Ohne Zweifel gehört Agatha Christie zu den erfolgreichsten und vor allem einflussreichsten Kriminalautorinnen des 20. Jahrhunderts. Neben der resoluten Miss Marple erschuf sie auch die Figur des blitzgescheiten Detektivs Hercules Poirot. Seine bei- den berühmtesten Fälle dürften „Mord im Orient-Express“ sowie „Tod auf dem Nil“ sein. Beide Bücher er- reichten in den 70er Jahren durch aufwendige und vor allem starbesetzte Verfilmungen endgültigen Klassikerstatus. Der leidenschaftliche Shakespeare Darsteller und Regisseur Kenneth Branagh wagte sich 2017 an eine Neuverfilmung des „Orient Express“, die zwar wenig originell geriet, aber sehr erfolgreich war, sodass der Detektiv nun erneut ermitteln darf. Dieses Mal verschlägt es ihn nach Ägypten, wo er Gast einer mondänen Hochzeitsgesellschaft ist, die mit einem Schiff über den Nil schippert. Dort kommt es natürlich zum Mord. Bis es soweit ist, lässt sich der etwas mehr als zweistündige Film sehr viel Zeit, führt die Charaktere ein und versucht mit allerlei Kameragimmicks und CGI Einsatz die Zuschauer visuell zu verblüffen. Leider übertreibt es Branagh zuweilen mit der Technik, sodass der Krimi phasenweise eher an eine Fortsetzung des 90er Jahre Grusel-Abenteuers „Die Mumie“ erinnert. Interessant ist wieder- um der Versuch Branaghs, seinem Poirot mehr charakterliche Tiefe zu vermitteln, als es Peter Ustinov in der 1978 entstandenen Verfilmung erlaubt war. Schade ist wiederum, dass dieser Ansatz leider nicht zu Ende gedacht wird und irgendwie verpufft bzw. im direkten Vergleich mit der 78er Verfilmung dem Stoff eine gewisse Leichtigkeit nimmt. Zugleich ist das auch typisch für den Regisseur Branagh, der selbst eine Comicfigur wie „Thor“ in dessen ersten Auftritt im Marvel Cinematic Universe 2011 in unmittelbare Shakespeare Nähe lenkt. Als sei der große britische Dramaturg Branahgs Nemesis, die sich wie eine undurchdringliche Patina über alle seine Filme legt.
Fazit: Am Ende bleibt ein unterhaltsamer Ausflug auf dem Nil, der allerdings unentschieden zwischen surreal, shakespearescher Bedeutungshuperei und Krimi-Rätsel-Spaß pendelt.
Bewertung: annehmbar
Death on the Nile
USA 2021
Regie: Kenneth Branagh
Darsteller: Kenneth Branagh, Armie Hammer, Gal Gadot, Sophie Okonedo, Annette Benning
Laufzeit: 128 min
FSK ab 12 Jahren