11. und 12. Januar 2017 | Das Wormser Theater:

Mit mehr als 2 Millionen Besuchern ist das Musical „Heiße Ecke St. Pauli“ eines der meistbesuchten Deutschlands und Dauerbrenner in dem Hamburger Theater „Schmidt’s Tivoli“. Erdacht und komponiert wurde es von der Showlegende Corny Littmann und dem Musiker Martin Lingnau. An zwei Abenden sorgte es auch in Worms für ein nahezu ausverkauftes Theater.

Das Rezept ist dabei denkbar simpel angerührt. Im Mittelpunkt der Geschichte steht der Schnellimbiss Heiße Ecke, wo sich die Wege von Hehlern, Touristen, Nutten, Zuhältern und den weiteren üblichen Verdächtigen kreuzen. Gebrochene Herzen werden gekittet, Träume werden wahr, Klischees bestätigt, aber immer sitzt das Herz am rechten Fleck. Wer ein sozialkritisch eingefärbtes Musical erwartete, das sich mit der nüchternen Realität des berühmten Hamburger Kiez’ auseinandersetzt, dürfte wohl eher enttäuscht gewesen sein. Vielmehr versteht sich das Musical als modernes Märchen, das leider nur allzu gern bei der Charakterzeichnung die Schablone ansetzt. Das wäre weiter nicht tragisch, wenn die Figuren zumindest einen Hauch von Tiefe besitzen würden. Ansätze sind da, wie zum Beispiel der aus dem Ufer laufende Junggesellen / innen Abschied, Fremdgehen inklusive. Oder der Hehler, der von einem Neustart träumt. Doch wie das in Märchen so ist, findet natürlich alles zusammen, was zusammen gehört. Als es dann doch mal ernster wird und der alternde Taxifahrer Klaus stirbt, wirkt dies wie ein unangenehmer Fremdkörper inmitten dieses Gute-Laune-Stücks. Ein großes Lob gebührt dennoch dem neunköpfigen Ensemble, das im Laufe der zwei Stunden in 50 Rollen schlüpft und es trotz der Klischees schaffte, diese mit Leben zu füllen. Auch stimmlich überzeugten die Darsteller. Weniger überzeugend geriet die Tonmischung, die zuweilen ein wenig übersteuert geriet, wodurch die Texte nicht immer verständlich waren.

FAZIT: Temporeich inszeniertes Musical, das von seinem herzigen Charme lebt, dem aber ein bisschen mehr Tiefe sicherlich nicht geschadet hätte. Ein bestens aufgelegtes Ensemble sorgte mit seinem begeisternden Spiel für Kurzweil und dafür, dass man dem bunten Treiben gerne folgte.