Autor: Frank Fischer

Die Feierlichkeiten zur Einweihung der sanierten Neusatzbrücke brachten gleich mehrere Erkenntnisse zutage:

1. Der Wz-Kommentator „rclaus“ ist enttarnt.
2. Nicht jedes Lied, das Brücken im Namen trägt, eignet sich für eine Brückeneinweihung.
3. Unser OB kann nicht richtig Englisch, was allerdings nicht verwundert, ist doch das Thema „Bildung“ nicht gerade auf den vorderen Plätzen seiner Politikagenda zu finden.
4. WZ-Redakteur Roland Keth weiß nicht, dass der andere Brückenmann, der mit den sieben Brücken, Peter Maffay und nicht „Maffey“ heißt.

Wenn Sie regelmäßig die Online-Ausgabe der Wormser Zeitung lesen, sind Ihnen bestimmt schon zwei Leser aufgefallen, die auffallend oft Kommentare abgeben. Geht es um Artikel zur Stadtentwicklung oder Äußerungen unseres Oberbürgermeisters, liest man in feiner Regelmäßigkeit negative Postings von „S.L.“. Dann dauert es zumeist nicht allzu lange, bis sich der Rächer des OBs, ein gewisser „rclaus“ zu Wort meldet und seinerseits in blumiger Art und Weise die Arbeit unseres Stadtoberhauptes derart über den grünen Klee lobt, dass man fast meinen konnte, Jens Guth oder ein anderer Parteigenosse würde sich hinter dem Kürzel verbergen. Vor allem, wenn besagter „rclaus“ mal wieder der einzige ist, der den OB für seine „Schandtaten“ lobt und seine Kommentare regelmäßig am schlechtesten bewertet werden von den anderen Lesern. Aber selbst als Magazin, das nicht gerade dafür bekannt ist, hinter den Entscheidungen von OB Kissel zu stehen, kann man Beide nur mit ein wenig Argwohn beobachten; sowohl den, der alles schlecht findet, als auch den, der alles gut findet. Denn auch wir haben im Laufe der Jahre dazugelernt, was es heißt, in der Sache zu differenzieren. Sprich: Es ist längst nicht alles schlecht, was der OB und seine treuen Vasallen hinter verschlossenen Türen aushecken, aber gottlob auch längst nicht alles gut – auf eine Aufzählung der Fehlentscheidungen unter der Ägide Kissel wollen wir an dieser Stelle verzichten.

Umso schöner war es nun zu beobachten, wie die Wiedereröffnung der Neusatzbrücke nach zweijähriger Bauzeit endlich zusammengeführt hat, was nun mal zusammen gehört. Als Richard Claus, Vorsitzender des Förderkreises der Städtepartnerschaft Worms/Mobile (USA) und leidenschaftlicher Motorradfahrer, im Zuge dessen Oberbürgermeister Kissel darum bat, als Erster mit seiner Triumpf-Maschine über die Neusatzbrücke fahren zu dürfen, da schwang sich das Stadtoberhaupt kurzerhand auf den Bock – und so fuhren sie gemeinsam wie echte „Easy Rider“ in die Morgensonne hinein. Kaum war dieses Bild in der Wormser Zeitung erschienen, meldeten sich auch schon die ersten Leser, die den „Schönfärber Kissel’scher Taten“ auf dem Foto identifizierten. „Wormser 86“ wetterte: „Immerhin weiß ich jetzt, warum ein gewisser Kommentator so gerne hinter Kissels Entscheidungen steht.“ Der Leser „Ureinwohner“ meinte dazu: „Ja ja die ewigen OB Getreuen… hier auch gerne Kommentare abgebenden… gell Herr r.claus….“ Richard Claus war ertappt, meldete sich aber kurz danach selbst auf dem Onlineportal der WZ zu Wort: „Ich kam 1994 nach Worms und nahm mir vor, hier nicht nur zu schlafen, sondern ein aktiver Mitbürger zu werden, der sich einbringt und seine Meinung sagt. Wenn man das regelmäßig tut, gehört man irgendwann dazu und fühlt sich angekommen und zu Hause. Und ich gehöre gern dazu. Und dass ich für unseren ebenso bürgernahen wie durchsetzungsstarken Michael Kissel etwas übrig habe, dazu stehe ich ebenso offen. Das heißt längst nicht, dass wir immer einer Meinung sind.“ Übrigens: Zur Eröffnung des sanierten Brückenwerks lief im Hintergrund „Bridge over troubled water“. Das war mindestens genauso unpassend wie seinerzeit „Angie“ im Wahlkampf der CDU im Jahr 2005, handelt das Lied der Rolling Stones doch in erster Linie vom Abschied nehmen und weniger davon, dass eine Kandidatin als Regierungschefin gewählt werden möchte: „Angie, oh Angie, wohin wird uns das noch führen?… ()…All unsere Träume scheinen sich in Luft aufgelöst zu haben. Du kannst nicht behaupten, dass wir zufrieden sind…()…“ Wie wahr, wie wahr!! Als nun zur Brückeneinweihung der Klassiker von Simon & Garfunkel ertönte und Oberbürgermeister Kissel „troubled water“ in seiner Rede auch noch mit „trübem Gewässer“ übersetzte, ließ der nächste Kommentar auf der WZ-Webseite, diesmal von „schreinerr“, nicht lange auf sich warten: „Herr OB, troubled water hat nichts mit trübem Wasser zu tun, sondern bezeichnet unruhiges, fast schon wildes Wasser. Der Begriff „troubled water“ ist zudem ein Idiom für „hochschlagende Wogen“, oder „erhitzte, bzw. aufgewühlte Gemüter“. Eventuell hilft es, zukünftig weniger Geld in Großmannssucht-Projekte zu stecken, und dafür wieder mehr in die Bildung – von Schule bis Abendschule – zu investieren.“ Da es ja kein Geheimnis ist, dass bei unserem Stadtoberhaupt das Thema „Bildung“ nicht die höchste Priorität einnimmt, wollen wenigstens wir unserem Bildungsauftrag gerecht werden und drucken die deutsche Übersetzung des Songs ab. Und ehrlich gesagt wird man den Verdacht nicht los, dass auch hinter diesem Liedtext besagter „rclaus“ steckt, der seine Zuneigung für den OB in blumige Worte verpackt hat…

Deutsche Übersetzung von „Bridge over troubled Water“

Wenn du alles satt hast, dir klein und hässlich vorkommst, deine Augen voller Tränen sind – glaub mir, ich trockne jede einzelne von ihnen.
Ich steh zu dir, wenn die Zeiten rauher werden und alle Freunde verschwunden sind.
Ich bin für dich wie eine Brücke über aufgewühlten Wassern – versprochen!

Wenn du total am Ende bist, auf der Straße liegst, mit Bangen an den Abend denkst – ich werde dich trösten, für dich einstehen.
Und wenn es dann dunkel wird und dich der Schmerz umfängt, bin ich für dich wie eine Brücke über aufgewühlten Wassern – versprochen!

Lass einfach los, meine Silberfee, lass dich einfach treiben. Deine Zeit ist gekommen, all deine Träume werden wahr, sieh nur, wie hell sie strahlen!
Wenn du einen Freund brauchst: ich bin in deiner Nähe und heile deinen Kummer – wie eine Brücke über aufgewühlten Wassern.