Sie ist die grüne Oase inmitten der Innenstadt, die Wormser und Touristen gleichermaßen begeistert – die Ringanlage, die sich von der Herta-Mansbacher-Anlage bis hin zur Kreuzung Valckenbergstraße/Willy-Brandt-Ring erstreckt. Nachdem bereits weite Teile des ehemaligen Stadtmauergrabens saniert wurden, beginnen in den kommenden Monaten die Arbeiten am letzten Abschnitt gegenüber vom ehemaligen Hochstift.

AUS DEM STADTMAUERGRABEN WIRD EIN GARTENDENKMAL
Bevor sie zur ästhetischen Attraktion wurde, diente die Anlage, die ungefähr im Jahr 1000 n.Chr. angelegt wurde, als Stadtmauergraben, um unliebsame Feinde vom Eindringen in die Stadt abzuhalten. Heute ist das Gegenteil der Fall, sie soll Fremde begeistern. Die Umgestaltung in eine gärtnerische Anlage, die zum Flanieren und Verweilen einladen soll, erfolgte zwischen 1850 und 1860. In den letzten Jahren unterzog man die Abschnitte vom Lutherplatz bis zum Wergers Eck einer Generalüberholung. Der unschöne Betonbelag wich Natursteinen, die in aufwendiger Handarbeit verlegt wurden, ebenso wurde die Wasserversorgung für das Blumen- und Grünpflanzenmeer modernisiert und ein Lichtkonzept erarbeitet, das die Attraktivität erhöht. Zuletzt wurden bei der Sanierung des Abschnitts Willy-Brandt-Ring Reste des Luginsland-Turms entdeckt, der Teil der mittelalterlichen Stadtmauer war. Das führte zu starken Verzögerungen, da man die Denkmalpflege hinzuziehen musste. Weil der Turm leider nicht zu erhalten war, wurden die Reste, die sich unter dem Wergers Eck befinden, wieder verfüllt (eine Tafel erinnert nun an den Fund). Neu gestaltet wurden dafür die Treppenpodeste an dem historischen Gebäude selbst sowie die Grüngestaltung plus Beleuchtung, sodass das Gebäude zwischenzeitlich an dieser prominenten Stelle eine weitere Bereicherung für das touristische Worms darstellt. Im Bauausschuss am 14. Mai stellte Dieter Rauh, Abteilungsleiter Grünflächen und Wasser, mit sichtlich großer Begeisterung die geplanten Maßnahmen zum letzten Abschnitt vor. Rauh erklärte zunächst den Ist-Zustand des Abschnitts zwischen dem Wergers Eck und dem Andreastor, insbesondere in Hinblick auf den oberen Stadtmauerweg, der um die Ecke des Wergers Eck vor einer verschlossenen schmiedeeisernen Pforte endet. Hinter dem Tor befindet sich ein wild bewachsener Weg, der in früheren Zeiten auch für den Weinanbau Verwendung fand (Weinberg Luginsland), sodass ein Rundgang bzw. ein Aufenthalt entlang der dort bestehenden Stadtmauer nicht möglich ist. Das soll sich nun ändern!

EINE WEINBERG-TERRASSE ERWACHT WIEDER ZUM LEBEN
Sachbearbeiterin Elke Schäfer beschrieb ergänzend zu Rauh das geplante Ergebnis: „Unser Ziel ist es, dieses längste zusammenhängende Stück Stadtmauer wieder sichtbar und als Teil der Stadtgeschichte erlebbar zu machen.“ An beiden Seiten sollen Rampen gebaut werden, die zwar den Weg nicht barrierefrei machen, was hinsichtlich des Winkels nicht möglich ist, aber „barrierearm“. Um den Höhenunterschied zu reduzieren, soll in Abstimmung mit der Denkmalpflege der gesamte Bereich der ehemaligen „Weinbergsterrasse“ im Mittel ca. einen Meter abgegraben und tiefer gelegt werden. Somit ist ein geschlossener Rundgang der Ringanlagen am Willy-Brandt-Ring auf dem oberen Stadtmauerweg bis zum Museum Andreasstift möglich. Der Weg unten in der Anlage wird genauso gestaltet wie die anderen Abschnitte, allerdings um 30 bis 40 Zentimeter angehoben. Zur visuellen Unterstützung in den Abendzeiten ist die Installation von LED-Bodenleuchten und Mastleuchten geplant. Wie in den vorangegangenen Bauabschnitten soll auch die Entwässerung über neu zu errichtende Sickergruben (kein Kanalanschluss) funktionsfähig hergestellt werden (oberer und unterer Anlagenweg). Die Bedeutung der umfangreichen Arbeiten unterstrich Rauh in Hinblick auf die laufende Bewerbung „Schum-Städte“ zum Weltkulturerbe der Unesco.

INVESTIVMASSNAHME ODER EINFACH VIEL GELD?
Das Ganze hat natürlich seinen Preis. Veranschlagt sind 673.000 Euro, die im Haushalt 2021 eingestellt werden sollen. Viel Geld für eine Stadt, deren Haushalt alles andere als üppig ist und der durch die Corona-Krise noch desolater als sonst ausfallen wird. Im Ausschuss wurde dies thematisiert, wobei lediglich Albert Koch (FDP) ernsthaft Zweifel hegte: „Super Konzept. Ich würde auch zustimmen, wenn Corona nicht wäre“. Koch ergänzte, dass er das Geld lieber zur Stärkung der Wirtschaft einsetzen würde und regte an, das Vorhaben zu verschieben. Klaus Karlin (CDU) erwiderte, dass der Bauausschuss nicht über Geld entscheide und man das Projekt sowieso als Investivmaßnahme sehen müsse, um das Wirtschaftsziel Tourismus zu stärken. Zustimmung bekam er von Carlo Riva (SPD), der betonte, dass die „grüne Perlenkette“ ein touristischer Meilenstein werden könne. Baudezernent Uwe Franz (SPD) fasste es zusammen, in dem er anmerkte, dass dies ein herausragender Baustein sei, um 2000 Jahre Geschichte erlebbar zu machen. Bei der Abstimmung enthielt sich schließlich Alfred Koch. Der restlichen Mitglieder stimmten für das Projekt.