Autorin: Christine Ziegler
08. Januar 2015
Lincoln Theater in Worms:
Full House! Eine kleine Herausforderung erwartete die Veranstalter vom Lincoln Theater am Abend des ersten Poetry Slam im neuen Jahr. In Scharen strömten die Besucher in das ehemalige Kino am Obermarkt.
Wer zu spät kam, durfte auf notdürftig herangekarrten Stühlen Platz nehmen, um insgesamt elf Slammern zu lauschen. Längst kommen die Kandidaten nicht nur aus Worms und Umgebung, sondern reisen aus ganz Deutschland an, um sich den heftigsten Applaus zu erhaschen. Unterteilt in Gruppen hatte jeder Teilnehmer ganze 6 Minuten und 43 Sekunden Zeit, das Publikum von sich zu überzeugen. Da alle Slammer „in time“ waren, blieb uns der lustige Move von Moderator und Initiator Jens Wienand verwehrt, indem er nämlich langsam auf die Bühne geschlichen kommt, sich ganz diskret am Teilnehmer reibt, um ihn auf die abgelaufene Zeit aufmerksam zu machen. Nach jedem Gruppendurchgang wird der Sieger erklatscht, ehe dann alle Gruppensieger in der letzten Etappe gegeneinander antreten. Zu gewinnen gab es einen Stoffbeutel, der im Laufe der Veranstaltung reihum gegeben wurde – jeder willige Zuschauer war willkommen, etwas zu spenden. (Wie sich am Schluss bei rudimentärer Durchsicht der Habseligkeiten im Stoffbeutel herausstellte, durfte neben Geld, Kaugummis und Zigaretten auch das WO! Magazin nicht fehlen!) Wie gewöhnlich durften sich die Zuschauer eingangs auf einen Feature Act freuen, denn Lukas Hebertson bespaßte mit lustigem Songtext und Gitarrenspiel, bevor es dann losging mit den Wortakrobaten. Bunt bespickt war einmal mehr das Slammer Ensemble, die unterschiedlichsten Charaktere trugen ihr Gedankengut vor. Sei es in Form von lustigen Anekdoten, Nachdenklichem aus dem Alltag oder phantasievollen literarischen Ausbrüchen. Mutigster Auftritt war der Vortrag von Marie, welche in „Nichtssagendes in zwei Akten“ volle drei Minuten schweigend am Mikro stand. Als kleine Überraschung des Abends konnte man sicher die jüngste Teilnehmerin nennen. Hanna philosophierte mit ihren 14 (!) Jahren souverän über Liebe und Herzklopfen. Nach Loyalitätsbekundungen in Anlehnung an „Je suis Charlie“, brüllend komischen Geschichten über Opas und deren Bezug zu Facebook oder dem harten Alltag eines DJs, trat ein bekanntes Wormser Gesicht ans Mikro. Wie im September 2014, als er zum ersten Mal teilgenommen und gleich den Sieg eingefahren hatte, nahm erneut Mortimer teil und sorgte mit seinem Text über Superhelden für großes Gelächter. Eindeutig erklatschte Siegerin war an diesem Abend jedoch Leonie Wanke mit ihrem köstlichem Text „Es war einmal“, eine etwas andere Interpretation von Grimms Märchen. Übrigens: Der nächste Poetry Slam findet am 05.03.2015 statt, die verwandte Veranstaltung „Lieder Slam“ am 08.02.2015.
Fazit: Einmal mehr haben jung und alt großes Talent bewiesen. Ob urkomisch, nachdenklich oder kritisch – facettenreich und phantasievoll waren sie alle!