„5 vor12“. Unter diesem Warnruf haben der CDU-Fraktionsvorsitzende im Landtag, Christian Baldauf, und die Landtagsabgeordnete Stephanie Lohr mit Wormsern aus Kultur, Vereinen und der Veranstaltungsbranche in einer digitalen Veranstaltung darüber diskutiert, wie sich die wirtschaftlichen Auswirkungen der Corona-Pandemie in den Griff bekommen lassen.

Die Teilnehmer beschrieben Umsatzrückgänge zum Teil von 80 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. „Das zehrt an den Nerven und ist existenzgefährdend“, fasste Lohr die Sorgen der Betroffenen zusammen. Das Wichtigste sei jetzt Planungssicherheit und finanzielle Hilfe. Im Gespräch mit Veranstaltern, Künstlern und Vertretern von Vereinen, Schaustellern, Stadtmarketing sowie der Kultur- und Veranstaltungs-GmbH ging es vor allem um die Frage: Was muss passieren, damit Betroffene wirtschaftlich durch die Krise kommen? Lohr unterstrich die Forderung nach einem zusätzlichen Unternehmerlohn für Künstler und Soloselbstständige, wie es ihre Fraktion vorschlägt. „Wir müssen unsere Kultur retten!“, sagte Lohr. Für Kulturschaffende würde die CDU-Initiative konkret eine Soforthilfe von 1180 Euro für drei Monate bedeuten. Bei dem zusätzlichen Unternehmerlohn orientiert sich die CDU an dem Modell wie in Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen. „Wir dürfen die Solo-Selbständigen jetzt nicht im Stich lassen“, sagte Lohr.
Laut Baldauf und Lohr zeigt das Hilfsprogramm der Landesregierung kaum Wirkung und geht am Bedarf vorbei. Als Beispiel nennt Lohr das Stipendienprogramm für Kunstschaffende: „Von den 7,5 Millionen Euro ist trotz mehrerer Aufrufe auch nach einem halben Jahr noch nicht einmal die Hälfte abgerufen worden.“

Baldauf und Lohr begrüßten dagegen die von der Bundesregierung angekündigte finanzielle Entschädigung in Höhe von 75 Prozent vom Novemberumsatz 2019. Baldauf: „Ich stehe hier im Kontakt mit Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier.“ Die Umsetzung müsse schnell, unkompliziert und direkt erfolgen. Wie Johann Nock aus der Sicht der Schausteller und Christian Ruppel vom Medienpark Vision berichteten, haben die im Sommer in Worms aus den eigenen Reihen der Selbständigen entstanden Initiativen wie das WopenAir oder der Festplatz to-go zwar viel Anerkennung gefunden, aber wirtschaftlich keinen echten Rückhalt geboten. Zudem müssten die Schausteller nun auch die Absage des Weihnachtsmarkts wegstecken. Ein anderes Problem sprach Joachim Ernst vom Dom Hotel an: Sein Haus darf in diesen Tagen geöffnet bleiben, hat aber – wie praktisch alle Hotels – wegen der Einschränkungen so gut wie keine Gäste. Sascha Kaiser (KVG) berichtete, kaum jemand sei derzeit bereit, in größere Veranstaltungsformate zu investieren. Für Worms sei dies aber wichtig, so stehe im nächsten Jahr etwa das große „Luther Jahr“ an, für das es längst auch gute Konzepte gebe. Kai Hornuf vom Stadtmarketing merkte an, viele Selbständige litten besonders darunter, dass die Planbarkeit fehle.

Baldauf und Lohr räumten ein, dass derzeit niemand Garantien geben könne. „Wir fahren alle nur auf Sicht.“ Lockdowns seien den Menschen und der Wirtschaft jedoch längerfristig nicht zumutbar. Beide freuten sich über die vielen Ideen, die von den Wormsern genannt wurden. „Wir werden vieles mit in die politischen Gremien nehmen.“ Dazu gehört demnach etwa der Vorschlag, Betriebe zu zertifizieren, die gute Hygienekonzepte liefern, um im Falle eines Lockdowns besser differenzieren zu können bei den Einschränkungen. Auch die Idee einer staatlichen Versicherung für Fälle, in denen Veranstaltungen Corona-bedingt kurzfristig abgesagt werden müssen, soll geprüft werden. Dies könnte in Worms besonders bei den Nibelungen-Festspiele oder Jazz & Joy helfen. Auch von Wormser Vereinen wurde der Wunsch geäußert, dass mehr differenziert wird. Matthias Matheis von der Narrhalla etwa sagte, auch manche Vereine seien in der Lage, gute Hygienekonzepte zu erstellen und die Einhaltung sicherzustellen.
Baldauf und Lohr lobten, dass auch unter den Betroffenen insgesamt viel Verständnis für den Teil-Lockdown aufgebracht werde und für den hohen Stellenwert, den die Politik dem Gesundheitsschutz einräume.
Im Dezember soll das Gespräch in digitaler Form weitergeführt werden.