Ein Rückblick auf die Wormser Domtafel
26. Oktober 2024 / Die Kapelle – Worms: Seit einem Vierteljahrhundert ist bereits der Wormser Dombauverein ein engagierter Partner, wenn es um den Erhalt des Wormser Wahrzeichens schlechthin geht, dem Dom St. Peter. Sozusagen als Jahreshöhepunkt veranstaltet der Verein die Domtafel. Natürlich auch mit dem Ziel verbunden, Geld für die teure Sanierung zu sammeln.
Der 1. Vorsitzende des Vereins, der ehemalige Oberbürgermeister der Stadt Worms Michael Kissel, machte gleich zu Beginn der ausverkauften Veranstaltung auf die Bedeutung des 1.000 Jahre alten Bauwerkes aufmerksam. So betonte er, dass der Dom gleichermaßen als Orientierung diene, aber auch als Symbol für Hoffnung stehe. Um die romanisch-gotische Kathedrale auch für kommende Generationen zu erhalten, ist allerdings sehr viel Geld nötig. Wie viel Geld, das verdeutlichte Kissel, als er über die anstehende Arbeit der nächsten Jahre sprach. Im Fokus steht die aufwendige Sanierung der fünf gotischen Reliefs, die sich an der nördlichen Seite des Kirchenschiffs befinden und auf steinernen Sockeln stehen. Geschaffen zwischen 1483 und 1516 zeigen sie Szenen aus dem Leben Jesu. Doch die Zeit ist an den detailfreudigen in Sandstein gemeißelten Kunstwerken nicht spurlos vorbeigegangen. Schmutz, Staub und weitere organische Ablagerungen haben den Reliefs deutlich zugesetzt. Bei einer Voruntersuchung wurden zudem Schimmelsporen und Mörtelreste vergangener Maßnahmen entdeckt. Allein diese Analyse kostete bereits 50.000 Euro, die vom Verein übernommen wurden.
Bei der Gründung des Vereins vor 25 Jahren einigten sich Verein und Kirche darauf, dass der Dombauverein sich um das Innenleben des Doms kümmert, während Bistum und Gemeinde für den Erhalt der Fassade zuständig sind. So wird derzeit die Südseite aufwendig saniert. Aufwendig und vor allem kostenintensiv wird auch die Restaurierung der fünf Reliefs sein. Laut Informationen des Vereins sind die Kosten mit rund 526.000 Euro veranschlagt. Eine Dimension, die die Möglichkeiten des Vereins übersteigt. Für den Vorsitzenden stand dementsprechend zu Beginn des Benefiz Abend fest: „Unser Dom braucht viele Freunde“. Eine Botschaft, die natürlich weit über die Domtafel hinausgeht.
Dennoch verband der Abend die schöne Gelegenheit, Genuss und Gutes zu verbinden. Genuss gab es sowohl kulinarisch als auch kulturell. Für den kulturellen Genuss sorgte Karl-Heinz Deichelmann, der Texte des verstorbenen Kulturdezernenten Gunter Heiland aus der Buchsammlung „Die Wormser Republik“ nicht einfach vortrug, sondern geradezu lebte. Als perfekter musikalischer Sparringspartner präsentierte sich einmal mehr Paul Streich an der Seite Deichelmanns. Der begleitete die Geschichten, Gedichten und Anekdoten mit passenden Klavierklängen von „Mission Impossible“ bis zu Dave Brubecks lässigem „Take five“. Flankiert wurde der lebhafte Vortrag von einem Drei-Gang-Dinner. Während ein Sellerie Maronensüppchen dezent auf den Hauptgang vorbereitete, sorgte dieser im Anschluss für ein kleines Geschmacksfeuerwerk. Star war hierbei ein perfekt gegartes Kalbsfilet Wellington, begleitet von glasierten Möhrchen und geschmackvoll abgeschmeckten Kartoffeltalern, eingebettet in einer aromatischen Morcheljus.
Wer nun glaubte, ein Sternekoch hätte in der Küche seine gastronomischen Talente ausgelebt, irrte. Zubereitet und serviert wurde das Menü, das mit einem verführerischen Amarettinimus seinen süßen Höhepunkt fand, von Auszubildenden des DRK Berufsbildungswerks. Am Ende des Abends wurden die 18 jungen Menschen und ihre Ausbilder unter tosendem Applaus entsprechend gewürdigt. Gewürdigt wurde auch die Versteigerung eines Edelsteins ( gestiftet von Heinz-Ulrich Mayer von der Edelschleiferei in Idar-Oberstein), der für 2.600 Euro einen neuen Besitzer fand, während der Verein sich über zusätzliches Geld freuen konnte. Unterstützt wurde der Abend zudem von den Winzern Ludwig Weinmann, Klosterhof Lösch, Müsel und dem Boxheimerhof sowie von dem Kaffeespezialisten Peter Schelle und sein „Flying Coffee“ Mobil.
Fazit: Gutes tun und dabei genießen ist immer eine Rezeptur die schmeckt und das im wahrsten Sinne des Wortes. Perfekt organisiert durch den Dombauverein, federführend Iris Muth, war die 20. Domtafel die perfekte Symbiose aus Genuss und Kultur. Bleibt zu hoffen, dass der Dom noch viele neue Freunde finden wird.
Text: Dennis Dirigo Foto: Andreas Stumpf
Anmerkung der Redaktion: Dieser Beitrag erscheint in unserer November Ausgabe aus organisatorischen Gründen in einer gekürzten Fassung
Hier erfahren Sie mehr über den Dombauverein: https://www.dombauverein-worms.de/
Bildergalerie (Fotos Dennis Dirigo)