Nach Jürgen Prochnow im Vorjahr wird mit Klaus Maria Brandauer in diesem Jahr ein weiterer Weltstar zu den Nibelungen Festspielen nach Worms kommen. Das war die gute Nachricht des abgelaufenen Monats März.

In der Nacht vom 5. auf den 6. März 2019 wurde eine junge Frau (21) in Worms mit mehreren Messerstichen brutal ermordet. Kurz danach stellte sich ein 22-Jähriger der Polizei und gestand die Tat. Der junge Tunesier war in den letzten Jahren bereits mehrfach wegen diverser Delikte aufgefallen. Mit Syndia war Ahmet T. seit einigen Monaten befreundet. Dass er zum Zeitpunkt des Mordes gar nicht mehr hätte hier sein dürfen, macht die Sache noch tragischer. Es folgte die reflexartige Vereinnahmung durch die AfD, die eine Mahnwache in Worms ankündigte. Genauso schnell war aber auch die andere Seite zur Stelle und das „Bündnis gegen Naziaufmärsche“ rief zu einer Gegendemo auf. Ein Naziaufmarsch wie in Kandel blieb Worms erspart. Diejenigen, die wirklich getrauert haben um Syndia, hatten sich schon drei Tage vorher am Netto-Parkplatz im Wormser Norden getroffen und waren schweigend mit Kerzen zum Wohnhaus der Verstorbenen gelaufen.

Im Zusammenhang mit einem derart tragischen Verbrechen sollten Medien neutral berichten und nicht werten. Das gilt nicht nur für die Täter, sondern auch für die Opfer. Bedenklich wird es deshalb, wenn gestandene Lokaljournalisten über den Mord berichten und dabei gleich mehrfach die Herkunft des getöteten Mädchens erwähnen. Der Grund hierfür erschließt sich nicht, da es sich um eine Beziehungstat handelte, die genauso gut auch im Wormser Westend hätte passieren können. Gleichwohl ist eine differenzierte Diskussion über dieses Thema, zumindest in den Sozialen Medien, schon lange nicht mehr möglich. Mark Zuckerberg muss eingestehen, dass sein Facebook zunehmend von rechter Propaganda übersät ist. Zu einer Demokratie gehört es, auch kritische Stimmen und unterschiedliche Meinungen zuzulassen. Dass aber ein Oberbürgermeister, der im Zusammenhang mit der Tat zur Besonnenheit aufruft, anschließend Morddrohungen erhält und sich übelsten Beleidigungen ausgesetzt sieht, hat nichts mehr mit Demokratie zu tun.

Trotzdem sage ich: Bürger, die über gewisse Entwicklungen besorgt sind, gleich als Nazis einzustufen, ist genauso falsch, wie human eingestellte Leute verächtlich als „Gutmenschen“ zu bezeichnen. Zwischen „Flüchtlinge raus!“ und „Refugees Welcome“ gibt es immer noch genügend, die zu differenzieren wissen. Menschen zu helfen, die in wackeligen Booten übers Mittelmeer schippern und teilweise noch mit Folterspuren in der Freiheit ankommen, gebietet der Grundsatz der Humanität. Wer anschließend bereit ist, die Sprache und Gepflogenheiten des Landes zu lernen, ist herzlich willkommen. Wer aber die Gesetze dieses Landes nicht achtet, muss konsequent wieder abgeschoben werden. Das ist das, was nicht nur rechte Krakeeler fordern, sondern die große breite Masse. Politik und Justiz sind gefordert, dies endlich konsequent umzusetzen. Damit solche sinnlosen Morde wie an Syndia nicht mehr vorkommen.

Einen wachen Verstand beim Lesen der 160. Ausgabe von:
WO! – DAS Wormser Stadtmagazin

wünscht Ihnen
Frank Fischer | Chefredakteur