Wenn ab Ende September knapp 600 neue Kommilitonen anrücken, um an der Wormser Fachhochschule zu studieren, halten diese auch die hier vorliegende September-Ausgabe unseres Magazins in den Händen. Wir verbinden dies mit der Hoffnung, dass sich die Studenten mehr für ihre neue Heimat interessieren. Umgekehrt gilt das allerdings genauso. Auf dass die Wormser erkennen, was es heißt, eine Studentenstadt zu sein…
Anfang August erhielten wir eine Mail mit folgendem Inhalt:
„Wir, die Fachschaft IM/HM der FH Worms, organisieren in Zusammenarbeit mit anderen studentischen Gremien die Einführung der neuen Studenten im September. Um diese Willkommen zu heißen, erhalten die Studenten eine Tüte mit verschiedenen Give-aways und Informationsbroschüren rund um das Studium und die Stadt Worms. Gerne würden wir im nächsten Semester den Studenten eine Ausgabe des WO!-Stadtmagazins in die Tüte packen. Wir sehen darin eine gute Möglichkeit die Studenten über verschiedene Events und Neuigkeiten der Stadt Worms zu informieren und ihnen einen ersten Einblick in die neue Umgebung zu ermöglichen.“
Natürlich wollten wir, schließlich liegt unser Magazin schon seit der ersten Ausgabe in der Fachhochschule aus, in der Hoffnung, dass uns eben genau das gelingt: „die Studenten über verschiedene Events und Neuigkeiten der Stadt Worms zu informieren“. Denn es wird seit Jahren allgemein beklagt, dass sich die Studierenden an der FH Worms gerne ein wenig abkapseln und Kontakte mit Einheimischen allenfalls in der Studentenkneipe „Taberna“ auf dem Campus der FH stattfinden. Ansonsten heißt das Motto zumeist: „Kommen, studieren, wenig von Worms wahrnehmen und anschließend wieder gehen…“. Wenn jemand hier bleibt, dann am ehesten, weil man sein privates Glück gefunden hat, weniger, weil man so sehr von dem kulturellen Angebot für „junge Erwachsene“ und Studierende angetan war.
Worms schläft noch…
Wenn wir ganz ehrlich sind, haben wir hier – und damit meine ich Veranstalter, Gastronomen, Geschäfte, Kultureinrichtungen und Lokalpolitiker gleichermaßen – dieses stetig wachsende Potential der „Studentenstadt Worms“ noch gar nicht richtig erkannt. Wir reden hier immerhin von 3.200 Studenten im Jahr 2013, in den 80er Jahren waren es gerade einmal halb so viele, denen man kulturell durchaus auch mal etwas bieten könnte. Läuft man durch andere mittelgroße Städte wie Münster, Kassel, Darmstadt oder Fulda fällt einem sofort auf, dass an nahezu jeder Straßenecke Angebote für Studenten zu finden sind – in Worms sind diese eher rar gesät. Auch herrscht hier lange nicht so ein Angebot an Musikclubs, Discotheken oder studentisch orientierten Kneipen wie in z.B. in Mannheim, wo man aber auch 21.342 Studenten versorgen muss, was in Anbetracht von 825 Kneipen glänzend gelingt. Heidelberg beispielsweise ist jüngst auf Platz 7 der „coolsten Studentenstädte Deutschlands“ gewählt worden, weil die Stadt u.a. durch eine „lebendige und vielseitige Kulturszene“ besticht. In Worms gibt es ebenfalls eine lebendige und vielseitige Kulturszene, man muss sie aber auch entdecken wollen. Die wichtigste Frage lautet deshalb, wie groß das Interesse der Wormser Studenten an ihrer Übergangsstation ist? Wenn wir es mit unseren Berichten über die regionale Kulturszene schaffen, das Interesse der Fachhochschüler zu wecken, würde uns das freuen. Und keine Sorge, auch wenn einige Wormser so aussehen: „Wir beißen gar nicht…“.
Auch die Stadt ist gefordert
Dass man von städtischer Seite immer noch etwas unbeholfen in Sachen Jugendkultur agiert, ist in Anbetracht eines Besucherflops wie zuletzt der norddeutschen Band „Stanfour“, die gerade einmal 280 zahlende Besucher in den Mozartsaal gelockt hat, nicht von der Hand zu weisen. Aber der Wille ist da, ein kulturelles Programm fernab der „Amigos“ (die kommen übrigens am 28.04. ins Wormser…) bieten zu wollen. Man investiert Jahr für Jahr 1,5 Millionen Euro in Nibelungen Festspiele, mit dem Ziel, ein anderes Gesicht von Worms zu zeigen und vielleicht den einen oder anderen Besserbetuchten hierher zu locken. Mit der FH Worms hat man jedes Jahr über 3.000 zukünftige „mutmaßliche Gutverdiener“ vor der eigenen Haustür und lässt diese ein Leben in einer „Stadt in der Stadt“ leben. Dabei könnte ein bisschen akademisches Blut einer Stadt, die in Sachen Bildung am unteren Ende in Rheinland Pfalz rangiert, richtig gut tun. Sofern man denn irgendwann dieses Potential erkennt. Und nochmal zur Klarstellung: Das gilt übrigens für beide Seiten…