Vier Niederlagen in Folge ließ die Mannschaft von Sascha Eller sieben Punkte in drei Spiele folgen – bei einem Torverhältnis von 10:1. Die kurzzeitige Krise wurde wieder abgewendet, die Wormatia hat sich dauerhaft im oberen Drittel der Tabelle etabliert und kann entspannt die letzten Spiele angehen…

Jeder im Verein lobt die Arbeit des Trainers, die Art und Weise, wie er mit den Spielern umgeht oder sein offenes Wesen, wie er auf die Leute zugeht. Aber jeder kennt auch die Gesetzmäßigkeiten des Fußballs, die bei Erfolg so einiges kaschieren, was dann bei Misserfolg offensichtlich zu Tage tritt. Wer weiß, ob Wormatia-Trainer Sascha Eller in der kommenden Saison noch als der Hoffnungsträger gegolten hätte, wenn ihm in der aktuell noch laufenden Saison nicht die Wende nach einer Serie von vier Niederlagen in Folge gelungen wäre. Dementsprechend wird man, wenn man die Rückrunde der Wormatia im Rückblick analysiert, an einem Schlüsselspiel hängen bleiben – und das wird das 1:1 gegen den Drittligaabsteiger und Aufstiegsaspiranten SV Elversberg sein. Eine Woche zuvor hatte die Wormatia eine empfindliche 1:5-Pleite bei Aufsteiger Astoria Walldorf einstecken müssen – schon die vierte Niederlage hintereinander. Die Negativserie hatte begonnen am 24. Spieltag zuhause gegen die Zweite der TSG Hoffenheim, die mehr als eine Halbzeit in Unterzahl spielte, aber kurz vor Schluss den entscheidenden Konter zum 2:1 für die TSG setzte. Eine Woche später war der FC Homburg im dortigen Waldstadion eine Nummer zu groß, obwohl der VFR zumindest lange Zeit gleichwertig war. Trotzdem verlor man 0:2. Zum ersten Mal richtig weh tat es dann eine Woche später, als die Eller-Truppe gegen den SC Freiburg II. völlig überfordert schien und mit 1:4 die Segel streichen musste – erneut vor eigenem Anhang. Von daher war die Stimmung vor der Auswärtspartie bei den ambitionierten Walldörfern schon etwas angespannt. Als es dann erneut eine Packung (1:5) setzte, wollte so mancher im Publikum bereits Trainer Sascha Eller anzählen, der sich zunehmend Disziplinlosigkeiten auf dem Platz ausgesetzt sah. Zudem schien sich die Taktik der Mannschaft abzunutzen, da sich die Gegner bestens darauf eingestellt hatten. Jetzt war Eller gefordert, Stärke und Sachverstand zu zeigen. Eine Trainerdiskussion über den Mann, mit dem der Verein gerade erst für die kommende Saison verlängert hatte und der als Vater des Erfolges mit dieser jungen Truppe stand? Plötzlich schien auch ein Abrutschen ins ungemütliche hintere Mittelfeld nicht mehr so abwegig. Wenn der Wurm erst mal drin ist, wird es auch gegen unterklassige Teams schwer in der Regionalliga, das hatte man bereits in der Vorrunde schmerzlich erfahren müssen. Doch jetzt kam erst noch ein potentieller Aufsteiger nach Worms.

Die Wende

Mit dem SV Elversberg kam eine mit gestandenen Drittligaspielern gespickte Mannschaft um ihren extrem unsympathischen Trainer Willi Kronhardt nach Worms. Dort hatte der VFR im Hinspiel nach einer imposanten Serie von sechs Spielen ohne Niederlage eine empfindliche 0:3-Auswärtsniederlage erlitten, die weh tat, weil man seinerzeit nun mal keine drei Tore schlechter war. Jetzt ging die Wormatia zudem am Stock, denn mit Torwart Paterok (wg. Rote Karte zwei Spiele gesperrt), Kapitän Himmel (verletzt), Sandro Loechelt (10.Gelbe), Enis Saiti (5. Gelbe) und Benjamin Maas (5. Gelbe) fielen gleich fünf wichtige Schlüsselspieler aus. Jetzt zeigte Trainer Eller wieder die Kreativität, die ihn zu Anfang bei der Wormatia ausgezeichnet hatte. Gegen Elversberg lief plötzlich Offensivmann Sascha Wolfert als linker Verteidiger auf, der etatmäßige linke Verteidiger Stulin auf der „6“ und hinten sollte es eine Fünferkette richten, gegen die sich die ambitionierten Saarländer die Zähne ausbissen, weil sie kein Mittel fanden, das Bollwerk zu überwinden und Ersatztorhüter Utecht ernsthaft in Gefahr zu bringen. Das Ganze dirigiert von Startelfdebütant Meik Karwot, der erst in der Winterpause zur Wormatia gewechselt war und eine überragende Partie gegen den SVE ablieferte. Das ärgerte den stets etwas mürrisch dreinblickenden Gästetrainer Willi Kronhardt dermaßen, dass er anschließend wortkarg von einem „Punktverlust gegen den Siebten“ sprach. Und selbst der war noch glücklich, weil die Saarländer von einem Tor profitierten, das außer Schiedsrichter Jonas Weickenmeier (Frankfurt) und seinem Linienrichter kein anderer im Stadion gesehen hatte. Bei der Übertragung im Saarländischen Rundfunk stellte sich heraus, dass der Ball noch nicht einmal in Nähe der Torlinie war. Genau so hatten das fast alle Besucher und selbst die ungläubig blickenden Elversberger Spieler gesehen, von den massiven Protesten der Wormser ganz abgesehen. Überhaupt wäre es schade gewesen, wenn eine Fehlentscheidung bewirkt hätte, dass ein engagierter Wormser Auftritt gegen eine einfallslose SV Elversberg nicht belohnt worden wäre. Und weil Sascha Eller bis dahin (fast) alles richtig gemacht hatte, stach auch sein letzter Joker. Als sich Ali Özgün mit der ihn auszeichnenden Zielstrebigkeit aufmachte, um diese Ungerechtigkeit zu verhindern, hatte er schon gefühlt mindestens 20 Jokertore (tatsächlich waren es „nur“ 8 Tore nach 18 Einwechslungen) für den VFR erzielt und während er bei seinen vorherigen Versuchen noch Pech hatte, zappelte der Ball in der 86. Minute endlich im Netz. Dieses 1:1 gegen ein Spitzenteam fühlte sich an wie ein Sieg. Ellers Joker hatte wieder gestochen (wann wird eigentlich Alis Vertrags verlängert???) und wie das Leben manchmal so spielt, verhinderte eine glückliche Fügung so vieles. Womöglich, dass irgendwo in Asien, wo jemand eine hohe Geldsumme auf den vermeintlich sichereren Sieg der SV Elversberg in Worms gesetzt hatte, nun viel Geld verloren hat. Womöglich verhinderte Ali Özgüns 1:1-Ausgleichstreffer in der 86. Minute auch einfach nur, dass die Wormatia in einen Abstiegsstrudel geraten wäre vor den beiden Spielen gegen Baunatal und Zweibrücken. Und in letzter Konsequenz hat Ali Özgüns Ausgleichstreffer ein Stück weit auch seinen Trainer wieder ruhiger schlafen lassen vor den Spielen gegen zwei „Kellerkinder“, gegen die man in der Vorrunde ganz schlecht ausgesehen hatte.

Mit Selbstvertrauen weiter

Gegen den Vorletzten Baunatal hatte man in der Hinrunde nach 1:2-Rückstand erst spät noch mit 3:2 vor heimischem Anhang gewonnen. Mit Zweibrücken verband den VFR das Trauma der Hinrunde, gleich zwei Mal verloren zu haben: einmal mit 2:4 im Pokal zuhause, einmal bei der SVN mit 1:2. Vielleicht hat der späte Ausgleichstreffer gegen Elversberg auch das Selbstvertrauen zurück gegeben, um anschließend die beiden souveränen Siege einzufahren, die auch die letzten Kritiker verstummen ließen. Bei den bereits abgestiegenen Baunatalern sprang ein 4:0-Kantersieg heraus. Eine Woche später erfolgte auch die eindrucksvolle Revanche gegen den SVN Zweibrücken. Das locker herausgespielte 5:0 gegen eine Zweibrücker Mannschaft, die mit der aus der Vorrunde nur noch wenig gemein hatte, war nett anzusehen, auch weil der Gegner dankbar zum Tore schießen einlud. Gleichzeitig hat der VFR damit seinen derzeitigen sechsten Platz ein Stück weit mehr gesichert. Irgendwo zwischen Platz 6 und 10 wird man am Ende eintrudeln und damit das angestrebte Saisonziel „Klassenerhalt“ mehr als übertreffen. Jetzt beginnt das Schaulaufen. Mit Nöttingen hat man aus dem Hinspiel noch eine Rechnung offen, als man einen sicher geglaubten Heimsieg noch verschenkt hat (1:2). Dann kommen die stark abstiegsbedrohten Koblenzer nach Worms, die man mit einem Heimsieg der Oberliga ein Stück weit näher schießen kann. Dann folgt das Derby bei Waldhof Mannheim, ehe es am letzten Spieltag zuhause gegen den 1. FC Saarbrücken geht. Für den FCS, der aktuell nur einen Punkt vor Elversberg auf Platz 2 liegt, wird es in diesem Spiel mit ziemlicher Sicherheit noch um etwas gehen. Das verspricht noch einmal eine heiße Kiste zu werden.