Die Künstler/innen (vl. Ulrich Konglin, 3. v.l. Sophie Kralenetz, 6. v.r. Dan, Nowack, 5. v.r. Barbara Schuss während der Eröffnung am 29. Juni

Lange Zeit waren die leerstehenden Geschäftsräume in der Hafergasse nur ein weiterer Baustein im stetigen Wandel der Innenstadt. Seit Ende Juni dienen die Räume als Begegnungsort für lokale Kunstschaffende und alle, die sich dafür interessieren. Aktuell präsentieren sich vier davon im kunst.lokal, nämlich Barbara Schauß, Dan Novak, Ulrich Koglin und Sophie Kralenetz.

Ermöglicht wird der Ort durch die Kulturkoordination  der  Stadt  Worms und dem „Worms wird WOW!“-Team, denn das Lokal ist ein weiterer Beitrag auf dem Weg zu „Worms wird wow“. Dabei ist es den Verantwortlichen wichtig, dass man sich nicht als Konkurrenz zur Kunsthandlung Steuer versteht. Vielmehr möchte man der regionalen Kunstszene einen Ort geben, an denen sie sich einer großen Öffentlichkeit vorstellen können. Kleiner Nebeneffekt ist dabei, dass man vor Ort seine Kunstwerke natürlich auch verkaufen kann. Ein weiterer Nebeneffekt ist, dass damit zumindest vorübergehend ein weiterer Leerstand verschwunden ist. Den beiden Mitarbeitern des „Worms wird WOW!“-Teams, Jessica Köchling und Jonas Volz, ist natürlich klar, dass die Künstler die Miete alleine nicht tragen können und das Projekt wahrscheinlich nach zwei Jahren endet, da dann die Fördergelder auslaufen, wie sie in einem Gespräch mit WO! im vergangenen April erklärten. Vielmehr gehe es bei einer solchen Maßnahme darum, die Fußgängerzone, in diesem Fall die Hafergasse, attraktiver für potentielle andere Mieter zu machen.

Bei allen wirtschaftlichen Überlegungen stehen dennoch die vier Künstler im Mittelpunkt, die bis mindestens Ende August auf zwei Etagen mit ihrer vielseitigen Schaffenskraft beeindrucken. Die angewandten Techniken reichen dabei von klassischer Malerei bis hin zu Plastiken aus unterschiedlichen Materialien. Vertretend für die Malerei stehen aktuell Barbara Schauß und Sophie Kralenetz. Inspiriert vom Impressionismus stellt die Monsheimer Malerin Schauß 14 Werke aus ihrem umfangreichen Schaffen vor, die oftmals heimatliche Motive – wie den Dom oder die Monsheimer Wiesenmühle – in den Mittelpunkt rücken. Während Schauß getrost zu den bereits etablierten Kunstschaffenden gezählt werden kann, steht die gebürtige Eisenacherin Sophie Kralenetz mit ihren teils surrealistisch anmutenden Bildern für eine Art zeitgemäße Interpretation von Pop Art. Sieben Werke hat sie mitgebracht, von denen eine Reihe aus fünf Bildern bezeichnenderweise auf den Namen „Glückliche Zukunft“ hört. Kralenetz, die seit zwei Jahren in Worms lebt, baut in ihre Arbeiten immer wieder Motive aus unserer Welt ein, die geprägt ist von Smartphones und anonymen Gebäuden.

Gemälde von Sophia Kralenetz

Dan Novaks Kunst entsteht wiederum nicht mit dem Pinsel, sondern mit dem Foto und den anschließenden unbegrenzten Möglichkeiten des digitalen Werkzeugkoffers. Das Motiv erst einmal aufgenommen, verfremdet der Wormser es anschließend, um seine eigene Sicht auf die Welt zu erschaffen. Das kann verblüffende Effekte erzielen, wie im Falle eines Bahngleisfotos, das Novak zu einem fast dreidimensionalen Kunstwerk verarbeitet hat. Sechs dieser großformatigen Digitaldrucke warten hierbei in der Hafergasse auf neugierige Blicke. Deut- lich plastischer fällt die Kunst von Ulrich Koglin aus. Koglins bevorzugter Arbeitsstoff ist Speckstein. Fünfzehn dieser größtenteils unbetitelten Werke finden sich verteilt auf den zwei Etagen in dem kunst.lokal. Der in Kleinkarlbach lebende Bildhauer beschäftigt sich mittlerweile seit rund 35 Jahren mit dieser anpackenden Kunstform. Es ist dabei erstaunlich, mit welcher Detailfreude er so Gesichter zum Leben erweckt oder gleich ganze Mutterfiguren erschafft, die vom Stil her ein wenig an die Bronzekunst von Eckhard Schembs erinnern.

Skulptur von Ulrich Konglin

Fazit: Einmal mehr zeigt sich in dieser komprimierten Form eines Kunstlokals, wie vielseitig und kreativ die Menschen in Rheinhessen sein können. Überdies sollen in dieser interessanten Form der künstlerischen Begegnungsstätte auch Seminare für Kinder durch die Jugendkunstakademie angeboten werden. Das Ziel ist es, Kindern und Jugendlichen einen Zugang zu unterschiedlichen Kunstgattungen zu ermöglichen.

Geöffnet hat das Lokal am Dienstag und Donnerstag (12 Uhr bis 18 Uhr) sowie Samstag (10 Uhr bis 14 Uhr).

Text: Dennis Dirigo, Foto: Andreas Stumpf