Als Martin Luther im Jahr 1521 vor dem Reichstag zu Worms sprach, da galt er als jemand, der gerne mal eine unbequeme Meinung vertrat. Und wir mutmaßen jetzt einfach mal: Wenn Luther heute noch leben würde, würde er vermutlich WO! lesen.

Mit der Kritik ist das auch heutzutage so eine Sache. Im Zuge der Lutherfeierlichkeiten bemerkte Ministerpräsidentin Malu Dreyer, dass das „unerschrockene Wort“ ausdrücklich nicht für Corona Kritiker gelte. Vor dem Hintergrund, dass auch Luthers Kritik zunächst auf taube Ohren stieß, ist das eine bemerkenswerte Aussage. Die Maßnahmen der Regierung soll man also gefälligst widerspruchslos hinnehmen, auch wenn die eigene Existenz dabei vor die Hunde geht. Wie Kritik nach hinten losgehen kann, bewies kürzlich die Aktion #allesdichtmachen: 51 Schauspieler, bekannt aus Film und Fernsehen, nahmen in kleinen Filmchen die Corona Maßnahmen der Bundesregierung ironisch, mitunter auch etwas zynisch, auf die Schippe. Dass sich anschließend ein Dutzend Mitwirkende umgehend nach der Veröffentlichung wieder davon distanzierten, weil sie von der falschen Seite Applaus erhalten hatten und nicht in der rechten Ecke landen wollten, passt in die heutige Zeit. Einen öffentlichen Shitstorm mussten die Schauspieler trotzdem über sich ergehen lassen. Aber nicht etwa, weil bei der Aktion Tatort-Kommissare mitgewirkt haben, die auch während der Corona Pandemie sechsstellige Gagen pro Folge kassiert haben, sondern weil die Videos die Opfer der Pandemie verhöhnen würden. Regisseur und Mitinitiator DIETRICH BRÜGGEMANN äußerte sich zu der Kritik wie folgt: „An alle, die jetzt von ‚Verhöhnung‘ schwurbeln: Ich schwurble jetzt auch mal. Ihr verhöhnt die Opfer. Ihr trampelt auf denen herum, die jetzt selbstmordgefährdet sind. Ihr spuckt auf all die, die ihre Existenz verloren haben. Ihr macht euch lustig über das Leid derer, die in ärmeren Schichten und ärmeren Ländern über die Klinge springen, die ihr ihnen hinhaltet. Ihr seid zynisch und menschenverachtend.“

APROPOS KRITIK
Auch unser Oberbürgermeister ADOLF KESSEL musste in den letzten Wochen viel Kritik einstecken. Sollte unser OB etwa nur Befehlsausführer einer SPD regierten Landesregierung sein? In dieser Ausgabe nimmt Kessel Stellung zu Fragen zur aktuellen Corona Politik. Im Zuge der Unzufriedenheit vieler Bürger mit den Corona Maßnahmen der Regierung dürfte es auch der CDU Direktkandidat für den Wahlkreis Worms, JAN METZLER, im September schwer haben. Während unser Jan im Fahrwasser seiner orientierungslosen Regierung mitschwimmt und für das umstrittene Infektionsschutzgesetz gestimmt hat, hat der zweite Wormser Kandidat im Bundestag, MARCUS HELD, losgelöst vom Parteienzwang dagegen gestimmt. Held, mittlerweile Persona non grata in der SPD, muss sich ab Anfang Mai wegen dubioser Grundstücksgeschäfte vor dem Landgericht Mainz verantworten. Sein Nachfolger als Direktkandidat der SPD für den Deutschen Bundestag ist mit dem Wormser Kulturkoordinator DR. DAVID MAIER ein frisches Gesicht. Dagegen soll die Stelle des neuen Baudezernenten ein alter Bekannter antreten. Geht es nach dem Willen der Sozialdemokraten soll TIMO HORST das Erbe von Uwe Franz antreten. Während also dank der Bundes-Notbremse das kulturelle Leben noch weiter ausgebremst bleibt, ist immerhin die Politik in Bewegung. Im September sind schließlich Bundestagswahlen.

Viel Durchhaltevermögen beim Lesen der 185. Ausgabe von:

WO! – DAS Wormser Stadtmagazin
wünscht Ihnen

Frank Fischer, Chefredakteur