Tür vor der Nase zugeschlagen. Nach über einer Stunde zeigt sich Benedict Schulz zufrieden und die nächste Szene kann in Angriff genommen werden. Wie sich beim Lesen des Drehbuchs zeigt, scheint die Einstellung Teil des Finales zu sein. Bis es soweit ist, wird die Farbe Rot noch eine wichtige Rolle in dem Film spielen, genauso wie der Goldschmied Arnuld Kaju Kienast, der in dem Film die Rolle einer fiktiven Figur namens Edi spielt, die plötzlich ein Eigenleben beginnt. Klingt irritierend? Ist es aber im Kontext der Geschichte natürlich nicht. Geschrieben wurde das Drehbuch von dem Österreicher Constantin Schwab, der bereits mehrfach für die Gruppe arbeitete. Der Idee liegen eigene Erfahrungen zugrunde, die man im sogenannten „Writer’s Room“ machte. Mehr soll aber an dieser Stelle nicht verraten werden. Was Mayer, Schwab und Schulz mit ihrem Film genau im Schilde führen, davon kann man sich Ende Juli selbst ein Bild machen.
WANN: Donnerstag, 27. Juli 2017, ab 19 Uhr (Einlass)
WO: Remise, Herrnsheimer Schloss, Worms
WIEVIEL: Eintritt frei!