Stadt erklärt „Aus“ für Pläne Gewerbegebiet Mittelhahntal

Übergabe der Unterschriftensammlung auf dem Marktplatz an Oberbürgermeister Adolf Kessel

Es war zwei Tage vor Heiligabend, als die Stadt bei einem kurzfristig anberaumten Pressegespräch erklärte, dass man die Pläne zum Gewerbegebiet Mittelhahntal nicht weiter- verfolgen werde. Für die Gegner des Projektes dürfte es von Seiten der Stadt kein schöneres Weihnachtsgeschenk gegeben haben.

Alles begann 2021 im Bauausschuss der Stadt Worms. Auf der Suche nach Flächen, die man womöglich zu einem Gewerbegebiet ausbauen könnte, kam aus den Reihen der Ausschussmitglieder der Hinweis, sich das Gebiet Mittelhahntal zwischen Kirschgartenweg und der Firma Röhm genauer anzusehen. Eigentlich war dieses im Flächennutzungsplan der Stadt als solches gar nicht vorgesehen. Schon damals lieferte das Klimakonzept Innenentwicklung aus dem Jahre 2020 Hinweise auf die klimatische Situation in diesem Gebiet. Allerdings nur begrenzt auf die klimatische Situation in der Innenstadt, insbesondere an heißen Sommertagen. Doch nach dem Beschluss im Ausschuss, der im Stadtrat bestätigt wurde, begann die Stadt, verstärkt dieses Areal in den Fokus zu nehmen.

Schon kurz darauf gerieten die Pläne auch in den Fokus einiger Naturschutzverbände. Ende 2021 gründete sich schließlich die Initiative Klimaschutz Mittelhahntal. Höhepunkt des Bürgerengagements war die Übergabe einer Unterschriftenliste gegen ein Gewerbegebiet Mittelhahntal an OB Adolf Kessel am 3. November 2023. Statt den für einen Einwohnerantrag erforderlichen 1.760 Unterschriften kamen letztlich stolze 4.467 Unterschriften zusammen. Zwischenzeitlich hatte die Stadt ein Klimagutachten in Auftrag gegeben. Das sollte genaueren Aufschluss darüber geben, wie genau die Bebauung das Klima in der Innenstadt beeinflusse.

Die Antwort lautete schließlich kurz vor Weihnachten, dass das Gewerbegebiet das Klima sehr deutlich beeinflussen würde. Als Zahl genannt wurde bei dem Pressegespräch eine Temperaturschwankung von bis zu zehn Grad. Als Ergebnis dieser hoch komplexen meteorologischen Untersuchungen zeigte diese, dass bei einer bebauten Fläche im Mittelhahntal keine Kaltluft mehr mit dem Hauptstrom nach Osten über die Fläche abfließen würde. Damit verringert sich auch der Kaltluftzufluss in die Wormser Innenstadt deutlich. Besonders betroffen wäre demnach die sich nordöstlich anschließende Bebauung (Kirschgartenweg Richtung Innenstadt).

Doch so groß der Jubel der Initiative ist, so klar ist aber auch der Stadt, dass man den Plan eines Gewerbegebiets nicht aufgeben wird. „Ich habe stets betont, dass wir das Mittelhahntal nicht alternativlos aufgeben können. Deshalb schauen wir bereits jetzt auf andere Bereiche, die möglicherweise auch kurzfristig als Gewerbeflächen ausgewiesen werden könnten“, betonte Oberbürgermeister ADOLF KESSEL. Welches Gebiet die Stadt nun als nächstes ins Visier nehmen möchte, darüber mochte man bei dem vorweihnachtlichen Pressegespräch nicht reden. Ziel ist es, zukünftig deutlich früher alle Aspekte abzuklären bevor die Stadt weitere Pläne veröffentlicht.

Text: Dennis Dirigo, Foto: Andreas Stumpf