Jahrzehntelang erinnerten die Fabrikruinen des früheren Lederwerkes der Salamander AG an eine längst vergangene Ära, ehe im Jahr 2006 die letzten Hallen von dem Gelände verschwanden. Ende Februar wurden im Haupt-und Finanzausschuss die Weichen gestellt für einen Umzug der Hauptfeuerwache auf eben dieses Gelände.

2014 erwarb die Stadt das Gelände von den EnBW. Über den Kaufpreis wurde seinerzeit Stillschweigen vereinbart. Ursprünglich war nach dem Scheitern des geplanten Gewerbegebiets „Hoher Stein“ eine gewerbliche Nutzung angedacht. OB Kissel erklärte damals, dass das Gelände die einzige Fläche von nennenswerter Größe in Worms sei, die für die Ansiedlung, Umsiedlung oder Erweiterung expandierender Gewerbebetriebe in Worms zur Verfügung stehe. „Industriebetriebe mit störenden Emissionen kommen an dieser Stelle nicht in Frage“, erklärte damals der Oberbürgermeister der Presse. Ein Bebauungsplan-Änderungsverfahren sollte in diesem Zusammenhang zügig durchgeführt und zeitnah abgeschlossen werden. Diese Pläne sind allerdings längst wieder Vergangenheit, denn schon ein paar Monate später wurde laut darüber nachgedacht, die in der Monsheimer Straße ansässige EBWO auf das gut gelegene Gelände umzusiedeln. Das freiwerdende Gelände sollte indes zum Wohnpark umgewandelt werden. Zwar sind diese Pläne noch nicht vom Tisch, allerdings haben sich zwischenzeitlich die Prioritäten verschoben. Da es aufgrund einer personellen Aufstockung der hauptamtlichen Feuerwehrkräfte in der bisherigen Wache in der Kyffhäuserstraße immer enger wird, ist es schon länger geplant, eine neue Wache zu bauen. Auch wird zusätzlicher Lagerraum dringend benötigt.

GENÜGEND FLÄCHE VORHANDEN
Nachdem sich das Wunschgelände, der ehemalige Güterbahnhof am Wormser Hauptbahnhof, als zu klein herausstellte, fiel nun die Entscheidung, den Neubau auf dem ehemaligen Werksgelände am Kirschgartenweg anzusiedeln. Kritik gab es im Haupt- und Finanzausschuss von den Grünen. Richard Grünewald plädierte dafür, das Gelände, das ein Filetstück sei, für Bürogebäude mit einem S-Bahn Haltepunkt zu nutzen und den Neubau der Feuerwache mehr nach Westen zu verschieben. Allerdings gibt es derzeit in diese Richtung keine Fläche, die groß genug wäre. Über genügend Fläche verfügt allerdings das zehn Hektar große Salamandergelände. Voraussetzung für einen Neubau ist nämlich eine Fläche von 15 000 Quadratmetern (1,5 Hektar). Die derzeitige Feuerwehr, die 1972 gebaut wurde, verfügt über eine Fläche von 3000 Quadratmetern. Damals war die Feuerwache für 22 hauptamtliche Feuerehrleute ausgelegt, mittlerweile arbeiten aber schon 65 für die Stadt, Tendenz steigend. Geplant sind durch die zunehmende Größe der Stadt 70 bis 75 hauptamtliche Feuerwehrleute. Allerdings erfüllt das Salamandergelände nicht alle Kriterien. Wichtige Bedingung ist die Erreichbarkeit aller Gebiete der Kernstadt in acht Minuten. Für die meisten Stadtteile trifft das zwar zu, allerdings nicht für die nördlichen und Abenheim, weswegen jetzt schon klar ist, dass ein weiterer Bau zu einem späteren Zeitpunkt notwendig ist.

NEUBAU TROTZ LEERER KASSEN?
Für den Neubau der Hauptfeuerwache ist derzeit eine Bausumme von 20 Millionen Euro geplant, eine Summe, die die FWG in der Sitzung am 23. Februar 2017 dazu veranlasste, Bedenken zu äußern. OB Kissel hat aus diesem Grund auch schon mit der Aufsichtsbehörde (ADD) gesprochen, die dem Neubau prinzipiell zustimmt, da es sich um eine sogenannte Pflichtleistung von Seiten der Stadt handelt, der Bau aber ohne Landeszuschüsse nicht zu realisieren ist. Die Gesamtproblematik soll Anfang März 2017 im Stadtrat eingehend diskutiert werden, hinsichtlich leerer Stadtkassen. Unklar ist auch, was mit dem Gelände in der Kyffhäuserstraße passieren wird. Klar ist indes, dass – sobald der Startschuss für den Neubau fällt – auch das THW ein neues Gebäude in der unmittelbaren Nachbarschaft der neuen Wache errichten möchte, um eine reibungslosere Zusammenarbeit zu gewährleisten. OB Kissel weiß allerdings, dass es noch lange dauern wird, bis die neue Wache steht. Da die Stadt derzeit mit vielen Bauvorhaben beschäftigt ist, geht man davon aus, dass es noch zehn Jahre dauern kann, bis die neue Hauptfeuerwache in Betrieb geht.