06. November 2015
Kanal 70 in Worms:
Gemeinhin hat Jazz den Ruf, die Musik älterer Herren und Damen zu sein. „Jazz und Jugend“ ist eine Assoziation, die wohl den wenigsten einfallen würde. Dabei vergessen viele, dass legendäre Musiker wie Miles Davis oder Charlie Parker selbst noch junge Männer waren, als sie mit ihrem ungestümen Stil den Jazz in neue Sphären spielten.
Insofern war es nur logisch, dass die Jazzinitiative BlueNite gemeinsam mit dem Jugendclub Kanal 70 einen Abend veranstaltete, der ganz alleine den Nachwuchstalenten gehören sollte. Leider fanden sich nicht besonders viele Gleichaltrige ein, die der „New Generation of Jazz“ zuhören wollten. Leider erfuhren so auch viele nicht, welche großartigen Musiker sich an diesem Abend die Bühne teilten. Eine Reise durch die amerikanische Jazzgeschichte unternahmen die fünf jungen Herren von LJO JAZZ. Man merkte den Musikern, die gerademal zwischen 15 und 17 Jahre alt waren, ihre Begeisterung an, mit der sie das Publikum auf diese Reise mitnahmen. Mit viel Funk und noch mehr Jazz im Blut streifte man John Coltrane, stattete Herbie Hancock einen Besuch ab oder verweilte kurz bei Dizzy Gillespiel. Bereits seit 2012, also in einem Alter, in dem andere Jungs zumeist einem Ball hinterherlaufen, spielen LJO JAZZ zusammen. Nur unwesentlich älter waren die drei Musiker der aus Darmstadt kommenden Formation FIRST CIRCLE. Ein Umstand, der bei geschlossenen Augen nur schwer zu glauben war. Denn das, was das Trio auf der Bühne veranstaltete, war schlicht und ergreifend atemberaubend. Immer mit dem Anspruch, dass Maximum aus den Instrumenten zu holen, spielten sich die drei auf der Bühne durch ihre hochkomplexen Eigenkompositionen. Immer im Spannungsfeld zwischen eingängig und experimentell, unterstrichen die Stücke den ambitionierten Ansatz und belegten, dass Jazz nicht nur die Musik des Bildungsbürgertums ist.
Fazit: Was die Wormser Rocknacht für die Rockmusik ist, hätte an diesem Abend die „Young BlueNite“ für junge Jazz-Enthusiasten sein können. Leider scheint es in Worms nicht allzu viele davon zu geben. An der Musik kann es nicht gelegen haben, denn die war über jeden Zweifel erhaben.