Eine Gruppe Roma und/oder Sinti hat jede Menge Müllberge auf dem Festplatz hinterlassen. Neeeein, das waren nur Roma, keine Sinti, wurde kurz danach bekannt. Das nur zur Klarstellung, damit auch keine unangemessene Diskriminierung begangen wird. Aber zum Glück haben wir einen Bürgermeister, der sich auf solch prekärem Parkett bestens auskennt. Hans-Joachim Kosubek – Freund der Zigeuner.
Wer zwischen den Jahren am Rhein spazieren gegangen ist, dem sind sicher die Müllberge aufgefallen, die eine Gruppe illegal campender Roma oder Sinti auf dem Festplatz hinterlassen hat. Kein Problem, dann schickt man halt einfach eine Rechnung hinterher, schließlich wurden von Wormser Ordnungsbeamten – nach Hinweisen aus der Bevölkerung – die Autonummern notiert und eine Halterabfrage durchgeführt. Aber da die Gruppe dann zwischen den Jahren den Platz verlassen hätte, wurde auf die Nachforderung verzichtet. Und zwar wegen „Unverhältnismäßigkeit“ und weil es aller Voraussicht nach „nicht zum Ziel geführt hätte“. „Denn wir müssten dann ja jedem einzelnen nachweisen, welchen Müllsack er illegal entsorgt hat“, sprach Kosubek in der Wormser Zeitung vom 02.01.2015. Bevor man jedoch klärt, warum man die Müllsünder nicht wie jeden gewöhnlichen Bußgeldsünder eines Deliktes im Straßenverkehr verfolgt hat, müssen wir vorab noch klären, wer denn tatsächlich für den Schaden verantwortlich war. Aufgrund des Artikels in der Wormser Zeitung meldete sich nämlich der Vorsitzende der Sinti Allianz Deutschland, der sich gegen die Vorwürfe gewehrt hat, dass eine Gruppe Sinti dafür verantwortlich gewesen wäre. Und zwar hat Ricardo Laubinger erklärt: „Wir Sinti haben nichts mit den Roma zu tun, wir sind auch seit über 600 Jahren in Deutschland integriert und sesshaft und reisen auch nicht durch die Lande.“ Von daher sei es quasi ausgeschlossen, dass Sinti auf dem Festplatz campiert und illegal Müll hinterlassen hätten. Auch wenn es statt Sinti also wohl doch eher Roma waren, spielt das im Endeffekt keine Rolle, denn schließlich hat man im städtischen Haushalt für solche Fälle einen Posten in Höhe von 38.000 Euro, der zur Beseitigung von illegalem Müll vorgesehen ist. Dass dieser Etat bei weitem nicht ausreicht, zeigt ein Blick in die Bilanz von 2013, denn da musste die Stadt 78.000 Euro, also doppelt so viel, aufbringen, um wild entsorgten Müll wegzuräumen. Wenn man sich also mal wieder fragt, warum die Stadt Worms zu den meist verschuldeten Städten des Landes gehört, kann man das laxe Vorgehen des zuständigen Dezernenten durchaus als Begründung anfügen. Apropos Begründung: Besonders wichtig war Kosubek in diesem Zusammenhang in einer Stellungnahme in der Wormser Zeitung explizit anzumerken, dass die Stadtverwaltung niemanden diskriminieren wolle. Das gelte auch für Sinti und Roma, gegen die schlimme Verbrechen verübt wurden, woran die Stadt in Gedenkfeiern auch regelmäßig erinnere. Versucht da etwa jemand, das eigene Versagen mit politischer Korrektheit zu begründen?
(Hinweis: Auch wenn es sich bis hierhin bereits wie Satire anhört, müssen wir Sie darauf hinweisen, dass der satirische Teil erst jetzt beginnt…)
Reden wir mal Klartext: Weil das Dezernat Kosubek keine Lust hatte, einer Gruppe Roma (oder doch Sinti?) nachzuspüren, hat man die Kosten einfach auf alle Wormser Bürger umgelegt. Um sich aber wenigstens die Ausgaben für die regelmäßigen Gedenkfeiern sparen zu können, werden selbige fortan eingestellt und die dafür vorgesehenen Fördergelder direkt für die Müllbeseitigung von Sinti, äh Roma, verwendet. Dies gilt selbstverständlich und ausdrücklich auch für zukünftige Müllabladungen. Wie Kosubek zudem gegenüber unserem Magazin betont hat, gilt diese Regelung auch für jetzt noch oder frühere Verfolgte, wie Juden, Neger, Kurden oder andere Diskriminierte, die von dem Dezernenten eingeladen werden, ihren Müll ebenfalls auf dem Wormser Festplatz abzuladen. Die Aufräumarbeiten übernehmen dann die Entsorgungsbetriebe der Stadt Worms. Über eventuelle Folgekosten müssen sie sich keine Gedanken machen, ist es doch für die Behörden ein Ding der Unmöglichkeit exotisch klingenden Namen wie Gabor Horváth, Esmeralda Holomek oder „Arpath, der Zigeunerjunge“ nachzuspüren.
Für diese noble Geste erhält Hans-Joachim Kosubek von der Wo! Redaktion zur Fastnachtszeit 2015 den Antidiskriminierungspreis „Lach net, Achmed!“ für sein einfühlsames Vorgehen gegenüber einer Horde Müllschweine. Danke Hajo!
PS: In einer ersten Stellungnahme gegenüber unserem Magazin hat Kosubek erklärt, dass er es mit der politischen Korrektheit im Privatleben noch genauer nehme und beispielsweise seit einiger Zeit auf den Verzehr von Zigeunerschnitzel verzichten würde.