29. März 2015
Das Wormser Kulturzentrum:
Irgendwie möchte man ihm ja am liebsten mal in die Backe knuffen. Doch Vorsicht! Hans Joachim Heist alias Gernot Hassknecht wirkt nur auf den ersten Blick wie der knuffige Onkel von Nebenan, denn in Wahrheit ist er Chefcholeriker der ZDF „heute-Show“.
Und da ihm das Cholerisch-sein so viel Spaß bereitet, denn schließlich ist ein Tag ohne Ausraster ein verlorener Tag, wie er unumwunden zugibt, hat er den gezielten Ausraster zu einer eigenen Kunstform erhoben. Sozusagen mit messianischem Eifer zieht er seitdem durch Deutschlands Hallen, um seine Zuschauer in zwölf Schritten zum Choleriker zu erziehen. Dabei war nicht jeder Tipp oder jede Erkenntnis in diesem Zusammenhang ein wahrer Brüller. Sätze wie „Hören Sie auf, den berechtigten Frust in sich hineinzufressen. Zeigen Sie, dass die Welt Sie am Arsch lecken kann“ oder, dass er seine Frau Renate als Fass ohne Boden bezeichnete, zeigten irgendwie eher eine Nähe zum Humor eines Mario Barth als zur kabarettistischen Klasse eines Erwin Pelzig, der ebenfalls immer wieder durch Wutreden auffällig wird. Zu den besseren Erkenntnissen gehörte da noch Hassknechts treffende Analyse über „Flinten Uschi“ alias Ursula von der Leyen und deren wohl „geilsten Ministerkarriere“ überhaupt. „Familie, Arbeit, Krieg!“ „Krieg ist nicht familienfreundlich!“ brüllte er dann mal eben herzhaft cholerisch in den prall gefüllten Mozartsaal. Zwischendurch gab es noch Hassknechts Ernährungspyramide. Weisheit des Abends: „Der Mensch ist kein „Gemüseesser“, daher sollte 80% des Essens ein Gesicht gehabt haben“. Ebenso fester Bestandteil einer ordentlichen Choleriker-Ernährung sollten natürlich Kaffee und Alkohol sein. Damit verbunden auch die Ankündigung (oder war es vielmehr eine Drohung?), dass er demnächst ein Kochbuch schreibe: „Iss dich wütend! – Dein Magen ist Dein Feind“. Klar, dass auch noch ein Rezept folgte, aber das wollen wir an dieser Stelle besser nicht verraten.
Fazit: Das Problem an Hassknechts Witz war, dass das Thema irgendwann nur noch leidlich lustig war. Wieder einmal zeigte sich, dass ein Fernsehformat, das in der Kürze immer wieder funktioniert, sich für einen ganzen Abend nur bedingt eignet.