Durchwachsene Vorrundenbilanz für Wormatia Worms

Zwei Jokertore konnte Alexander Shehada in der Vorrunde beisteuern

Während sich Wormatia Worms im Oktober mit acht Punkten aus fünf Spielen etwas Luft im Abstiegskampf verschaffen konnte, verlief der November mit nur einem Punkt aus vier Ligaspielen weniger erfolgreich – zumal für alle Spiele galt, dass durchaus mehr drin gewesen wäre. Von daher war das freudigste Ereignis im abgelaufenen Monat der Einzug ins Südwestpokal-Halbfinale, wo die Wormatia im März 2023 bei Oberligist FC Arminia Ludwigshafen um den Einzug ins Finale kämpfen wird.

So lief es im November für die Wormatia

Es war ein hartes Stück Arbeit, um die gastgebende TSG PFEDDERSHEIM im Viertelfinale am 1.11. vor 950 Zuschauern in die Knie zu zwingen. Aufgrund einer ganz schwachen ersten Halbzeit der Wormatia gingen die hochmotivierten Pfeddersheimer durch einen verwandelten Foulelfmeter von LUDWIG (25.) nicht unverdient in Führung, die lange Zeit anhalten sollte, weil sich die Wormatia in der zweiten Hälfte im Auslassen bester Torchancen selbst überbot. So dauerte es bis zur 89. Minute, ehe KÖKSAL einen Freistoßabpraller sehenswert in den Maschen versenkte und die Wormatia in die Verlängerung rettete. Dort war es dann dem seit Wochen überragenden Grimmer vorbehalten, nach einem Solo durch den Pfeddersheimer Strafraum für die Entscheidung zu sorgen (95.). So stand am Ende ein zwar hochverdienter, aber in der Entstehung glücklicher 2:1-Sieg nach Verlängerung gegen einen wacker kämpfenden Oberligisten, der ganz knapp vor der Überraschung stand. Weniger Fortune hatte der VfR derweil in der Liga. Bei der TSG BALINGEN kassierte die Wormatia eine vermeidbare 0:1-Auswärtsniederlage. In einem typischen 0:0-Spiel, in dem sich beide Mannschaften weitestgehend neutralisierten, musste ein Standard herhalten, um den Gastgebern den einzigen Treffer des Spiels zu bescheren. Dass hierbei ein Freistoß von Balingens KUHN an Freund und Feind vorbei ins Tor segelte (28.), war an diesem Tag symptomatisch für das Spielglück der Wormaten, die in der zweiten Halbzeit mehrere beste Gelegenheiten ausließen.

In der folgenden Woche schaute mit dem FC 08 HOMBURG ein echtes Spitzenteam in Worms vorbei. Nachdem der VfR zum wiederholten Male in dieser Saison die erste Halbzeit verschlafen hatte, in der die Saarländer spritziger, laufstärker und letztendlich auch gefährlicher wirkten, war der 0:1 Pausenrückstand durchaus schmeichelhaft. Aber wieder einmal kam ein komplett verwandeltes Team aus der Kabine, denn der VfR setzte die Homburger in der Anfangsphase der zweiten Halbzeit gehörig unter Druck. Die logische Folge war der Ausgleich durch TORRES (56.), der aber nur sechs Minuten Bestand hatte, dann kam es zur Schlüsselszene des Spiels, als Abwehrchef M’VOTO zur Notbremse greifen musste. Die Folgen: Rote Karte für M’voto und Elfmeter für den FCH. Zwar konnte CYMER diesen parieren, aber gegen den Nachschuss von Eisele war der Wormser Keeper machtlos (62.). Zu diesem Zeitpunkt hätte keiner der 1.031 Zuschauer gedacht, dass die Wormatia in Unterzahl noch ein- mal zurückkommen würde, jedoch zeigte Schiedsrichter ALESSANDRO SCO- TECE (Walldorf) bei einem der seltenen Gegenangriffe des VfR nach einem Foul an den eingewechselten CHKIFA erneut auf den Elfmeterpunkt. Für den gesperrten Stammschützen LOECHELT übernahm GRIMMER Verantwortung und versenkte sicher zum 2:2-Ausgleich (72.). Erneut hielt die Freude des Wormser Anhangs nur kurz an, denn schon sieben Minuten später sorgte Homburgs Eisele für die erneute Führung der Saarländer. Als es dann fünf Minuten später schon wieder rot für die Wormatia (Fischer wegen Schiedsrichterbeleidigung) und Elfmeter für Homburg gab, den MENDLER verwandelte (84.), war der Widerstand der nun doppelt dezimierten Wormaten endgültig gebrochen. In der zweiten Minute der Nachspielzeit schraubte abermals Mendler das Ergebnis auf eine deprimierende 2:5-Heimniederlage gegen den alten Rivalen FC Homburg.

So war im folgenden Auswärtsspiel bei einem Mitkonkurrenten im Abstiegskampf, dem KSV HESSEN KASSEL, Wiedergutmachung angesagt, die aber nur teilweise glückte. Nach einer starken Anfangsviertelstunde der Gastgeber waren es die Wormaten, die fortan das Zepter übernahmen und folgerichtig durch GRIMMER (44.) in Führung gingen. Auch nach der Pause kontrollierte der VfR Ball und Gegner, ehe erneut ein Platzverweis die Mannschaft um die Früchte ihrer Arbeit brachte, auch wenn es zwei Allerweltfouls innerhalb von zehn Minuten waren, die dem eingewechselten HACHE den gelb-roten Karton einbrachten (70.). Danach läutete der KSV eine Schlussoffensive ein, in der die Wormser in Unterzahl nur noch auf Ergebnissicherung bedacht waren. Als nach einem Patzer von CYMER beim Rauslaufen Kassels Schmitt per Kopfball der Ausgleich glückte (80.), schien sogar der eine Punkt noch gefährdet. Aber mit etwas Glück blieb es beim 1:1, mit dem man den Mitkonkurrenten Kassel vorerst weiter hinter sich lassen konnte. Ein Punkt wäre auch im ersten Rückrundenspiel am Bieberer Berg bei den OFFENBACHER KICKERS drin gewesen, weil sich der VfR trotz der frühen Verletzung von Abwehrchef M’VOTO (7.) nicht schocken ließ und lange Zeit gut mithielt. Bis eine Viertelstunde vor Schluss standen die Wormser kompakt in der Defensive, ließen kaum Offenbacher Gelegenheiten zu und spielten ihrerseits munter mit, ohne jedoch selbst zu nennenswerten Torchancen zu kommen. In der Schlussphase ließ jedoch die Konzentration etwas nach und die Offenbacher wurden zwingender in ihren Aktionen. Nach der viel bejubelten Führung durch KNÖLL (78.) war der Widerstand der Wormatia gebrochen und LEMMER (83.) sowie MARKOS (87.) sorgten für einen etwas zu hoch ausgefallenen 3:0-Heimsieg der Offenbacher Kickers. Auch wenn man am Ende doch wieder mit leeren Händen dastand, hatte sich die – aufgrund von Sperren und Verletzungen – mit dem letzten Aufgebot angereiste Wormatia bei einem Spitzenklub vor 5.562 Zuschauern teuer verkauft.

Die Vorrundenbilanz von Wormatia Worms

Mit dem Punktgewinn der Wormatia in Kassel endete auch gleichzeitig die Vorrunde in der Regionalliga Südwest. Mit 16 Punkten aus 17 Spielen, bei einem Torverhältnis von 17:28, fällt die Bilanz der Wormatia eher ernüchternd aus. Ein Punkteschnitt von 0,94 entspricht dem eines Absteigers. Wenn man in der Rückrunde den gleichen Schnitt erzielt, würde man bei 32 Punkten landen. Damit wäre man in der vorherigen Saison in der Regionalliga Südwest auf dem vorletzten Platz gelandet. Dass es trotzdem für Platz 14 in der Vorrunde reichte, was nach aktuellem Stand kein Abstiegsplatz wäre, liegt daran, dass vier Teams noch weniger Punkte einsacken konnten. Der KSV Hessen Kassel ist miserabel in die Saison gestartet, konnte aber zuletzt einiges an Boden gutmachen und liegt in der Vorrundentabelle nur ein Tor hinter der punktgleichen Wormatia. Auch Mitaufsteiger Eintracht Trier hat Probleme in der neuen Liga und konnte nur 13 Punkte einfahren. Dahinter steht auf dem vorletzten Platz der Vorrundentabelle der VfR Aalen (12 P.), der aufgrund seiner Insolvenz neun Punkte abgezogen bekam und normalerweise auf einem gesicherten Mittelfeldplatz stehen würde. Da Aalen sein erstes Rückrundspiel gewinnen konnte, liegt man aktuell sogar nur noch einen Punkt hinter der Wormatia. Einzig Rot-Weiß Koblenz liegt mit 7 Punkten weit abgeschlagen auf dem letzten Platz und dürfte kaum noch Rettungschancen besitzen. Vor der Wormatia sind mit Aufsteiger SGV Freiberg (18 P.) und Astoria Walldorf (19 P.) zwei Mannschaften in Schlagweite, die ebenfalls noch für den Abstieg in Frage kommen. Dass die Wormatia in der Vorrunde einige Punkte leichtfertig verschenkt hat, macht Hoffnung für die Rückrunde, wenn öfters mal das Spielglück auf Seiten der Wormatia ist. Vermutlich werden das fehlende Glück in den bisherigen Partien aber auch die anderen Teams im Tabellenkeller für sich in Anspruch nehmen. Um in der Regionalliga bestehen zu können, muss man über 90 Minuten konzentriert zu Werke gehen, weil nun mal fast jeder Fehler gnadenlos bestraft wird. Vom Prinzip macht dies auch den qualitativen Unterschied zwischen einem Spitzenteam und einem potentiellen Abstiegskandidaten aus.

Trainer Max Mehring

Es klemmt in der Offensive

Woran es bei der Wormatia an Qualität mangelt, wird bei einem Blick auf das Torverhältnis deutlich. Bei bisher 17 erzielten Toren wird offensichtlich, dass es in der Offensive gewaltig hakt. Das ist auch wenig verwunderlich, da die vier erfolgreichsten Torschützen aus der Oberliga-Meistersaison, EICHINGER (15 Tore, wechselte zum FSV Zwickau), KIEFER (15 Tore, verletzungsbedingt nur ein Kurzeinsatz in der Vorrunde), JOACHIMS (11 Tore, zum 1. FC Nürnberg II) und DARKAOUI (9 Tore, zum SV Auersmacher) allesamt in der Regionalliga nicht mehr zur Verfügung standen. So blieb diesmal die Rolle des Topscorers Rechtsverteidiger LENNART GRIMMER vorbehalten, der eine überragende Vorrunde zusätzlich mit 5 Toren krönte. Dagegen konnte der etatmäßige Mittelstürmer NILS FISCHER, der stets mit Einsatz und einem großen Laufpensum glänzt, aber zu selten dort ist, wo ein Vollstrecker gebraucht wird, nur zwei Treffer beisteuern. Der junge DANIEL KASPER, der in der Rückrunde der Meistersaison zur Höchstform aufgelaufen war, traf ebenfalls zwei Mal, obwohl er seit dem 8. Spieltag verletzungs- bedingt pausieren musste. Mehr erhofft hätte man sich von Regionalligaurgestein JANNIK SOMMER (2 Tore), enttäuschend auch die Aus- beute des ehemaligen Bundesligaprofis MELVYN LORENZEN, der nur einmal im gegnerischen Tor fündig wurde. Zwei Jokertore steuerte ALEXANDER  SHEHADA  bei, auch Kapitän SANDRO LOECHELT erzielte zwei Treffer, während LUCAS TORRES einmal traf. Mehr Torschützen gab es bei der Wormatia nicht, weil unter den immerhin 15 Neuzugängen nicht nur kein echter „Knipser“ zu finden war, sondern generell kaum torgefährliche Spieler verpflichtet wurden. Eine weitestgehend ungefährliche Offensive, gepaart mit einer stabilen Defensive, sorgte dementsprechend in den meisten Spielen für knappe Ergebnisse. Von den neun Niederlagen in der Vorrunde erfolgten vier mit 0:1. Von den vier erzielten Dreiern in der Vorrunde, erfolgten drei Siege mit 1:0. In Anbetracht dessen war zuletzt die einzige Hoffnung der Wormser Fans, dass die Abwehr kein Gegentor zulässt und vorne „irgendjemand“ trifft. Um auch mal einen Gegner zu dominieren und klar zu besiegen, reichte die Qualität des VfR in der Hinrunde nicht aus.

Noch zwei Spiele bis zur Winterpause

Wie in der letzten Ausgabe prophezeit, waren es vor allem Spieler aus der zweiten Reihe, die zuletzt gefordert waren. Da die Wormatia in der Sündertabelle mit 43 gelben, 2 gelb-roten und 3 rote Karten auf dem letzten Platz liegt, fielen in den letzten Spielen immer wieder Spieler wegen Sperren aus. Zu den Langzeitverletzten gesellten sich, neben KASPER, zuletzt auch noch die Stammspieler LORENZEN, IHRIG und M’VOTO, die man alle vor der Winterpause nicht mehr auf dem Platz sehen wird. Die beiden Letztgenannten fallen sogar bis Saisonende aus. Der beste Torschütze der letzten Saison, LUIS KIEFER, kam nach seiner Verletzung nicht richtig in Tritt und kann in der Vorrunde nur auf 45 Minuten Einsatzzeit verweisen. Von daher geht der Kader von Trainer MAX MEHRING ein wenig auf dem Zahnfleisch in die letzten beiden Spiele gegen den FC Astoria Walldorf und beim VfB Stuttgart II. Gegen beide Mannschaften hat der VfR in der Vorrunde etwas unglücklich mit 0:1 verloren. Während ein Sieg im Heimspiel am 03.12. gegen den Mitkonkurrenten Walldorf, der aufgrund seines Sieges gegen Trier zum Rückrundauftakt nun schon sechs Punkte vor der Wormatia liegt, fast schon Pflicht ist, sollte auch am 10.12. bei der U23 des VfB etwas drin sein. Dass man aktuell jeden einzelnen Punkt dringend gebrauchen kann, muss nicht explizit erwähnt werden. Danach geht es zum Wunden lecken und zur Analyse des bisherigen Saisonverlaufs in die Winterpause.

 

Text: Frank Fischer, Fotos: Andreas Stumpf