Bald stehen an der wunderschönen Rheinwiese Zwölf Apostel wieder unzählige Stände um eine Bühne herum. In manchen werden Waren feil geboten, in anderen köstliche Genüsse aus aller Herren Länder. Eine Atmosphäre in der alles frei, ungezwungen, lustig und laut ist – eine zweitägige Vision einer Welt, wie sie in Ordnung wäre. Die Rede ist vom 46. Open Air Hamm am 17. & 18. Juni 2016.

Als erster Hauptakt tritt um 20 Uhr Wucan aus Dresden auf. Hier steht keine Popmaus, sondern eine infernalische Walküre, die mit ihrer Band den 70er Heavy-Psych-Rock zelebriert, auf der Bühne. Mit Blockflöte, etwas Metal und harten Riffs. Danach Okta Logue. Psychedelic Rock lebt und Okta Logue gewinnen Ihm einige Ohrwürmer ab, auch wenn Sie dafür etwas mit dem Pop flirten. Die Mitte der Nacht gehört mit Illbilly Hitec dem Dub. Drei Musiker und zwei MC‘s verschmelzen live Drums, dicke Bässe, Offbeats, eingängige Melodien und live Dubbings zu einem Set, das die Energie einer traditionellen Live-Show mit dem Flow und der Abwechslung eines DJ-Sets verbindet. Im Anschluss an das Hauptprogramm startet im Chill Out der letzte Pflichttermin des ersten Abends. Das Buttering Trio wird sich Tausende Kilometer aus Israel herbemühen, um den Abend mit Trip Hop, Soul und Jazz gebührend ausklingen zu lassen.

Am Samstag ab 14 Uhr gibt es all den analogen Spaß, der Backen rot glühen und Augen leuchten lässt: Wingertsknorzen anmalen, eine Rollrutsche, Schminken, Dosenwerfen, Trampolin springen, Reiten, Buttons pressen und mehr. Irgendwann gegen 14.30 Uhr kommt aus einer Spalte im Boden Klaus der Geiger gestiegen, um über alles Politische und Weltenlenkerische zu schimpfen und Witze zu machen. Die Waffen gegen das Übermächtige sind Fidel, Latzhose und „Sascha“. Um 15.30 Uhr entfesselt Herr Bauch, der vorher als Pantomime auf dem Platz unterwegs ist, all seine artistischen Fähigkeiten im Umgang mit einer lebendig gewordenen Umwelt. Um 17 Uhr betreten Sensi Simon and his Brother die Bühne. Ein unmusikalisches, fundamentales und brahmanistisches Elternhaus konnte sie nicht abhalten, den Leuten, vor allem in Japan, zu zeigen, wie man neue Dimensionen der Tanzmusik zelebriert. Fun Balkan im Electrostyle, hart am Herzschlag und kompromisslos sexy. Nicht minder energiegeladen geht es weiter mit Kochkraft durch KMA. Die selbsternannte Musik-AG spielt die Neue Deutsche Kelle. Konsequent und famos. So wie Neue Deutsche Welle, nur in noch uncooler, aber nicht minder härter! Daraufhin folgt mit The Rogues From County Hell nach Jahren endlich mal wieder eine Irish Folk Punk Band. Ihre Idole, wie The Pogues oder die Dropkick Murphies, hört man ihnen an, aber auch die Verwurzelung in irischen Traditionen. Klassische Instrumente, rauer Gesang und die richtige Portion Punk. Mit Klängen wie aus einer anderen Welt verzaubert im Anschluss Annuluk das Publikum. Von archaischem Schamanismus oder Tempel-Gesängen dringt die sensibel aufeinander abgestimmte Band langsam in die Gegenwart urbaner Rhythmen und elektronischer Klanggestaltung vor. Nach ihrem legendären Auftritt in Hamm hatten sich die drei Niederländer von DeWolff zurückgezogen, um sich mit diversen Tourneen und neuem Album noch besser auf uns vorzubereiten. Die letzte Band für dieses Jahr versprüht so viel Energie, dass wir es alle bis 2017 aushalten werden. Wer noch nicht genug hat, kann im Chill Out das Open Air mit diversen Djs ausklingen lassen. Für alle, die nicht selbständig an- oder abreisen können, oder ihr Fahrzeug zu Hause lassen möchten, gibt es einen Shuttlebus.