11. Oktober 2018 | Das Wormser Theater:
Gemeinhin gilt Peter Gabriel als großer Künstler, der auch als Lyriker Anerkennung genießt. Dass es in seinen Texten zuweilen frivoler zugeht als bei der offen mit Sexualität kokettierenden Katy Perry, war eine der Überraschungen bei der Premiere des neuen SWR3 Live Lyrix Programms im Wormser Theater.
„Wenn du willst, bekommst du einen großen Schöpflöffel – der geht rauf und runter und kommt überall hin…(…) Ich wäre so gern dein Vorschlaghammer – warum rufst du nicht an? Komm, lass mich dein Vorschlaghammer sein“, singt der Brite in seinem wohl berühmtesten Song, dem 80er Jahre Klassiker „Sledgehammer“. Diese und weitere Erkenntnisse haben wir dem Moderator Ben Streubel zu verdanken, der seit Jahren durch die Lande reist, um uns zumeist englischsprachiges Liedgut verständlich zu präsentieren. Das heißt, zusätzlich zu den Übersetzungen präsentierte das Team passend visualisierte Spielszenen. Das Team waren in diesem Fall der Schauspieler Ronald Spiess und Alexandra Kamp, mittlerweile Wormser Dauergastspielerin. Nicht weniger frivol als bei Peter Gabriel ging es in dem Sommerhit „Katchi“ zu, bei dem Alexandra Kamp tänzerisch lasziv, elegant einen Pömbel dezent zweckentfremdete. Mit viel Witz und Charme, aber auch mal mit dem nötigen Ernst, wenn es geboten war, warfen sich die Beiden in die live gespielten Videoclips. Besonders witzig geriet die Umsetzung des pseudo selbstreflexiven Katy Perry Songs „Chained to The Rhythm“, das quasi als ironische Überhöhung des eigentlichen Videos angesetzt war. Aufgelockert wurde der Abend durch kleine Spielrunden, bei denen das Publikum eingebunden wurde. Hierbei mussten zwei Zuschauer deutsche Songs erraten, deren Lyrics zuvor ins Englische übersetzt wurden. Emotionaler Höhepunkt war ein fiktives Interview mit dem verstorbenen George Michael. Der Clou daran war, dass George Michaels Antworten ausschließlich aus Passagen seiner Songtexte zusammengesetzt wurden. So oberflächlich und gefällig mitunter die Musik des Briten erklang, so tiefgründig waren indes die Worte, mit denen er seinen Hits das gewisse Etwas verlieh. Oder hätten Sie geahnt, dass der Sommerhit „Club Tropicana“ bereits eine frühe Abrechnung mit George Michaels Zwängen war, denen er sich von seinem Management ausgesetzt fühlte?
Fazit: Kurzweiliger Abend, der manchmal überraschte, gelegentlich berührte und vor allem toll gespielt war.