Während die deutsche Automobilindustrie von einem Skandal zum nächsten schlittert und vor allem die klimaschädlichen Diesel-Motoren in der Kritik stehen, gewinnt das Thema „E-Mobilität“ immer mehr an Bedeutung. Zwar ist die Liebe der Deutschen zu Verbrennungsmotoren nach wie vor ungebrochen, allerdings könnten sich mittlerweile 60 Prozent der Deutschen grundsätzlich vorstellen, ein Elektroauto zu kaufen.*
Das Vertrauen in die deutsche Autoindustrie ist seit einiger Zeit erschüttert. Um eventuellen Verboten vorzubeugen, versuchen Politik und Wirtschaft, gemeinsam Wege zu finden, um Dieselautos klimafreundlicher zu machen. Gleichzeitig ist die Diskussion um einen Umstieg auf Elektromotoren in vollem Gange. Womöglich hat der jüngste Diesel-Skandal dazu geführt, dass auch die großen Automobilriesen umdenken. VW und BMW haben bereits angekündigt, verstärkt in Elektromobilität zu investieren. Zwar muss dies noch nicht bedeuten, dass es zu einer strategischen Umorientierung in der Automobilbranche kommen wird, aber auf kurz oder lang wird man sich diesem Thema nicht mehr verschließen können. Denn laut einer Umfrage von DIE ZEIT bleibt der Benzinmotor zwar für jeden Dritten die beliebteste Antriebsart, allerdings haben Hybrid- Fahrzeug (22%) und Elektroauto (15%) den klimaschädlichen Dieselmotor (12,5%) bereits überholt. Immerhin 37,5% würden sogar ein Verbot von Benzin- oder Diesel-Fahrzeugen und einen kompletten Umstieg auf E-Mobilität befürworten. Das Interesse ist also groß, auch wenn die nackten Zahlen noch eine andere Sprache sprechen. Die in Deutschland anvisierte Marke von einer Million bis zum Jahr 2020, wird man bei geschätzt ca. 50.000 deutschlandweit zugelassenen E-Autos wohl kaum halten können. In China ist man sogar noch euphorischer und will den Stadtverkehr bis 2030 komplett auf E-Autos umstellen. Inwieweit man dieses Ziel erreicht, bleibt zwar noch abzuwarten. Allerdings ist der chinesische Markt hierfür ideal, da Elektroautos vor allem für kürzere Strecken und somit für den Stadtverkehr in Millionenstädten wie Peking oder Shanghai bestens geeignet sind. Für längere Distanzen oder zur Versorgung der ländlichen Gebiete spricht aktuell noch die geringe Akkuleistung eines Elektroautos. Das gilt für China genauso wie für die USA, Kanada, Russland oder auch Deutschland.
In erster Linie sind es vor allem zwei Bedenken, die viele Autofahrer noch davon abhalten, auf ein E-Mobil umzusteigen. An erster Stelle werden die geringen Ladezeiten genannt, ungefähr genauso oft wird der aktuell noch zu hohe Kaufpreis als Argument angeführt. Letzterer dürfte sich auf ein Normalmaß einpendeln, sobald auch die großen Autoriesen in die Massenproduktion einsteigen. Auch sollte es technisch in absehbarer Zeit möglich sein, Elektroautos mit Akkus auszustatten, die eine längere Laufzeit ermöglichen. Welche Innovationen im Bereich E-Autos anstehen, zeigt der neue TESLA Roadster, der Mitte November erstmals der Öffentlichkeit präsentiert wurde. Der 2+2-Sitzer soll mindestens 400 km/h schnell fahren und überzeugt mit einer Akkulaufleistung von 1.000 Kilometern. Der schicke Sportwagen ist mit drei E-Motoren ausgestattet und beschleunigt von 0 auf 100 km/h in unglaublichen 1,9 Sekunden, 160 km/h schafft der Roadster in 4,2 Sekunden (Drehmoment: 10.000 Nm.). Bereits 2006 erbrachte das erste E-Mobil der Marke Roadster dank einer 53 kWh großen Batterie den Nachweis, dass Elektromobilität funktioniert. Ab 2020 soll die Elektro-Rakete beim Händler stehen und wird schlappe 200.000 Dollar kosten.
Das Thema E-Mobilität bleibt also spannend und wird den Markt der Zukunft beherrschen. Wer schon einmal ein E-Auto gefahren ist, weiß vor allem die himmlische Ruhe zu schätzen. Die schnellere und zudem noch nahezu geräuschlose Beschleunigung von E-Autos wird zwangsläufig dazu führen, dass sich Fußgänger oder Radfahrer, die sich bisher im Straßenverkehr auf ihr Gehör verlassen haben, gehörig umstellen müssen. Aber vermutlich wird man über solche Bedenken in Zukunft nur lachen und sich stattdessen fragen, wie die Menschen in den Städten anhand der stinkenden Abgase von Millionen Benzinern und Dieselmotoren jahrzehntelang überleben konnten.
*(Quelle: DIE ZEIT vom 02.08.2017)