Gewalt gegen Frauen passiert ständig, überall und betrifft alle Schichten der Gesellschaft. Es handelt sich dabei nicht um Einzelphänomene, sondern um ein gesamtgesellschaftliches Problem. Denn Gewalt an Frauen nimmt eher zu als ab. Für viele Mädchen und Frauen ist das eigene Zuhause kein sicherer Ort. Häusliche Quarantäne, geschlossene Kitas und Schulen sowie finanzielle Sorgen verschärften in diesem Krisenjahr die Situation für viele Betroffene zudem. Jede dritte Frau in Deutschland ist mindestens einmal in ihrem Leben von physischer und/oder sexualisierter Gewalt betroffen. Etwa jede vierte Frau wird mindestens einmal Opfer körperlicher oder sexueller Gewalt durch ihren aktuellen oder früheren Partner. Auch in Worms ist es wichtig, betroffene Frauen zu schützen und bedarfsgerechte Hilfe zu leisten. „Ein Leben ohne Gewalt ist die Grundvoraussetzung für eine echte Gleichstellung“, ist sich der Oberbürgermeister Adolf Kessel sicher.

Deshalb beteiligt sich die Stadt Worms auch in diesem Jahr an der bundesweiten Fahnenaktion „25. November – NEIN zu Gewalt an Frauen. Frei leben – ohne Gewalt“ von TERRES DES FEMMES. Mit den Gleichstellungsbeauftragten und dem Wormser Interventionsprojekt gegen Gewalt an Frauen (WIP) ist es dem Stadtchef ein gemeinsames Anliegen, die Botschaft sichtbar zu machen. Neben Flagge zeigen und Öffentlichkeitskampagnen braucht Gewalt gegen Frauen vor allem eins: es braucht politische Lösungen. „Fachberatungsstellen und Frauenhäuser arbeiten seit Jahren im Krisenmodus, und dies leider nicht erst seit Corona. Sie sind seit Jahren unterfinanziert“, merken die beiden städtischen Gleichstellungsbeauftragten Jasmine Olbort und Melanie Schiedhelm an. Gewaltbetroffene Frauen und Kinder erhalten häufig keine spezialisierte Hilfe und Unterstützung, obwohl das die Istanbul-Konvention – dem von Deutschland unterzeichneten Übereinkommen des Europarats zur Verhütung und Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen – klar fordert.

Deshalb verlangen die Wormser Fachkräfte anlässlich des 25. Novembers ein flächendeckendes und ausreichend finanziertes Netzwerk an Unterstützungseinrichtungen für Frauen und ihre Kinder. Weiter fordern sie vielfältige und ganzheitliche Präventionsmaßnahmen gegen (sexualisierte) Gewalt. „Gewalt gegen Frauen findet tagtäglich in verschiedenen Bereichen statt: im Privatleben, im öffentlichen Raum, am Arbeitsplatz. Auch online, in sozialen Medien, auf Internetplattformen und in Blogs. Daher müssen Präventionsmaßnahmen nicht nur Teil von Lehrplänen, sondern auch methodisch vielfältig sein und alle Berufsgruppen, die mit Gewaltbetroffenen arbeiten, umfassen“, so Regina Mayer vom Frauennotruf. Sandra Noppenberger vom Frauenhaus ergänzt: „Gewalt gegen Frauen ist keine Privatsache, sondern der Ausdruck eines gesellschaftlichen Klimas, das Gewalt begünstigt und Frauen benachteiligt. Um Gewalt zu verhindern, braucht es politische und gesellschaftliche Verantwortung. Wir brauchen eine Gesellschaft, die ein gleichberechtigtes Miteinander von Männern und Frauen garantiert.“ Dies geht unmittelbar mit der Forderung einher, sich gesamtgesellschaftlich mit Sexismus als kulturellen Nährboden für sexualisierte Gewalt auseinanderzusetzen.

Das Wormser Interventionsprojekt gegen Gewalt (WIP) arbeitet unter dem Vorsitz der Gleichstellungsbeauftragten daran, Hilfestrukturen für betroffene Frauen zu verbessern und vernetzt verschiedene Fachdisziplinen bzw. am Hilfesystem beteiligte Organisationen. Der Appell aus der Wormser Gleichstellungsstelle lautet deshalb, endlich die Grundproblematik anzugehen. Dies bedeutet neben fachlich fundierter Präventionsarbeit, flächendeckend für ausreichend Beratung und Versorgung für Betroffene von Gewalt zu sorgen und gleichstellungspolitische Forderungen endlich umzusetzen.

Weitere Informationen erhalten Interessierte bei den Gleichstellungsbeauftragten Jasmine Olbort und Melanie Schiedhelm telefonisch unter 06241 / 853-7400 oder per E-Mail an: gleichstellungsstelle@worms.de