Verein will nachbarschaftliches Miteinander statt Nebeneinander

Es dürfte ungefähr zehn Jahre her sein, dass das Hamburger Tor als Treff einer ominösen Rockergang in die Schlagzeilen geriet. Danach schlossen sich die Pforten, bis einige Anwohner 2017 diese wieder aufschlossen, mit dem Ziel, dort ein Bürgerhaus zu schaffen. Seitdem ist viel Zeit vergangen. Im Gespräch mit WO! präsentierten nun die beiden Vorsitzenden Florian Dieckmann und Peter Hübner stolz das Erreichte.

Nachdem man damals einen gemeinnützigen Verein gründete und sich mit dem Eigentümer, der Wohnungsbau GmbH, auf einen Mietvertrag einigte, galt es erst mal, die in die Jahre gekommene Kneipe zu modernisieren. Während die Wohnungsbau die gerade mal notwendigsten Arbeiten verrichtete, investierten die Anwohner viel Zeit und Geld. Die Wände wurden neu gestrichen, die Sanitäranlagen ertüchtigt, eine Lagerküche eingerichtet und zu guter Letzt durch die Spende von Renate Haag und der Unterstützung von Unternehmer Uwe Heilmann ein neuer Boden verlegt. Jetzt fehlen noch Lärmschutzbilder, die dem Raum den Hall nehmen sollen. Neben diesen Äußerlichkeiten geht es natürlich hauptsächlich um die Idee hinter dem Verein.
Dieckmann, der vor rund zehn Jahren nach Worms zog, bezeichnet sich selbst als Wirtschaftsflüchtling, als er aus Frankfurt nach Worms zog, da es sich hier schlicht und ergreifend günstiger leben lässt. Wohnend in der Altstadt entging es ihm nicht, dass selbige im Laufe der Jahrzehnte ein Imageproblem bekam. Doch die Altstadt ist mehr als nur der Ort, an dem kaum noch jemand Deutsch spricht. Vielmehr ist es ein Spiegelbild der vielfältigen Gesellschaft von heute. In diesem Sinne versteht sich das Hamburger Tor als Begegnungsstätte, die allen Menschen einen Raum bietet. Dieckmann erzählt, dass er eine Veränderung in dem Stadtteil feststellen kann, dass die Menschen stolz darauf sind, dass es hier diesen Raum gibt, der zum Nachbarschaftsfrühstück lädt, in dem es unterschiedliche kulturelle Veranstaltungen gibt oder den man für eine private Feier mieten kann. Wie Dieckmann sagt, sind es überwiegend Familien mit Migrationshintergrund, die das Mietangebot nutzen. Dabei verhehlt er nicht, dass er zunächst selbst bedenken hatte, ob diese Feiern nicht zu laut werden. Aber das waren sie nicht. Nachdem Corona auch die Aktivitäten in dem Vereinshaus einschränkte, ist sich der Vereinsvorsitzende sicher, dass der Verein 2022 endlich durchstarten kann. Zunächst möchte man aber am 08.12. zu einem letzten Nachbarschaftscafé 2021 einladen. Willkommen ist jeder. Vielleicht ist es auch eine Idee für die Stadt, die Räume als offenen Jugendtreff in der Altstadt zu nutzen. Dieckmann und Hübner wären zumindest offen für diesen Gedanken.

Infos und Kontakt unter: www.hamburger-tor.de