Sondersitzung entscheidet über Standort für Eisbahn des Unternehmers Christian Ruppel

Die Sehnsucht von Stadt und Politik war groß, parallel zum Weihnachtsmarkt wieder eine Eisbahn nach Worms zu holen. 2015 konnten sich zum bisher letzten Mal kleine und große Schlittschuhfans auf das Eis schwingen. Nun eröffnet Ende November ein Wormser eine Eisbahn, aber leider aus Sicht der Schausteller, SPD und FDP an der falschen Stelle, nämlich auf dem Festplatz. 

Eigentlich ist es ein Routinevorgang. Ein Unternehmer möchte einen Platz mieten, um dort eine Veranstaltung durchzuführen. Eine Genehmigung wird, nebst Auflagen, erteilt und die Sache nimmt ihren Lauf. Der Wormser Unternehmer CHRISTIAN RUPPEL ging diesen Weg, doch plötzlich fand er sich inmitten einer politischen Diskussion wieder. Im Gespräch mit WO! erklärt er entsprechend: „Ich war überrascht, dass meine Anfrage in die Öffentlichkeit ging“. Was folgte, waren Gespräche, Diskussionen, Lösungsvorschläge und schließlich der Weg in einen städtischen Ausschuss. Grund der Aufregung war der Plan Ruppels, eine 1000 Quadratmeter große Eisbahn auf dem Festplatz – parallel zur Nibelungen Weihnacht in der Innenstadt – aufzubauen. Begleitet wird die Bahn von einer Almhütte, die für Firmenfeiern angemietet werden kann, sowie drei Buden, in denen Deftiges und Wärmendes verkauft wird. Das rief insbesondere die Schausteller auf den Plan.  Zwar  gab  es auch von ihnen den Wunsch nach einer Eisbahn, aber eben in der Innenstadt und nicht auf dem Fest- platz. Das nämlich sehen die Schausteller und insbesondere die Glühweinverkäufer als Bedrohung. Die Befürchtung ist, dass durch die Attraktivität der Eisbahn Menschen aus der Stadt auf den Festplatz gezogen wer- den. RENÉ BAUER, Vorsitzender des Wormser Schaustellerverbandes, befürchtet diesbezüglich sogar den Tod des Weihnachtsmarktes in der Innenstadt, wie er der Wormser Zeitung erklärte. Für Christian Ruppel ist das unverständlich. Im Gespräch berichtet er, dass es ihm als Wormser natürlich nicht gleichgültig ist, was mit dem Markt in der Innenstadt passiert. „Ich kann die Schausteller verstehen. Andererseits habe ich auch Vorschläge gemacht, wie zum Beispiel Verlosungsaktionen und einen Shuttle Service zwischen Innenstadt und Festplatz.“ Ruppel weiter: „Außerdem glaube ich, dass mein Angebot nicht zwingend die gleichen Personengruppen anspricht.“

SHOWDOWN IM MOZARTSAAL

Doch das alles nützte nichts und der Weg führte in eine gemeinsame Sitzung des Innenstadtausschusses mit Haupt- und Finanzausschuss. Anfang Mai kam es schließlich zum politischen Showdown im Mozartsaal mit dem Beschlussantrag: „Die Verwaltung wird beauftragt, mit der Firma Vision-Entertainment einen Vertrag über die Vergabe des Festplatzes für den Betrieb einer Eisbahn zu schließen.“ Die Begründung lautete hierzu: „Die Entscheidung, den Festplatz für eine Eisbahn zu vermieten, wirft innerstädtische Fragen auf, die einer politischen Grundsatzentscheidung bedürfen.“ Was folgte, war eine turbulente Diskussion, bei der die Fronten schnell geklärt waren. Während sich die SPD und JÜRGEN NEUREUTHER (FDP) klar gegen einen Standort auf dem Festplatz positionierten, sahen das die anderen Fraktionen deutlich gelassener. Für UWE GROS (SPD) stand fest: „Die Eisbahn wird nur ein Erfolg, wenn es der Markt- platz ist. Wir brauchen ein politisches Signal für die Innenstadt!“ ASTRID PERL HAAG (Bürgerforum Worms/FWG) konterte: „Ich lobe Ruppels unternehmerische Sicht und denke, wir sollten es ausprobieren. Es ist auf jeden Fall eine Bereicherung“. JÜRGEN NEU- REUTHER befürchtete indes: „Jeder weiß, wenn die Bahn auf dem Festplatz ist, spielt sich das Leben dort ab. Ich kann nur warnen!“ HANS-PETER WEILER (CDU) sah dies deutlich liberaler: „Wenn mehr Menschen nach Worms gezogen werden und beide Angebote (Weihnachtsmarkt und Eis- bahn, Anm. der Red.) attraktiv sind, wird es angenommen.“ Ähnlich sah das auch der Schausteller Johann Nock, der während der Nibelungen Weihnacht mit zwei Buden in der Innenstadt steht: „Ich weiß, unsere Stadt wird von der Bahn profitieren“. Der Landtagsabgeordnete und Stadtrat JENS GUTH sah die Situation jedoch besorgniserregend: „Die Innenstadt ist in einem dramatischen Zustand. Viele Leute wenden sich ab. Die Eisbahn wird sicherlich ein Erfolg werden, aber die Innenstadt wird nichts davon haben.“ Mit Blick auf Christian Ruppel räumte er allerdings ein, dass ein Umzug auf den Marktplatz nicht ohne Weiteres machbar sei.

ÜBERRASCHENDE ZWISCHENLÖSUNG FÜR DEN LUDWIGSPLATZ

Nachgefragt von WO! erklärt der Unternehmer, der in dieser Zeit auch die Winter Revue im Mozartsaal veranstaltet, dass sowohl Bahn als auch Hütte von der Größe her auf dem Marktplatz passen gibt er zudem zu, dass auch die Parkplatzsituation für sein Vorhaben schwierig sei. Da seine Almhütte für Firmenveranstaltungen vermietet werden soll, ist es für ihn würden. Problematisch sei allerdings das Gefälle. Für den Passanten kaum wahrnehmbar, hat der Platz eine leichte Neigung. Zur Begradigung müsste eine stattliche Zahl an Paletten angemietet wer- den. Unumwunden natürlich attraktiv, wenn die Parkplätze in unmittelbarer Nähe zur Hütte sind. Zudem müsste geprüft werden, ob die Rettungszufahrten bei dem Platzverbrauch des Vorhabens ohne Probleme möglich seien. Sollten alle Probleme geklärt sein, könne er sich vorstellen, auf den Marktplatz umzuziehen. Auch wenn er zugibt, dass es nicht sein Wunschort ist. Daraus resultiert natürlich die Frage, was mit dem Wochenmarkt passieren würde? Dafür hatte die SPD eine erstaunliche Lösung parat. Stadtentwicklungsdezernent TIMO HORST (SPD) erklärte, dass es grundsätzlich die Möglichkeit gäbe, die Tiefgarage so zu stabilisieren, dass der Wochenmarkt unter Einhaltung gewisser Bedingungen auf dem Ludwigsplatz durchgeführt werden könne. Auf WO! Nachfrage vertieft Horst: „Die Abstützung der Deckenplatte in Form eines Holzstützgestells ist geeignet, die bisherige Belastungsgrenze anzuheben.“ Allerdings schränkt er ein, dass bestimmte Fahrzeuge den Platz weiterhin nicht befahren könnten. Ein Markt oder ähnliche Veranstaltungen wären aber durchaus möglich. Die Maßnahme würde dabei gerade mal 80.000 Euro kosten. Da das Parkhaus ab Juni ohnehin gesperrt ist, wäre das eine verlockende Lösung. Auf die Frage, ob es eine zeitliche Begrenzung für die Maßnahme gebe, ergänzt der Baudezernent, dass die Dauer dieses Provisoriums bis zum Beginn der baulichen Tätigkeiten an der Tiefgarage möglich sei. Horst selbst räumt ein, dass dies schon ein Prozess von Jahren sein kann und betont, dass es an der Zeit sei, jetzt eine politische Entscheidung zu treffen. Die Marktbeschicker würde es freuen.

EISBAHNPREMIERE AUF DEM FESTPLATZ

Am Ende der Sondersitzung einigte man sich, dass der Umzug der Eisbahn auf den Marktplatz geprüft wird. Klar ist aber, dass dies in diesem Jahr nicht mehr realistisch ist, sodass Christian Ruppel in dieser Saison auf der Kisselswiese ab 18. November seine „Winter Wonderland-Premiere“ durchführen kann. Wie Ruppel in der Sondersitzung erklärte, denke er groß und betonte, dass er für den Erfolg seines Vorhabens auch Menschen aus anderen Städten nach Worms locken müsse. Wer Ruppel als Veranstaltungstechniker, aber auch als Unternehmer der Winter Revue, WOpen Air oder den Halloween Aufführungen in Kiatschau kennt, weiß, dass dieser immer für eine Überraschung gut ist. Im Gespräch mit WO! erzählt Ruppel, dass er eine Eröffnungsveranstaltung plane, bei der sein Team natürlich auf sein umfangreiches Sortiment modernster Bühnentechnik zurückgreifen werde. Auch könne er sich vorstellen, ein kleines Liveprogramm anzubieten. Und als Hingucker soll inmitten der Bahn ein weihnachtlich beleuchteter Tannenbaum platziert werden. Zeit zum Glühwein trinken auf der Nibelungen Weihnacht bleibt dann immer noch, denn das Winter Wonderland schließt bereits um 19 Uhr. Im Anschluss sollen Bahn und Hütte schließlich den anvisierten Mietern gehören.

 

Text: Dennis Dirigo, Foto: Andreas Stumpf