22. Oktober 2015
Mozartsaal – Das Wormser:

Es ist nicht frei von Ironie, wenn vier ältere Herren mit Wohlstandsbauch und Wallemähne auf der Bühne stehen und von Teenie Randale singen. Für das verzückte Publikum spielte das freilich keine Rolle, denn die Songs, die es an diesem Abend zu hören gab, waren schließlich so etwas wie der Soundtrack ihrer Jugend, als „The Sweet” auf dem Zenit ihres Erfolges standen. Für eine allerletzte Final Tour legte die legendäre Glamrockband auch in Worms einen Boxenstopp ein.

Eigentlich hatte sich die Band 1982 schon längst aufgelöst, aber was macht man als Musiker im Ruhestand, den es immer noch in das Scheinwerferlicht und nicht ins Büro zieht? Man besinnt sich alter Talente und kehrt wieder ins Rampenlicht zurück. Oftmals ist das zwar nicht mehr wie eine bessere Coverband, dem Spaß tut das mitunter aber keinen Abbruch. Natürlich kann man in diesem Falle fragen, wie viel Sweet tatsächlich noch in der aktuellen Version steckt? Einerseits nicht viel, andererseits eine ganz Menge! Tatsächlich ist der Gitarrist Andy Scott der einzige Musiker der Urbesetzung, während die restlichen Musiker quasi „The Sweet“ spielen, aber das ziemlich gut. Tatsächlich wähnte man sich an diesem Abend zurück in das Jahrzehnt, in dem Männer mit Plateauschuhen auf der Bühne keine Seltenheit waren, die Stimmbänder bis in die höchsten Oktaven getrieben wurden und die Frisuren der Männer denen der Frauen in nichts hinterher standen. Das Publikum zeigte sich für diese Reise in der Zeitmaschine dankbar und folgte der Einladung haufenweise in den Mozartsaal. Rund 1000 Besucher sollen es gewesen sein, die verzückt die Arme in die Luft reckten und kollektiv mit der Band „Ho-chi-ka-ka-ho“ anstimmten. Zwei Stunden lang überzeugte die Band mit einer Hitdichte, die man so gar nicht mehr in Erinnerung hatte. „Fox on the run“, „Ballroom Blitz“, „Teenage Rampage“ belegten nachdrücklich, dass The Sweet einmal relevant waren. Da die Band übrigens Gefallen an dieser Abschiedstour gefunden hat, wird dieser Abschied auch noch ein wenig dauern. Wer The Sweet nächstes Jahr wieder treffen möchte, kann dies in Mannheim tun.

Fazit: Musik sollte Spaß machen und das tat das Konzert der Glamrocker allemal. Die rüstigen Herren beeindruckten mit einem druckvollen Sound und einer ungeheuren Hitdichte. Der Lohn für die Mühe war ein glückseliges Publikum, das bereitwillig den Aufforderungen der Band Folge leistete.