Tiefgarage Ludwigsplatz soll zum 30.06.22 endgültig schließen
Mit Gutachten kennt man sich in der leidvollen Geschichte der Tiefgarage am Ludwigsplatz bestens aus. Das neueste Gutachten zwingt die Stadt und die Parkhausbetriebe allerdings dazu, das Parkhaus zum 30.06.22 endgültig zu schließen. Bis dahin müssen notwendige Abstützarbeiten vorgenommen werden, weshalb eine Teilsperrung ab Februar notwendig wurde.
Es ist nun wahrlich kein neues Problem, mit dem sich die Wormser Politik nun schon seit etlichen Jahren herumschlagen muss. Da die Substanz des unterirdischen Parkhauses aufgrund eindringenden Wassers im Laufe der Jahre marode geworden ist, dürfen auf dem darüber- liegenden Ludwigsplatz seit 2014 keine Veranstaltungen mehr durchgeführt werden. Dort, wo früher Open Air Konzerte, der Wochenmarkt oder sonstige Festivitäten eine Heimat fanden, ist heute ein toter Platz. Nun hat eine Prüfung der Statik der Tiefgarage Ludwigsplatz durch ein externes Büro ergeben, dass eine Teilsperrung erfolgen musste. Die Rampen von der Ebene 1 zur 2 sowie der Ebene 2 zur 3 müssen mit Sprießen umgehend unterbaut werden, um den Betrieb noch für weitere fünf Monate zu ermöglichen. Auswirkungen hat dies zunächst nur für Kurzparker, deren Stellenplätze sich verringern, während Dauerparker in der Tiefgarage stehen bleiben können. Als Betreiber und Vermieter der Parkhäuser wird die Parkhausbetriebs GmbH die nächsten Monate bis zur endgültigen Schließung nutzen, um insbesondere für die Dauermieter bis zum 30. Juni Lösungen zu finden. Derweil weist die Stadt Kurzparker darauf hin, dass genügend innerstädtische Angebote als Alternative zur Verfügung stehen. Wer sich die Auslastung der städtischen Parkhäuser ansieht, wird schnell merken, dass es bei den mitunter nur zur Hälfte ausgelasteten Parkhäusern an freien Stellplätzen nicht mangelt. In der Innenstadt stehen in den Parkhäusern Kaiser Passage, Jost und im Parkhaus am Dom noch ausreichend Ressourcen zur Verfügung. Selbiges gilt für das Park + Ride Parkhaus hinterm Bahnhof. Wie es mit der Tiefgarage Ludwigsplatz nach der Teilsperrung weitergeht, wird auf Basis der Kostenschätzungen für die Sanierung sodann in den zuständigen städtischen Gremien diskutiert werden müssen.
Immer wieder Gutachten
Man kann sagen, dass es in der leidvollen Ge- schichte der Tiefgarage Ludwigsplatz an Gutachten nun wahrlich nicht gemangelt hat. Immer mit dem Ziel, den Betrieb des Parkhauses irgendwie weiter zu ermöglichen. Man könnte auch sagen: Um sich vor einer endgültigen Entscheidung zu drücken. Bereits 2016 kam die Bauverwaltung zu der Erkenntnis, dass eine Sanierung des 50 Jahre alten Bauwerks aus Kostengründen ausscheide. Zwei Jahre später sollte eine extern vergebe- ne umfangreiche Machbarkeitsstudie Klärung bringen und endete mit einem ernüchternden Ergebnis. So wurden seinerzeit Kosten in Höhe von 43 Millionen Euro für die Sanierung aller drei Parkdecks, sowie 3,9 Mio. Euro für den Rückbau veranschlagt. Das sind Summen, die die Stadt nicht aufbringen kann – schon gar nicht für ein Parkhaus. Auch die Hoffnung, dass die Betreiber der Kaiser Passage die Tiefgarage „übernehmen“ und für die Sanierung sorgen, zerschlug sich schon bald. Im April 2019 sorgte eine Machbarkeitsstudie des Ingenieurbüros Schüßler-Plan aus Frankfurt für kollektives Fraktionskopfschütteln, denn auch der Neubau einer drei- geschossigen Tiefgarage mit 225 Stellplätzen würde mit rund 26 Millionen Euro zu Buche schlagen. Selbst wenn man auf eine Etage verzichtet (150 Stellplätze), würden die Kosten immer noch bei stolzen 17 Millionen Euro liegen. Besprochen wurde in der Machbarkeitsstudie auch das Zuschütten der Tiefgarage mit Betonmasse. Selbst die Kosten für diese Maßnahme wurden seinerzeit mit rund vier Millionen Euro beziffert, zwei Jahre später bereits mit fünf Millionen. Die neueste Studie vom Februar dieses Jahres legt nun eine Schließung bis zur Jahresmitte nahe. Und erneut hat der Stadtrat entschieden, dass ein neuerliches Gutachten zu einer möglichen Betonsanierung angefertigt werden soll. Das externe Büro KuA-Consult mit Neiss Tragwerksplanung, das im Auftrag der Stadt die Statik und den Zustand des Gebäudes eng begleitet und untersucht, hat angekündigt, dass man dieses Gutachten bis Ende März 2022 vorliegen will.
Minusgeschäft Parkhäuser
Es ist kein Geheimnis, dass der Betrieb der städtischen Parkhäuser seit Jahren ein Minusgeschäft ist. Dazu kommt der Renovierungsstau, der in nahezu allen städtischen Parkhäusern vorhanden ist. Parallel zum Parkhaus am Ludwigsplatz arbeitet man derzeit an derzeit an der Sanierung der Tiefgarage Friedrichstraße, die mit geplanten Kosten von 7,5 Millionen Euro zu Buche schlägt. In diesem Jahr steht noch der Beginn der Renovierung des Parkhauses „Am Theater“ an, weshalb auch hier eine vor- übergehende Schließung für die Dauer der Baumaßnahmen erfolgen muss. Nicht zuletzt ist auch das erst im Juli 2020 eröffnete Parkhaus am Dom in der Koehlstraße mit knapp zehn Millionen Baukosten noch in bester Erinnerung. Die Frage muss deshalb lauten, wie viele Millionen man noch in das Thema Parkhäuser stecken will? Man betreibt beim Parkhaus Ludwigsplatz seit Jahren Flickschusterei, gibt teures Geld für immer neue Gutachten aus, die jedes Mal Kosten im mittleren fünfstelligen Bereich verursachen, um ein Parkhaus am Leben zu erhalten, das seine besten Zeiten längst hinter sich hat. Auch wenn man sich bisher um eine endgültige Entscheidung gedrückt hat, sollte die drohende Schließung zum 30.06. Anlass genug sein, sich intensiver mit dem Thema Parkraumbewirtschaftung in der Innenstadt zu beschäftigen. Dazu gehören selbstredend auch Alternativangebote wie ein besserer ÖPNV und eine anständige Fahrradanbindung. Ein „Weiter wie bisher“ wäre im Fall der Tiefgarage Ludwigsplatz grob fahrlässig.
Kommentar: Frank Fischer, Fotos: Andreas Stumpf
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staltungen mehr durchgeführt werden. Dort, wo früher Open Air Konzerte, der Wochenmarkt oder sonstige Festivitäten eine Heimat fanden, ist heute ein toter Platz. Nun hat eine Prüfung der Statik der Tiefgarage Ludwigsplatz durch