Städtische Sparmaßnahmen sorgten 2023 für Dunkelheit in der Stadt

Suchte man 2023 in Worms nach Symbolen für eine Stadt mit leeren Kassen, so konnte man an vielen Stellen fündig werden. Eines der prägnantesten fand sich buchstäblich im Dunkel der Nacht. Zunächst war die Verdunkelung aller historischen Objekte in Worms der Energieeinsparverordnung geschuldet, doch dann entdeckte die Stadt das Sparen.

Bereits im September 2022 kündigte OB Adolf Kessel im Gespräch mit WO! an, dass man die Außenbeleuchtung zahlreicher Liegenschaften aufgrund der Verordnung vorüber- gehend ausschalten werde. Angesprochen auf das Einsparpotential erklärte er: „Die genauen Zahlen kenne ich nicht, allerdings wurde mir gesagt, dass die Einsparungen nur geringfügig sind.“ Kurz nach dem Gespräch gingen schließlich die Lichter aus. Während um Worms herum ab Mitte April die historischen Wahrzeichen wieder er- strahlten, blieb es hier weiterhin dunkel. Insbesondere die Lutheranlage im Herzen der Stadt entwickelte sich so in den Nachtstunden zu einem stockfinsteren Ort, der nur noch ungern von Passanten überquert wurde. Dabei war die Anlage, laut Kessel, genau aus diesem Grund gar nicht vorgesehen. Hier diene die Beleuchtung nicht nur der Inszenierung, sondern auch der Sicherheit. Doch am Ende siegte das Sparen über die Sicherheit.

Ein Jahr sollte es dauern, ehe im September der Dom als Erstes wieder erstrahlte. Die Stadt erklärte, dass die Haushaltssituation die Beleuchtung weiterer Gebäude jedoch immer noch nicht erlaube. Ebenso verwies sie auf einen ökologischen Gedanken. Insbesondere Bürger verschiedener Kirchengemeinden wollten der Erklärung nicht folgen. Vorschläge, wie das zeitweise Anschalten der Außenbeleuchtung, wurden ignoriert. Mitte November stellten wir eine Anfrage und wollten wissen, wann es zur Wiederbeleuchtung kommt und wie hoch eigentlich die Einsparung sei? Als Antwort teilte die Pressestelle mit: „Die Beleuchtung der Kirchen und Sehenswürdigkeiten soll in Kürze vollständig wieder aktiviert werden.“ Wie viel gespart wurde, vermochte sie wiederum nicht zu sagen. Immerhin wacht nun Luther wieder über seinen Platz.

Text: Dennis Dirigo, Foto: Hartmut Keil